Korschenbroich Die Zitterpartie der Könige

Korschenbroich · Bernd Scheufeld und Bodo von Tongeln sind die neuen Schützenkönige der Korschenbroicher Bruderschaften. Der Vogelschuss vor dem Festzelt wurde gestern Nachmittag für beide zum spannenden Wettkampf.

Wer an diesem Sonntag Nachmittag Bodo von Tongeln im Festzelt die Hand gibt, schafft es fast jedes Mal, dass sich auf dem Gesicht des 51-Jährigen ein Lächeln ausbreitet. Denn mit dem Händedruck steckt fast jeder Grüßende Tongeln ein Schießkärtchen zu — Zeichen dafür, dass er selbst auf ihr Recht verzichtet, auf den Königsvogel zu schießen.

Nur noch wenige Minuten bis zum Vogelschuss der Korschenbroicher Sebastianer, Bodo von Tongeln schaut zufrieden auf die Zahlenkombination der Kärtchen: 149, 150, 152, 153. Eine gute Serie: mehrere Schüsse hintereinander. Hinter vorgehaltener Hand wird der Schütze vom Jägerzug "Wueschkes" schon längst als neuer Schützenkönig gehandelt.

Voriges Jahr verpasste er nur knapp seine Chance auf die Königswürde. "Ich habe schon Pfingsten angefangen, die Schießkarten von den verschiedenen Zügen zu sammeln. Diesmal muss es einfach klappen", hofft der Gas- und Wasserinstallateur.

Ein anderer Schütze kann sich zu diesem Zeitpunkt schon entspannt zurücklehnen und feiern lassen: Bernd Scheufeld (34) von der Sankt Katharina Bruderschaft hat den Vogel beim 289. Schuss von der Stange geholt. Sein Schützenzug "Luuschkückskes" stellt somit im fünften Jahr hintereinander den König.

"Obwohl das schon immer ein Traum von mir war, hatte ich etwas Bedenken, weil wir schon wieder dran sind. Aber es ist meine letzte Chance, bevor unser Zug zu den Sebastianusschützen wechselt", erklärt der Maschinenbautechniker und erinnert sich an seinen letzten Schuss: "Am Ende wurde es so spannend, ich habe fast nicht mehr damit gerechnet. Eine ruhige Hand hatte ich auf jeden Fall nicht mehr."

Zufrieden schaut er sich den Vogelschuss der Sebastianusschützen an. In der ersten Reihe steht Ehefrau Sybille von Tongeln und erzählt: "Ich stamme aus Baden-Würtemberg und muss mich in dieses Schützenwesen erst noch rein denken. Aber jetzt bin ich plötzlich schon nervös." Und dann geht ein Raunen durch die Menge: Beim 48. Schuss verletzt Bodo von Tongeln einen Flügel des Vogels.

Doch plötzlich taucht Manfred Esser mit einigen Kärtchen auf und schießt ebenfalls auf das wackelige Federvieh. Nun wird es spannend, denn von Tongeln hat nur noch zwei Schüsse. Und dann auf den letzten Drücker, beim 85. Schuss der erlösende Moment für Bodo von Tongeln: Der Vogel fällt.

Der Vogelschuss war nicht das einzige Vergnügen, das sich die Korschenbroicher Schützen am Wochenende gönnten. Zuvor wagten die Bruderschaften mit dem kölschen Oktoberfest ein Experiment, zu dem gut 500 Besucher ins Zelt kamen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort