Korschenbroich Digitalisierung mit pädagogischem Konzept

Korschenbroich · Am Gymnasium Korschenbroich wird ein Medienkonzept erarbeitet, das auch die Frage nach den Lerneffekten stellt. Die technische Ausstattung der Schule ist gut: Es gibt unter anderem zehn Smartboards für Schüler und Lehrer.

 Die klassische Tafel hat am Gymnasium Korschenbroich vielfach ausgedient. Die Organisation des Schulalltags ist ohne Digitalisierung kaum denkbar. Schulleiter Uwe Roschek: "In der Unterrichtswelt ist sie noch in der Entwicklung."

Die klassische Tafel hat am Gymnasium Korschenbroich vielfach ausgedient. Die Organisation des Schulalltags ist ohne Digitalisierung kaum denkbar. Schulleiter Uwe Roschek: "In der Unterrichtswelt ist sie noch in der Entwicklung."

Foto: Rietdorf

Auf dem Smartboard erscheint eine Frage mit verschiedenen Antwortmöglichkeiten. Ist ein Pferd ein Pflanzenreißer, ein Pflanzenkauer, ein Pflanzenesser oder ein Pflanzenfresser? Man tippt auf dem Touchscreen auf die entsprechende Antwort und erfährt, ob man richtig liegt. "Das macht den Schülern in der fünften Klasse Spaß, und es motiviert. Aber ist es schon ein Lerngewinn?", fragt Uwe Roschek, Schulleiter am Gymnasium Korschenbroich und Fachlehrer für Biologie und Chemie: "Bleiben die Inhalte hängen?"

Auch der Einsatz des Zufallsgenerators beim Aufrufen der Schüler oder bei der Zusammenstellung von Arbeitsgruppen ist zweifellos lustig und weckt die Aufmerksamkeit der Schüler, bringt aber keinen pädagogischen Zusatznutzen. Die Möglichkeit allerdings, Filme und Videos nicht nur auf dem Smartboard zu zeigen, sondern Ausschnitte auch zu speichern und im Anschluss mit den Schülern zu bearbeiten, gehört in den Bereich, in dem das digitale Medium der guten alten Tafel und dem Overheadprojekt klar überlegen ist. "Wir müssen immer die Frage stellen, was mit digitalen Medien zu erreichen ist", sagt der Schulleiter. "Dabei stehen wir aber noch am Anfang."

Das Gymnasium Korschenbroich ist technisch sehr gut ausgestattet. Allein zehn Smartboards, jedes einzelne etwa 6000 Euro teuer, stehen Lehrern und Schülern zur Verfügung. Im Bereich Schulorganisation ist die Digitalisierung schon weit fortgeschritten: Die alten Schwarzen Bretter sind längst durch Bildschirme ersetzt, die Kalenderführung ist elektronisch, Elternbriefe werden selbstverständlich auch als pdf verschickt, den Oberstufenschülern steht eine App zur Verfügung, die sie über Unterrichtsausfälle informiert. Die Buchhaltung wurde auf digitales Format umgestellt. "Wir leben in zwei Welten", sagt Roschek. "Die Organisationswelt ist ohne Digitalisierung gar nicht mehr denkbar, die Unterrichtswelt ist noch in Entwicklung."

Das Korschenbroicher Gymnasium will nicht blind dem Hype um die digitalen Medien im Unterricht folgen. "Die technische Ausstattung ist wichtig, aber die digitalen Medien sind keine alleinige Heilsbringer", ist der Schulleiter überzeugt. "Menschen lernen mit Herz, Kopf und Verstand." Deshalb sind pädagogische Konzepte erforderlich, und zwar solche, die auf das jeweilige Unterrichtsfach zugeschnitten sind. Gibt es Fächer, die geeigneter für den Einsatz digitaler Medien sind als andere? Ja, meint Alexandros Syrmoglou, stellvertretender Schulleiter und Lehrer für Deutsch und Englisch. Im Englischunterricht beispielsweise brauche man selbstverständlich authentisches Material, dafür seien die digitalen Medien gut geeignet. "In Deutsch dagegen wehre ich mich sogar gegen den Einsatz, denn der Hang zur Nichtverschriftlichung ist auch so schon sehr groß", erklärt Syrmoglou. Die Diskussion über die Digitalisierung in den Schulen bringt aber seiner Meinung nach einen großen Vorteil mit sich. "Es werden vorhandene Strukturen und Vorgehensweisen überdacht", stellt er fest. "Kann Unterricht nicht auch ganz anders gehen?"

Beispiele gibt es schon. Im Chemieunterricht können die Schüler Modelle bauen, damit Filme erstellen und sie dann im Unterricht präsentieren. "Das ist dann auch nachhaltig", sagt Uwe Roschek, selbst Chemielehrer. "So setzen sich die Schüler mehrfach inhaltlich mit dem Stoff auseinander." Den Schülern einfach nur das Abschreiben von der Tafel abzunehmen, indem Inhalte zugemailt oder online zur Verfügung gestellt werden, sieht der Schulleiter kritisch.

Auch das Recherchieren im Internet hat zwei Seiten. "Schnelle Informationsgewinnung ist vorteilhaft, kann aber die Nachhaltigkeit des Lernens beeinträchtigen, wenn das Prüfen der Informationen und das Nachfragen zu kurz kommen", meint er.

(NGZ)
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