Korschenbroich Die Kostenfalle im Untergrund

Korschenbroich · Die Schäden im Korschenbroicher Kanalnetz sind geringer als andernorts. Im Boden liegen aber noch Asbestzementrohre, die anfälliger sind als einst gedacht. Der lecke Kanal der Rheydter Straße war aus dem Material.

Der kräftige Rohrfraß im Kanal an der Rheydter Straße ist wohl auf das Material zurückzuführen. Zu diesem Ergebnis ist der Gutachter gekommen, den der städtische Abwasserbetrieb eingeschaltet hat, um die Ursache für den teuren Schaden auf einem 400 Meter langen Abschnitt des Kanals der Rheydter Straße zu klären. Die Rohre wurden ausweislich Aufschriften im November 1975 hergestellt und waren aus Asbestzement. Dieses Material, so der heutige Kenntnisstand, ist jedoch erheblich anfälliger als Steingutrohre. Das Dumme: Asbestzementröhren liegen auch noch an etlichen anderen Stellen im Stadtgebiet unter der Erde – zum Teil wurden sie auch für private Anschlüsse verwendet. Thomas Kochs, Chef des Abwasserbetriebs, will zwar nicht den Teufel an die Wand malen. Aber der Betrieb warnt auch: In den nächsten Jahren dürften weitere Sanierungen von Asbestzementrohren fällig werden.

Rheydter Straße: 520 000 Euro

Der Abwasserbetrieb kennt im Kanalnetz der Stadt 458 Abschnitte, in denen Asbestzementrohre verwendet wurden – 458 von insgesamt 5569. Exakt 196 der Asbestzementabschnitte sind jüngst untersucht worden – 27 davon müssen saniert werden. Wie teuer das wird, hängt unter anderem von der Länge des beschädigten Abschnittes ab. Die 400-Meter-Sanierung an der Rheydter Straße ist mit 520 000 Euro veranschlagt. Allerdings wird dort der Kanal komplett erneuert. Für manche Schäden kommt aber auch eines preiswertere "Inliner"-Variante als Reparatur infrage, bei der der Kanal nicht ausgehoben werden muss, sondern von innen saniert wird, indem man einen Schlauch hindurchzieht.

Welche Variante trotz unterschiedlicher hoher Kosten empfehlenswert ist, will der Abwasserbetrieb im Einzelfall ermitteln. Da die Investition in einen teureren Neubau über 66 Jahre bilanziell abgeschrieben wird, die preisgünstigere "innere Variante" aber nur über 15 bis 20 Jahre, kann es unter Umständen dem Bürger niedrigere Kanalgebühren bescheren, wenn die akut teurere Variante gewählt wird. Denn die Abschreibungsfristen wirken sich auf die Gebührenkalkulation aus. Um beurteilen zu können, wann welche Lösung gebührenfreundlicher ist, hat der Betrieb ein Gutachten in Auftrag gegeben. Kochs hofft, im Herbst darauf fußende Berechnungen vorlegen zu können.

Bei der jüngsten Untersuchung wurden 33,7 Kilometer Kanal – das sind 15,5 Prozent des Netzes – untersucht. Ergebnis: Zwölf Prozent der geprüften Abschnitte sind sanierungsbedürftig. "Das ist nichts Aufregendes", versichert Kochs jedoch. Im Landes- und Bundesdurchschnitt seien 14 Prozent sanierungsbedürftig.

In welchem Umfang private Kanalanschlüsse in Korschenbroich aus Asbestzementrohren bestehen, weiß der städtische Abwasserbetrieb nicht.

(RP)
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