Leichtathletik Zwei Sieger des Vorjahres geben sich wieder die Ehre

Korschenbroich · Im Elitelauf sind 63 Läufer und 34 Läuferinnen am Start - die beiden Sieger der 27. Auflage werden auf jeden Fall aus Europa kommen.

 Schon drei Mal Sieger in Korschenbroich, kommt Streckenrekordler Jetze Plat auch am Sonntag wieder als Favorit zum Rennen der Handbiker.

Schon drei Mal Sieger in Korschenbroich, kommt Streckenrekordler Jetze Plat auch am Sonntag wieder als Favorit zum Rennen der Handbiker.

Foto: Andreas Woitschützke

"Ein Jahr Afrika-Pause", umschreibt Hans-Peter Walther das Konzept, nach dem er die Einladungen für die beiden Elite-Läufe innerhalb des 27. Korschenbroicher City-Laufes ausgesprochen hat. Im Klartext: Läufer und Läuferinnen aus Kenia, Tansania, Äthiopien oder Marokko fehlen in der 97 Namen (davon 34 Frauen) umfassenden Starterliste für das spitzensportliche Highlight innerhalb der insgesamt 16 Wettbewerbe (Start um 16.15 bzw. 16.17 Uhr).

Damit dürfte Korschenbroich ein Alleinstellungsmerkmal unter den deutschen Stadtläufen besitzen, die meist von Afrikanern beherrscht werden. So wie der City-Lauf angesichts von 26 kenianischen Siegen (19 Männer, sieben Frauen) in der Vergangenheit auch. Walther hat nichts gegen die flinken Gazellen aus Ostafrika, "das sind alles nette Jungs und Mädels." Doch der Organisationschef möchte "mal ein bisschen Abwechslung" ins Laufgeschehen und in die Siegerliste vor allem bei den Assen bringen, die um 16.17 Uhr auf die zehn Kilometer lange Reise geschickt werden. Für den letzten europäischen Sieg sorgte der Ukrainer Vitaly Shafar (damals durchaus gegen afrikanische Konkurrenz) vor sechs Jahren, für den letzten (von insgesamt nur zwei) eines deutschen Läufers der frühere DDR-Marathonrekordler Jörg Peter bei der dritten Auflage 1991.

Ohne Afrikaner wird es schwer, einen Favoriten zu benennen. Walthers heißer Tipp ist der aus Italien anreisende Jamel Chatbi - der 25-Jährige war im Vorjahr als Vierter bester Europäer. Drei Plätze dahinter kam Clemens Bleistein als bester Deutscher ins Ziel. Der 30-Jährige hat erneut gemeldet und bringt gleich vier weitere Laufkumpels von der LG Stadtwerke München mit nach Korschenbroich.

 Sie hatte im Vorjahr die schnellsten Beine: Die Weißrussin Swietlana Kudelich (r.) geht deshalb als Favoritin an den Start.

Sie hatte im Vorjahr die schnellsten Beine: Die Weißrussin Swietlana Kudelich (r.) geht deshalb als Favoritin an den Start.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Überhaupt, hat Hans-Peter Walther festgestellt, interessieren sich die deutschen Läufer wieder mehr für den City-Lauf, auch wenn die wenigen "Asse" sich lieber in diversen Trainingslagern auf die dann doch meist nicht den Erwartungen entsprechende Saison vorbereiten. "Korschenbroich hat in der Laufszene einen sehr guten Ruf, zum einen wegen der tollen Stimmung, zum anderen wegen der schnellen Zeiten, die man hierlaufen kann", sagt der Essener Matthias Graute. Der 31-Jährige, 2011 Sieger des Marathonlaufs rund um den Baldeneysee, ist vor zwei Wochen Deutscher Meister im Duathlon (Laufen, Radfahren, Laufen) geworden und peilt am Sonntag eine Zeit "um die dreißig Minuten" an - ohne Rennrad selbstverständlich.

Ohne Afrikaner war es Walther auch nicht möglich, den Vorjahressieger wieder einzuladen - der hieß Abraham Kipyatich und kam (natürlich) aus Kenia. Bei den Frauen sieht das anders aus: Da gewann Swietlana Kudelich - und die 26 Jahre alte Weißrussin wird am Sonntag um 16.15 Uhr wieder an der Startlinie stehen. Konkurrenz könnte ihr durch Nataliya Solovyeva (Russland) drohen, die 2013 und 2014 jeweils Vierte war. Oder durch drei starke deutsche Läuferinnen: Simret Restle-Apel (PSV GW Kassel) war 2011 und 2012 auf den Plätzen fünf und vier jeweils beste Deutsche, der EM-Teilnehmerin Sanaa Kouba (LG Hilden) gelang dies ein Jahr später. Und in der Regensburgerin Thea Heim kommt die Deutsche U23-Meisterin von 2013 über 1500 Metererstmals zum City-Lauf.

Dessen Rundkurs kennt Jetze Plat hingegen in- und auswendig. Der 24 Jahre alte Niederländer, Sieger des letztjährigen Berlin-Marathons und Vierter im paralympischen Straßenrennen von London 2012, fuhr hier schon drei Mal als Sieger des Handbiker-Rennens um die "reha team West & Otto Bock-Trophy" durchs Ziel und hält auch den Streckenrekord auf der für ihn eher als Sprint geltenden Distanz von 11 862 Metern. "Er ist auch wieder Favorit in einem Feld von Weltklassefahrern", sagt Holger Falk vom reha team West, der wieder für die "schnellen Männer in ihren fliegenden Kisten" verantwortlich zeichnet, die um 14.10 Uhr auf die Strecke geschickt werden. Im Belgier Jonas van de Steene kündigt er jedoch ernsthafte Konkurrenz an, "er ist einer Shootingstars der Szene."

Für Hans-Peter Walther sind die nicht unerheblichen finanziellen Mittel, die er in die drei Einladungsrennen steckt, alles andere als Selbstzweck: "Der Leistungssport ist der Grundgedanke dieser Veranstaltung. Der tolle Breitensport ist erst später darum herum gewachsen und für mich ohne den Leistungssport gar nicht denkbar." Auch damit besitzt Korschenbroich ein Alleinstellungsmerkmal, zumindest im Rhein-Kreis Neuss. Weshalb es nicht von ungefähr kommt, wenn dessen laufender Landrat Hans-Jürgen Petrauschke feststellt: "Ohne anderen Veranstaltern nahezutreten, der City-Lauf ist der bekannteste Lauf in der Region."

(NGZ)
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