Korschenbroich Dick hält an Kita-Leiterin fest

Korschenbroich · Im Streit um die Leiterin der Kita Pesch hat der Bürgermeister ein Machtwort gesprochen: Er sieht keinen Grund für ihre Kündigung. Doch die Kritik an ihrem Führungsstil reißt nicht ab – auch Dick selbst gerät jetzt unter Beschuss.

 Noch im Mai schloss Bürgermeister Heinz Josef Dick personelle Konsequenzen nicht aus – jetzt stärkt er der Leiterin des Familienzentrums Pesch den Rücken: "Die Schuld bei einer einzigen Person zu suchen, ist nicht richtig."

Noch im Mai schloss Bürgermeister Heinz Josef Dick personelle Konsequenzen nicht aus – jetzt stärkt er der Leiterin des Familienzentrums Pesch den Rücken: "Die Schuld bei einer einzigen Person zu suchen, ist nicht richtig."

Foto: Berns/Ilgner

Pesch Bürgermeister Heinz Josef Dick hat eine Entscheidung gefällt. "Für eine zwangsweise Versetzung oder betriebsbedingte Kündigung sehe ich weder bei der Leiterin (der Kindertagesstätte Pesch; Anm. d. Red.) noch bei den Mitarbeiterinnen eine Veranlassung. Vielmehr baue ich auf eine weitere Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten", antwortet Dick einer besorgten Mutter in einem Schreiben, das der RP vorliegt. Auch auf Anfrage bestätigt er, dass ein "Verstoß gegen Vorschriften, die für unsere Jungen und Mädchen in der Einrichtung den Kita-Alltag regeln" nicht vorläge.

Korschenbroich: Dick hält an Kita-Leiterin fest
Foto: Ilgner, Detlef

"Dick verletzt Fürsorgepflicht"

Anfang Mai attackierte ein Zusammenschluss von Müttern im Bildungsausschuss öffentlich die Leiterin des Familienzentrums Pesch. Die Mütter drohten, ihre Kinder abzumelden, falls der Bürgermeister die Führungskraft nicht versetzen würde. Sie warfen ihr unter anderem Führungsdefizite und mangelnden Willen zur Kooperation vor. Darüber hinaus beklagten die Mütter die schlechte Atmosphäre in der Einrichtung, die Versetzungsanträge und die vielen Krankheitstage der Erzieherinnen. Bisher berief sich Dick auf ein laufendes Supervisions-Verfahren, dessen Ergebnis es abzuwarten gelte. Gegenüber der RP betonte er im Mai, dass die Situation in der Kita "unerfreulich" sei und er personelle Konsequenzen nicht ausschließe. "Soweit es im arbeitsrechtlichen Rahmen möglich ist, werden wir Maßnahmen ergreifen", antwortete der Bürgermeister damals auf Nachfrage. Bereits über ein Jahr stand er bis dahin im Kontakt mit den Eltern.

Trotz des Machtwortes aus dem Rathaus ebbt die Kritik an der Kita-Leitung nicht ab. Auch Dick selbst gerät immer stärker unter Beschuss. Reinhild Czerny, deren Enkel die Kita besuchte, wirft dem Verwaltungschef vor, seine Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern "gröblich" zu verletzen. "Bereits vor drei Jahren existierten Vorwürfe", berichtet Czerny. "Viele Erzieherinnen sind körperlich und psychisch erkrankt aufgrund des Drucks, den die Leiterin ausübt." Die 72-Jährige versteht nicht, warum Dick noch keine Abmahnung ausgesprochen hat. "Die Leiterin verfügt sicherlich über Qualitäten – warum kann man sie nicht in die Stadtverwaltung versetzen?" Insgesamt neun Erzieherinnen hätten die Kita bereits verlassen.

Ein eindeutiges Dementi gibt es dazu aus dem Rathaus nicht. Dick verweist darauf, dass Mitarbeiterinnen teils "aus fachlichen Gründen" gewechselt hätten, um andere Aufgabenfelder zu erhalten. Andere hätten sich für die Elternzeit entschieden. "Die Schuld bei einer einzigen Person zu suchen, ist nicht richtig", betont der Bürgermeister.

(RP)
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