Korschenbroich Erster Energiespeicher steht in Pesch

Korschenbroich · Den eigenen Sonnenstrom auch im Winter nutzen: Das soll ein Heimbatteriespeicher ermöglichen, der mit anderen Speichern vernetzt wird. Familie Marx hat sich dazu entschieden. Sie ist die erste Familie in Nordrein-Westfalen.

 100 Prozent eigene Sonnenenergie: Hubertus Marx (M.) vor seinem Stromspeicher in Pesch mit Christoph Langel (l.) und René Platzbäcker (r.).

100 Prozent eigene Sonnenenergie: Hubertus Marx (M.) vor seinem Stromspeicher in Pesch mit Christoph Langel (l.) und René Platzbäcker (r.).

Foto: Dohmen GmbH

Die beiden Stahlschränke im Hausanschlussraum von Hubertus Marx sehen aus wie Kühlschränke. Nicht ganz zwei Meter hoch sind sie und etwa 80 Zentimeter tief. Drinnen lagern zehn Lithium-Ionen-Batterien sowie Computer und ein Wechselrichter. Mit der Photovoltaik-Anlage (PV) auf dem Dach versorgen sie den Haushalt von Hubertus Marx mit Solarstrom - und zwar das ganze Jahr über. Dabei wird nicht sein eigener Solarstrom bis zum Winter gespeichert, sondern er wird ihm buchhalterisch gutgeschrieben.

Bislang wurde der bei Sonnenschein produzierte Strom, den ein Hausbesitzer gerade nicht im eigenen Haushalt verbraucht, ins öffentliche Netz eingespeist. Mittlerweile helfen Heimbatteriespeicher dabei, überschüssigen Solarstrom zu speichern, so dass der Erzeuger ihn später oder an einem anderen Tag verbrauchen kann. "Die Herausforderung besteht aber darin, dass Hausbewohner ihren im Sommer überschüssig produzierten Solarstrom auch im Winter nutzen können, und das in einer möglichst großen Menge", sagt Christoph Langel, Geschäftsführer der WEP GmbH, dem lokalen Energieversorger in Hückelhoven. Ein Konzept der Firma Caterva, einer Ausgründung der Siemens AG mit Sitz in Pullach bei München, soll das jetzt ermöglichen: Es sieht vor, den Solarstrom buchhalterisch oder bilanziell ganzjährig zur Verfügung zu stellen. Dazu werden die Heimbatteriespeicher in den privaten Haushalten mittels einer bestimmten Elektronik mit anderen privaten Speichern über das Stromnetz zu einem virtuellen Kraftwerk vernetzt.

In Nürnberg lief dazu ein Pilotprojekt mit 60 Teilnehmern. So weit ist man in Nordrhein-Westfalen noch nicht. Bei Familie Marx in Pesch wurde jetzt der erste Caterva-Energiespeicher in NRW installiert. Er versorgt das gesamte Haus samt der Wärmepumpenheizung mit Solarstrom - und das ganzjährig. Wie das für seinen privaten Haushalt aussieht, erläutert Hubertus Marx: "Was wir von unserer selbst produzierten Solarenergie nicht verbrauchen, speist die Firma Caterva in das Stromnetz ein. Dafür bekommen wir ein Stromguthaben. Im Winter können wir dann unser Stromguthaben aufbrauchen. Die im Sommer gewonnene Solarenergie steht uns so bilanziell das ganze Jahr über zur Verfügung." Seit Mai läuft die Anlage in seinem umgebauten Vierkanthof. Weil sein vernetzter Heimbatteriespeicher aber auch für die Stabilität der Netzfrequenz sorgt und Stromdefizite ausgleichen kann, erhält Hubertus Marx eine sogenannte Gemeinschaftsprämie. Er hofft, dass sich die Investitionen in zwölf Jahren amortisieren. Franz Hantmann von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie sieht das skeptisch: "Die Anlage bleibt an den Strommarkt gekoppelt und damit in finanzieller Hinsicht spekulativ, weil die Prämie auch entfallen kann", sagt er auf Anfrage der Redaktion. Auch Stefan Nakazi von der Verbraucherzentrale NRW rät, die Kosten neuer Anlagen im Blick zu halten. Es sei aber zukunftsweisend, neue PV-Anlagen mit Heimbatteriespeichern zu kombinieren, so sein Fazit.

(NGZ)
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