Kreis-Seniorenzentrum Korschenbroich Senioren müssen weiter Baulärm ertragen

Korschenbroich · Landrat Hans-Jürgen Petrauschke schilderte im Stadtrat die Situation im Seniorenhaus Korschenbroich. Vor allem fehlen Pflegekräfte.

 Seit August geht es im Seniorenhaus Korschenbroich um den dritten Bauabschnitt mit Abriss, Lärm und Schmutz. Erst in 19 Monaten wird laut Landrat alles fertig sein. 

Seit August geht es im Seniorenhaus Korschenbroich um den dritten Bauabschnitt mit Abriss, Lärm und Schmutz. Erst in 19 Monaten wird laut Landrat alles fertig sein. 

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Das Seniorenhaus Korschenbroich, mitten in der Stadt gelegen, bietet auch weiterhin viel Anlass für Unmut bei den Angehörigen und hohe Belastungen für die Bewohner. Denn im August ist während des laufenden Betriebs des Altenheims der dritte Bauabschnitt gestartet, und das mit großem Lärm und Schmutz, da auch Abbrucharbeiten zu erledigen sind. Das wurde jetzt in der Sitzung des Stadtrates deutlich, der Landrat Hans-Jürgen Petrauschke eingeladen hatte, um über die Situation des Seniorenhauses informiert zu werden. Der Landrat machte zunächst auf die schwierige Stellensituation aufmerksam: „Die Anzahl der Absolventen im Altenpflegebereich ist weitaus geringer als wir Leute brauchen. Ohne Pflegekräfte können Sie Häuser bauen so viel sie wollen.“ Im Rhein-Kreis Neuss könnten die bereits gebauten Häuser nicht so genutzt werden, wie es erforderlich wäre, weil die hohe Anzahl von 50 Prozent Pflegefachkräften nicht da sei. „Wir brauchen keine neuen Häuser, wir brauchen Pflegekräfte.“

In Korschenbroich sei der Kreis seit mehr als 50 Jahren Träger des Seniorenheims. „Dieses Haus ist schon oft umgebaut worden“, sagte der Landrat. Früher sei es ein Altenheim gewesen, das man bei Pflegebedürftigkeit verlassen musste, heute sei es in erster Linie ein Haus der Pflege. Früher seien Zweibettzimmer üblich gewesen, heute gehe es um Einzelzimmer. Nun müsse aber das Haus an die neuen gesetzlichen Regeln angepasst und renoviert werden. Nicht dazu gehöre, die Türen so zu verbreitern, um Pflegebetten durchzuschieben. „Wir haben das gesehen, als es im Altenheim Lindenhof in Grevenbroich brannte: Im Katastrophenfall erfolgt keine Evakuierung der Bewohner im Bett.“ Den Stand des Bauprojekts erläuterte dann der zuständige Architekt Jürgen Stahlschmidt. Er wies darauf hin, dass in 19 Monaten alle Arbeiten beendet sein sollen. Jetzt gehe es aktuell zunächst um Abbrucharbeiten, wobei eine Mittagsruhe von 12.30 bis 13.30 Uhr eingehalten werde. Die Baustelle werde nicht über die für Bewohner zugänglichen Bereiche erschlossen, auch die Aufzüge würden nicht von Handwerkern benutzt. Auch wenn es der dritte Bauabschnitt sei, müsse man noch einiges aus dem ersten Abschnitt reparieren. So seien die Waschbecken in den Zimmern zu hoch angebracht worden. Hier gelte es zunächst zu klären, wer die Kosten für eine Umrüstung trage. Im dritten Bauabschnitt erhalten nun alle Zimmer einen Sonnenschutz, aktuell werde ermittelt, wie hoch die Kosten für eine Nachrüstung im ersten Bauabschnitt sei.

Ein leidiges Thema war bislang auch die Verpflegung. Der zuständige Koch Jürgen Martens sagte, dass seit Juli ein neuer Speisenplan angeboten werde. Die Qualität habe sich verbessert. Zudem hätten viele Bewohner Verbesserungen formuliert, die auch umgesetzt worden seien. Im Herbst und Winter gebe es nun einen saisonal gestalteten Speisenplan. Bei der Gestaltung werde der Heimbeirat eingebunden. Der Landrat bot an, dass Angehörige in Gruppen bis zu 25 Personen sich einmal die Küche in Dormagen-Hackenbroich anschauen könnten, wo alle Speisen hygienisch korrekt hergestellt würden.

Der Heimträger ist letztlich immer noch der Rhein-Kreis Neuss, aber seit dem 1. August gehört das Seniorenhaus Korschenbroich zur „Rhein-Kreis Neuss Kliniken GmbH“. Auf entsprechende Fragen im Rat machte der Landrat deutlich, dass diese GmbH nicht das Ziel habe Gewinne zu machen, gleichwohl aber dafür sorgen müsse, dass alle Häuser ohne Zuschussbedarf wirtschaftlich arbeiten. Im Rat und in der eingeschobenen Einwohnerfragestunde gab es einen großen Diskussionsbedarf zum Thema. Trotz der Beantwortung aller Fragen durch den Landrat und sein Team, waren nicht alle Ratsmitglieder und Angehörige zufrieden. Denn letztlich bedeutet der Abriss und der Neubau für Bewohner und Angehörige eine weitere Belastung. Dass die Bewohner irgendeine Art von Entschädigung bekommen, etwa durch eine Minderung des Pflegesatzes, sieht das Gesetz laut Landrat nicht vor. So gehe es wohl nur darum, es auszuhalten.

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