Korschenbroich Ein Fachmann im Behindertenrecht geht

Korschenbroich · Mit anhaltendem Applaus verabschiedete der Stadtrat gestern Abend Berthold Tumbrink (62). Er verlegt seinen Wohnsitz ins Münsterland.

 Zum Monatsende bricht er seine Zelte in Korschenbroich ab und zieht ins Münsterland: Berthold Tumbrink. Seine Nachfolge ist noch offen.

Zum Monatsende bricht er seine Zelte in Korschenbroich ab und zieht ins Münsterland: Berthold Tumbrink. Seine Nachfolge ist noch offen.

Foto: Lber

Nach 17 Monaten Einsatz verabschiedete sich Berthold Tumbrink gestern Abend im Stadtrat. Der ehrenamtliche Behindertenbeauftragte der Stadt Korschenbroich ging aber nicht, ohne eine positive Bilanz, ein kritisches Wort und eine Wunschliste für seinen Nachfolger. Vorab: Die Dankesworte von Bürgermeister Marc Venten und den Ratsfraktionen hatte sich der Münsterländer mit Wahlheimat Korschenbroich redlich verdient.

Der 62-Jährige hatte sich ein halbes Leben lang um Menschen mit Behinderungen gekümmert. In der NRW-Stiftung Wohlfahrtspflege, die aus Gewinnen der öffentlich-rechtlichen Spielbanken gespeist wird, hat Berthold Tumbrink die unterschiedlichen Projekte gefördert. Dafür standen ihm etwa 25 Millionen Euro zur Verfügung. Als Ruheständler suchte er eine sinnbringende Aufgabe, in die sich der Fachmann für Behindertenrecht auch schnell einfuchste. Auch wenn ihm in der Stadt Korschenbroich keine Gelder zur Verfügung standen, war Tumbrink stets zur Stelle und versuchte, da zu helfen, wo er als Ehrenamtler gefragt war und gefordert wurde.

Zusammengefasst bedankt sich Tumbrink bei 169 Korschenbroichern, dass sie ihm ihre Sorgen, Probleme und Fragestellungen anvertraut hätten. Was er als positiv empfand: "Alle Lebensbereiche waren vertreten, von der Frühförderung in der Kita, über Schule und Ausbildung bis hin zum barrierefreien Wohnen und dem Urlaub mit Behinderten."

In einer Auflistung stellte Tumbrink fest: "Exakt 100 (59 Prozent) meiner Kunden waren Männer, 69 (rund 41 Prozent) waren Frauen." Was ihn bei allem Einsatz wunderte, 67 Personen trugen allgemeine Probleme vor. "Für Gehbehinderte ist die Nutzung der Sebastianusstraße wegen des Kopfsteinpflasters nur eingeschränkt nutzbar", sagte Tumbrink, der sich dort auch mehr Tempokontrollen wünscht. "Die Autofahrer sind dort einfach zu schnell unterwegs." Als ein "leidiges Thema" führte er auch die fehlenden Hinweise auf öffentliche Behindertentoiletten im Ortskern an. Ein weiterer Knackpunkt: der Kreuzungsbereich Friedrich-Ebert-Straße/Hindenburgstraße. "Die Kreuzung ist mit ihren unterschiedlichen Höhen, schmalen Verweilflächen und Parallelspuren eine echte Herausforderung für behinderte Menschen." Ähnliches gelte auch für die Querung "An der Sandkuhle" in Höhe der Straße "Am Kuhlenhof".

Bei allen guten und weniger guten Erfahrungen als Behindertenbeauftragter, warb er im Stadtrat dafür: "Halten Sie bitte unbedingt an dem Posten fest." Allerdings regte er an, die Bezeichnung in "Behindertenbeauftragter in der Stadt" zu ändern, damit nicht jeder glaubte, der Ehrenamtler sei Mitarbeiter im Rathaus. Zum Abschluss wurde Tumbrink noch einmal ganz persönlich: "Ich empfinde es als ein großes Geschenk, in den vergangenen Monaten so viel Offenheit und Dankbarkeit erfahren zu haben."

(NGZ)
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