Korschenbroich Der Gute Hirte ist frisch restauriert

Korschenbroich · Mehr als hundert Jahre hatte die Figur in einer Nische über dem alten Pfarrhaus gestanden und auf die Korschenbroicher hinuntergeblickt. In der nächsten Woche kehrt die Statue in neuem Glanz auf ihren angestammten Platz zurück.

 Übergabe des Guten Hirten (v.l.): Christof Wellens, Frank Polixa, Jürgen Thoren, Rita Mielke, André Grosch und Pfarrer Marc Zimmermann.

Übergabe des Guten Hirten (v.l.): Christof Wellens, Frank Polixa, Jürgen Thoren, Rita Mielke, André Grosch und Pfarrer Marc Zimmermann.

Foto: isa

Der Gute Hirte ist wieder da. Nun darf er auf seinen angestammten Platz zurückkehren, muss sich aber daran gewöhnen, dass er einen neuen Hausherrn hat. Denn das alte Pfarrhaus wurde verkauft, umgebaut und 2017 als eine Tagespflegeeinrichtung des Caritasverbandes Mönchengladbach eröffnet.

Als noch die Pfarrer der Gemeinde St. Andreas im alten Pfarrhaus auf dem Kirchplatz arbeiteten und wohnten, diente die Figur des Guten Hirten auch als die eigene Berufsbeschreibung, "denn Pastor heißt Hirte", sagte Pfarrer Marc Zimmermann. Gestern übergab er die restaurierte Figur an den neuen Hausherrn des alten Pfarrhauses. Caritas-Vorstandschef Christof Wellens und Geschäftsführer Frank Polixa freuten sich, dass die etwa 1,20 Meter hohe Figur auch nach der Umwidmung des Gebäudes wieder zum Haus gehört.

Möglich gemacht hatte das die Pfarrgemeinde. "Als die Um- und Neubaumaßnahmen am Kirchplatz begannen, haben wir den Guten Hirten von seinem angestammten Platz entfernt und zur Aufarbeitung an Jürgen Thoren übergeben", sagte die stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Rita Mielke. Und was hat Jürgen Thoren dann mit der Figur gemacht? "Grundgereinigt, Fehlstellungen ausgespachtelt, drei Farbschichten aufgetragen", berichtete der Malermeister und Restaurator von seiner Arbeit.

Für das neue Aussehen der Figur kam für ihn nur eine leuchtendes Weiß infrage. Dabei war die Figur früher einmal bunt. "Der Sockel war golden und der Mantel grün. Aber die einheitliche weiße Farbe ist nun mal der Zeitgeist", meinte Thoren. "Im übrigen wirkt das Weiß sehr schön vor dem Ocker, mit der die Nische ausgemalt wurde." Doch es ging beim Restaurieren nicht nur um Farbe und Reinigung. Der Restarator musste auch Reparaturen vornehmen. Die Hand, die den Hirtenstab hält, brach ab, außerdem wurden nach dem Transport in der Werkstatt Risse entdeckt. Jürgen Thoren hat die Hand mit Gips und Spezialmörtel wieder ausgebildet und die Risse beseitigt.

Wann genau die Figur entstanden ist und wer sie gemacht hat, ist nicht bekannt. Der Gute Hirte ist aber schon auf den ersten Fotos des Pfarrhauses vom Ende des 19. Jahrhunderts zu sehen. Jürgen Thoren vermutet, dass die Figur in der Zeit des Historismus entstanden ist. Das war die Zeit, Mitte des 19. Jahrhunderts, als das in der Industrialisierung reich gewordene Bürgertum das Bedürfnis nach repräsentativen Gebäuden und Figuren entwickelte. "Damals waren die Heiligenfiguren Massenware, man bestellte sie aus Katalogen", erzählte Jürgen Thoren. So kam die Figur auch nach Korschenbroich, wo 1860 das Pfarrhaus am Kirchplatz gebaut wurde.

"Der Gute Hirte stellt die Aufgaben, Dienste und die Berufung des Bischofs, Priesters und Diakons dar. Aber er zeigt auch die Gewissheit, dass wir alle unter der guten Begleitung und Führung des wahren Hirten Jesus Christus gehen", sagte Pfarrer Marc Zimmermann. Wer die Figur einmal genauer anschaut, glaubt, sie habe die Augen geschlossen. Dabei blickt der Gute Hirte aber auf den Weg, damit er die Schafe stets sicher führen kann.

Anfang der nächsten Woche soll die Figur wieder an ihren Platz gestellt werden, festgemacht an einem Haken in der Hauswand, damit sie nicht umkippen kann. Für Pfarrer Zimmermann steht der Gute Hirte auch für "den neuen Sinn des alten Pfarrhauses, in dem nun betagte Menschen von Mitarbeitern der Caritas betreut werden und eine Heimat finden".

(NGZ)
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