Korschenbroich Die Geschichte der Brauer vom Kraushof

Korschenbroich · Gadelkraut, Porsch und Rosskümmel: Vor 750 Jahren wurde daraus Bier gemacht. Zwar haben sich die Zutaten seit dieser Zeit geändert, das Bier aber wird in Korschenbroich immer noch an derselben Stelle gebraut.

 Der Turm der Bolten-Brauerei ist von weitem sichtbar. Geschäftsführer Michael Hollmann hat den Betrieb modernisiert.

Der Turm der Bolten-Brauerei ist von weitem sichtbar. Geschäftsführer Michael Hollmann hat den Betrieb modernisiert.

Foto: Reichartz (3), Berns (Archiv)

18 Brauereien gab es im 18. Jahrhundert in Korschenbroich. Die meisten stellten den Betrieb ein, andere verlagerten den Standort. Nur in der Rheydter Straße 138 in Korschenbroich wird seit dem 13. Jahrhundert Bier gebraut. Kraushof hieß die historische Hofanlage vormals, aus der später die Bolten-Brauerei hervorgehen sollte. Der Kraushof (Krauthaus) verdankte seinen Namen dem Grut (Kraut), mit dem das Bier gewürzt und haltbar gemacht wurde, bis um 1400 der Hopfen aufkam.

 Der Turm der Bolten-Brauerei ist von weitem sichtbar. Geschäftsführer Michael Hollmann hat den Betrieb modernisiert.

Der Turm der Bolten-Brauerei ist von weitem sichtbar. Geschäftsführer Michael Hollmann hat den Betrieb modernisiert.

Foto: Reichartz (3), Berns (Archiv)

Gerard der Brauer war vermutlich der erste Brauer auf dem Kraushof. Ihm verlieh die Herrschaft auf Millendonk 1266 das Recht, auf dem Kraushof Bier zu brauen. Als Brauer hatte Gerard einen angesehenen Beruf, und die Hofanlage schien ein freier Besitz zu sein ohne Anzeichen einer früheren Hörigkeit. Das Gebräu, das Gerard der Brauer aus dem Grut, einem Gemisch aus Gadelkraut, Anis, Lorbeer und sogar Torf herstellte, hatte allerdings wenig gemein mit dem heutigen Altbier.

 Der Turm der Bolten-Brauerei ist von weitem sichtbar. Geschäftsführer Michael Hollmann hat den Betrieb modernisiert.

Der Turm der Bolten-Brauerei ist von weitem sichtbar. Geschäftsführer Michael Hollmann hat den Betrieb modernisiert.

Foto: Reichartz (3), Berns (Archiv)

1670 kam dann der Name Bolten ins Spiel. Zu dieser Zeit wohnten Dries Bolten und sein Sohn Bartholomäus auf der Hofanlage. Sie waren es, die der Brauerei bis heute ihren Namen gaben. Aber nicht nur Bier wurde dort gebraut, auch Ackerbau und Viehzucht spielten eine wichtige Rolle. Als Dries' Enkel Matthias starb, wurde der überschuldete Hof zunächst versteigert, um später wieder in Familienbesitz zurückzugelangen: Peter Bolten und seine Frau Sibilla Brockers pachteten erst den Kraushof, sicherten sich das Vorkaufsrecht und kauften ihn dann 1778 zurück. In der Zwischenzeit war die Hofanlage vollständig niedergebrannt. Entschlossen baute Peter Bolten den Hof wieder auf: auf eigene Kosten, obwohl er ihn nur gepachtet hatte.

Bis 2005 sollten Brauerei und Kraushof dann in Familienbesitz bleiben, bis sie der Mönchengladbacher Jurist Michael Hollmann übernahm. Das Fachwerkhaus, das Peter Bolten nach dem Brand neu gebaut hatte, ist heute der älteste Gebäudeteil des gesamten Brauereikomplexes. Auf einer Inschrift erbitten die Erbauer ausdrücklich Schutz vor Feuer: "Peter Bolten und sibilla Brockers, eheleut, haben dies Haus erbauet. Gott bewahre es vor feur und brand, den 7. März 1776."

Im 19. Jahrhundert wurden der weithin sichtbare Brauereiturm und der zweigeschossige Lagerbau errichtet, das neue Sudhaus stammt aus den 1970er Jahren. "Früher befanden sich die Malzsilos in dem Turm", berichtet Michael Hollmann. Der neue Geschäftsführer hat viel investiert: zum Beispiel in neue Tanks und Abfüllanlagen. Und er baute den Kraushof nochmals um. Im linken Flügel der alten Hofanlage befinden sich jetzt der Hofladen "Boltens Kontor" und Räume für Feierlichkeiten. Während die Familie Bolten auf dem Kraushof wohnte, lebt Michael Hollmann mit seiner Familie in Mönchengladbach.

"Nicht das Tor zur Welt", steht auf der Toreinfahrt zur Bolten-Brauerei in Korschenbroich. Dann kommt der entscheidende zweite Satz: "Aber zur ältesten Altbierbrauerei der Welt". Das soll so bleiben: "2016 steht unsere 750 Jahr-Feier auf dem Programm", sagt Michael Hollmann.

(RP)
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