Korschenbroich "Es werde Licht" — und das 200-mal

Korschenbroich · Die erste historische Lampe schenkte sich Dr. Werner Touché selbst zum Physikum. Heute ist seine Sammlung auf etwa 3500 Stücke angewachsen. 200 davon zeigt er noch bis zum 22. September im Kulturbahnhof Korschenbroich.

Etwa zur Halbzeit der Ausstellung "Es werde Licht" erzählte der pensionierte Mediziner von der Kulturgeschichte der künstlichen Beleuchtung und freute sich über jede Frage aus der interessierten Zuhörerschaft. "Es ist immer etwas Besonderes, wenn man auf Sammler trifft, die sich fast ihr ganzes Leben mit einer Sache auseinandergesetzt haben. So ergibt sich auch ein Stück Geschichte aus neuer Perspektive", würdigte Dr. Rita Mielke, Mitorganisatorin der Ausstellung, Touchés Erfahrungsschatz.

Längst weiß der Sammler, dass irgendwann die Frage nach der Initialzündung für den Beginn der Sammlung kommt. Daher erzählte er: Schon als Kind hatte er sich in eine Grubenlampe mit dem ulkigen Namen "Frosch" begeistert. Vergeblich bat er den Onkel, ihm diese zu überlassen. Nach dem Krieg suchte Touché in den Trümmerhaufen nach dem guten Stück — fand es aber nicht. "Licht ist ein ganz besonderer Faktor unseres Lebens. Beim Licht einer Kerze oder eines Öllichts schrieben Schiller und Goethe ihre Werke, und auch James Watt entwickelte die Dampfmaschine beim Öllicht", berichtete Touché. Im Kulturbahnhof zeigt er vom Öllicht bis zur Petroleumlampe ausschließlich Exponate, die flüssigen Beleuchtungsstoff brauchen. Einzige Ausnahme ist ein Kienspan, Beispiel für sparsamste Beleuchtung, wenn das Geld für Kerzen und Öllampen fehlte. Denn: "Hauptsache, man hatte Licht".

In seinen Ausführungen nannte Touché den Docht als eine der größten Erfindungen zur künstlichen Beleuchtung. Seiner Überzeugung nach kommen die ersten Öllampen aus Palästina. Hier gab es die ältesten Olivenbäume in einer Wildform, die später kultiviert wurde. Die Römer brachten das Olivenöl in hiesige Regionen. Die ersten Lampen waren vermutlich Fettlampen, die außerhalb der Städte sogar noch bis ins 19. Jahrhundert verwandt wurden.

Letzte Lampe mit offener Flamme

Petroleum ermöglichte die erste Beleuchtung, die reguliert werden konnte und war zugleich die letzte mit offener Flamme. Als Touché von der Schnelligkeit der Entwicklung in der Beleuchtungsgeschichte nach 1860 erzählte, stimmte ihm ein Zuhörer bei. In den 60er Jahren habe er noch Karbidlampen gekannt und stehe nun oft fassungslos vor dem High-Tech-Licht unserer Tage.

(RP)
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