Korschenbroich Ein Bootsflüchtling wird DLRG-Lebensretter

Der Syrischer Mohammad Al-Hamad (20) lebt bei einer Jüchener Familie. Zusätzliche Integrationshilfe bekommt er durch die DLRG Hochneukirch. Er wird jetzt für den Rettungsdienst ausgebildet.

 Ein gutes Team im Hallenbad Hochneukirch: DLRG-Trainerin Iris Conen, Mohammad Al-Hamad, Bürgermeister und DLRG-Geschäftsführer Harald Zillikens.

Ein gutes Team im Hallenbad Hochneukirch: DLRG-Trainerin Iris Conen, Mohammad Al-Hamad, Bürgermeister und DLRG-Geschäftsführer Harald Zillikens.

Foto: Salzburg

Eigentlich ist das Wasser für den 20 Jahre alten Mohammad Al-Hamad eine Naturkraft, die er in jüngster Vergangenheit eher als bedrohlich und Angst einflößend empfunden haben muss. Denn der junge Syrer hat eine gefährliche Flucht mit einem kleinen Boot übers Meer hinter sich. Vor neun Monaten ist er nach Jüchen gekommen. Und die relativ kurze Zeit hat er mit viel Motivation und Energie, aber auch mit viel Hilfe, bereits für seine gelungene Integration genutzt. Geholfen hat ihm eine Jüchener Familie, bei der Mohammad, der seine ganze Familie in Syrien zurücklassen musste, nun ein neues Zuhause gefunden hat. Geholfen hat ihm aber ausgerechet auch das Wasser, das er bei der DLRG Hochneukirch nun als ein Element für eine willkommene Aufnahme empfinden darf.

Trainerin Iris Conen betreut den jungen Syrer in einer Wettkampfmannschaft und bereitet ihn auf die Prüfung zum silbernen Rettungsabzeichen vor. "Mohammad gehört schon fest zu unserer Gemeinschaft und hat auch bereits einen ersten und einen zweiten Platz bei Wettkämpfen erzielt", lobt die Trainerin. Wenn er den Rettungsschein in Silber "in der Tasche hat", dann möchte der junge Mann sein weiteres Studium durch Wachdienste am Beckenrand finanzieren. "Zuerst muss ich noch besser Deutsch lernen. Ich habe aber schon mit 91 von 100 Punkten den besten Platz bei der A1-Deutschprüfung gemacht", berichtet Mohammad Al-Hamad in einem akzentfreien und schon recht geläufigen Deutsch. Der 20-Jährige gehört zu der Gruppe von Flüchtlingen, die die pensionierte Lehrerin Gertrud Peltzer in Hochneukirch ehrenamtlich auf die Deutschprüfungen vorbereitet hatte. In Syrien habe er bereits zwei Semester Pharmazie studiert. In Deutschland hofft er zuerst natürlich auf seine Anerkennung als Flüchtling. "Syrien gilt als eines der Herkunftsländer mit der höchsten Bleibeperspektive. Wir hoffen alle, dass Mohammad als Flüchtling anerkannt wird und in Jüchen bleiben darf", betont Bürgermeister und DLRG-Geschäftsführer Harald Zillikens.

Zurzeit besucht der 20-Jährige einen weiteren Deutschkursus bei der Volkshochschule. Wenn er "seine Papiere" von der Ausländerbehörde bekommt, möchte er sich umghend für ein Vorbereitungssemester für ausländische Studenten an der Uni in Düsseldorf bewerben: "Mein Ziel ist es, Apotheker zu werden", sagt Mohammad Al-Hamad.

Schwimmen hatte der Syrer bereits in seiner Heimat in der vierten Schulklasse erlernt. Er stammt aus Aleppo, der neben Damaskus jetzt im Bürgerkrieg am meisten umkämpften und zerstörten Stadt in Syrien. "In Aleppo wurde es zu schlimm, deshalb sind wir nach Latakia gezogen, auch da wurde es immer gefährlicher", berichtet er. Mit seiner Familie in Latakia, einem aus besseren Zeiten bekannten Wassersport- und Urlaubsort am Mittelmeer, hält er übers Internet Kontakt: "Meine Familie würde gern nachkommen, aber im Moment sind ja die Grenzen geschlossen."

(NGZ)
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