Korschenbroich "Cyber-Mobbing" wird Schulthema

Korschenbroich · In der Hauptschule gastierte dazu jetzt die "Comic on! Theaterproduktion".

 Immer online mit dem Handy zu sein, kann schwere Folgen haben.

Immer online mit dem Handy zu sein, kann schwere Folgen haben.

Foto: Sparkasse

Smartphones müssen vor Veranstaltungen ausgestellt werden. Das ist längst Alltag. Im Theaterstück "r@usgemobbt" ist eine solche Bitte Teil der Aufführung: Eine Stimme aus dem Off deutet schwerwiegende Folgen durch missbräuchliche Handy-Nutzung an. Beim Besuch in der Hauptschule thematisierte die "Comic on! Theaterproduktion" Cyber-Mobbing. Die Aufführung wurde durch die Bürgerstiftung Korschenbroich und die Sparkasse gesponsert.

Der Einstieg ins Stück ist radikal: Ein Sarg steht bereit. Eine wüste Schießerei beginnt. Dann Schnitt. Eine Stimme mahnt, doch endlich mit den Ballerspielen aufzuhören. Damit sind die jungen Zuschauer im Alltag einer für sie bekannten Welt angekommen. Sie erleben, wie die Protagonisten Jess, Vanessa und Chris beinahe ständig online sind. Erzählt wird, wie Chris von Vanessa zum "Opfer" gemacht wird. Von Jess erfahren die Zuschauer, dass er nicht - wie von Vanessa vermutet - der coole Typ ist, sondern einst selbst von Mobbing betroffen war. Die Situation eskaliert, als Vanessa ein Video über Jess' Account verbreitet, um Chris bloßzustellen. Am Ende fällt ein krachender Schuss - und beinahe jeder im Raum fuhr erschrocken zusammen. Vor der Diskussion mit den Darstellern Anne Müller, Marcel Langer und Julia Knorst wandte sich Hermann Buchkremer, Gründungsmitglied der Bürgerstiftung, an das junge Publikum. "Die Geschichte ist auch für uns Ältere wichtig, denn Eltern und Großeltern wissen nicht, was da alles läuft", sagte der achtfache Großvater. Erstaunlich bei der Diskussion war, dass nur die wenigsten Schüler glaubten, die vom Mobbing betroffene Chris hätte Selbstmord begangen.

Ein Schüler schlug als Interpretation der Schlussszene vor, Chris und Jess haben sich gegen die tonangebende Vanessa verbündet. Die Diskussionsbeteiligung reichte von vorsichtiger Zurückhaltung bis zu selbstbewussten Beiträgen. Zur Frage, wie Mobbing entsteht, kamen Antworten, die besagten: Es geht um Neid, Ausgrenzung und den Wunsch, sich wichtig zu machen. Zum Thema Mitläufertum meinten einige, dass hier die Angst mitspielt, ansonsten selbst zum Mobbing-Opfer zu werden. Erkannt wurde, dass Vanessa keine Freunde hat, sondern gefürchtet ist. "Was müsste geschehen bei Cyber-Mobbing in der Hauptschule?", fragten die Darsteller. Es könnte helfen, sich auf die Seite des Opfers zu stellen, meinte eine Schülerin. Eine andere stellte zur allgemeinen Zustimmung fest: "Man sollte nachdenken, was man sagt, weil man oft nicht weiß, wie sehr man einen Menschen treffen kann". Ein Junge hätte Chris vorgeschlagen, die Polizei einzuschalten. Vanessa Lindenhoven war erschüttert, dass sich die Chris im Stück nirgendwo Hilfe sucht. "Ich hätte etwas gesagt", sagte die 17-jährige, überzeugt, dass Chris den Freitod wählte. Auch Jennifer Burghartz war aufgefallen, dass Jess und Chris nur im Szenenstopp über ihre Nöte sprechen und nicht miteinander. Sie riet zum Handy-Pin, um wenigstens den missbräuchlichen Zugriff zu verhindern.

(NGZ)
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