Korschenbroich "Eine Frau an der Stadtspitze wäre gut"

Grevenbroich · Marcella Otten gehörte 15 Jahre dem Stadtrat an. Die frühere UWG-Chefin spricht über die im September anstehende Bürgermeisterwahl.

 Sie hat 15 Jahre für die damalige UWG Ratspolitik gemacht: Marcella Otten aus Raderboich. Heute ist sie als Vermögensverwalterin für ihre Familie tätig.

Sie hat 15 Jahre für die damalige UWG Ratspolitik gemacht: Marcella Otten aus Raderboich. Heute ist sie als Vermögensverwalterin für ihre Familie tätig.

Foto: ILG

Frau Otten, im September 2015 wird in der Stadt Korschenbroich ein neuer Bürgermeister gewählt. Was muss der Neue für Sie an Voraussetzungen mitbringen?

Marcella Otten Was Bürgermeister so können sollten. Er sollte politisches Fingerspitzengefühl haben, wirtschaftlichen Sachverstand und die Fähigkeit, sich schnell in die Verwaltung einzuarbeiten. Außerdem sollte er ein Kommunikationstalent sein.

Und was sollte der neue Mann im Rathaus noch können?

Otten Er sollte die Stadt voranbringen. Leicht gesagt, aber schwer umzusetzen.

Was meinen Sie damit konkret?

Otten Die Einnahmenseite der Stadt Korschenbroich sollte durch Stärkung der lokal angesiedelten Wirtschaft beziehungsweise durch die Ansiedlung neuer Betriebe gestärkt werden. Die Reduzierung der Ausgabenseite muss weiter verfolgt werden.

Hat die Stadt ihre Finanzlage selbst verschuldet.

Otten Nein. Nicht nur. Die Probleme der Städte und der Gemeinden sind nicht alle hausgemacht. Eine Länderfinanzreform ist längst überfällig und dringend notwendig. Die Leidtragenden des Trauerspiels sind die Bürger. Auch dabei ein starker Bürgermeister hilfreich.

Was meinen Sie: Könnten Sie sich auch eine Frau an der Spitze der Stadtverwaltung und damit als Bürgermeisterin für Korschenbroich vorstellen?

Otten Ja, das fände ich gut.

Welcher Frau aus Ihrem Umfeld würden Sie die Aufgabe denn zutrauen?

Otten Konkret hätte ich diese Aufgabe Frau Romann von der SPD zugetraut. Ich weiß, dass sie seinerzeit an der Aufgabe interessiert war. Bei der CDU sehe ich leider keine Kandidatin.

Sie kennen das politische Geschäft, waren allein 15 Jahre als Ratsfrau aktiv, waren als Frontfrau der damaligen UWG erfolgreich und akzeptiert. Warum kandidieren Sie eigentlich nicht?

Otten Das bin ich ja schon einmal gefragt worden und habe abgelehnt. Die Bürgermeister-Kandidatur verlangt 100-prozentiges Engagement. Man muss auch wirklich Bürgermeister werden wollen. Ich wollte das damals nicht und möchte es immer noch nicht. Außerdem bin ich mit 66 Jahren zu alt. Ich möchte nicht, dass nur Rentner für Rentner Politik machen. Für Politik braucht man Begeisterung und Leidenschaft. Wer das nicht hat, der riskiert ein Zyniker zu werden. Denn dazu sind die Umstände zu deprimierend.

Sie könnten sich auch ohne ein Parteibuch für die bevorstehende Bürgermeister-Wahl im September aufstellen lassen. Die dazu erforderlichen Unterschriften aus der Bürgerschaft werden Sie doch rasch beisammen haben.

Otten Das ist im Prinzip richtig. Aber es ist auch ziemlich unwahrscheinlich, eine Mehrheit zu bekommen. Die braucht man im Stadtrat um etwas umzusetzen.

Im Vorfeld der CDU-Kandidaten-Kür wird immer wieder auf das Alter der einzelnen Bewerber geschielt. Ist die Erfahrung nicht wichtiger, als jünger als Fünfzig zu sein?

Otten Erfahrung ist zwar wichtig, aber in der heutigen Zeit ist es auch wichtig, neue Wege zu gehen. Meiner Meinung nach sind da jüngere Menschen flexibler. Ich bin immer dafür, Jüngeren Verantwortung zu übertragen. Man wächst mit den Aufgaben.

Einige wollen den möglichen Bürgermeister-Kandidaten schon auf zehn Jahre ins Amt reden. Ist das nicht vermessen?

Otten Es ist zumindest nicht sehr demokratisch. Aber wenn er seinen Job gut macht, steht dem ja nichts im Wege.

Wenn Sie mit Blick auf die Bürgermeister-Nachfolge von Heinz Josef Dick einen Wunsch frei hätten, wie würde der lauten?

Otten Es gehört frischer Wind ins Korschenbroicher Rathaus.

Können Sie dafür einige Beispiele nennen?

Otten Es ist immer wieder wichtig, bestehende Gewohnheiten zu hinterfragen. Dafür braucht man neue Denkansätze, müsste sich aber die einzelnen Aufgabenbereiche im Detail anschauen.

Muss sich etwas in der Politik vor Ort ändern?

Otten Es wäre schön, wenn es wieder eine starke Opposition im Stadtrat gäbe. Damit es wieder eine lebhafte politische Diskussion gibt. Das fehlt heute einfach.

RUTH WIEDNER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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