Korschenbroich Chips and Fish statt frischem Quark und knusprigem Bauernbrot

Korschenbroich · Obwohl sie ihre Heimat Korschenbroich liebt, bleibt Geigerin Corinna Hentschel noch ein weiteres Jahr in der englischen Hauptstadt.

Die ehrwürdige Wigmore Hall in London oder doch lieber der vertraute Sandbauernhof in Liedberg? Für die Korschenbroicherin Corinna Hentschel (26) haben beide Orte ihre Vorzüge: "Natürlich ist es ein großartiges Erlebnis, den Applaus von 3000 Zuschauern in der Wigmore Hall zu hören. Aber wenn ich mit meiner Musik 80 Menschen im Sandbauerhof erreichen könnte, wäre das genauso viel wert." Corinna Hentschel studiert Geige an der Musikhochschule in Rostock und besucht im Rahmen des sogenannten "Erasmus-Jahres" das Trinity Laban Conservatoire of Music and Dance in London. Angefangen hat alles an der städtischen Musikschule des Rhein-Kreises Neuss.

Nun steht Corinna Hentschel kurz vor ihrer Master-Prüfung im Fach Kammermusik. Das Jahr an dem Londoner Konservatorium war für die junge Frau wie ein großes Abenteuer und voller positiver Erlebnisse: "Ich habe an tollen Meisterkursen teilgenommen, das Hochschul-Symphonieorchester als Konzertmeisterin geleitet oder als Solistin beim London Händel Festival gespielt." Trotz der vielen beeindruckenden Erfahrungen gibt es ein paar Dinge, die Corinna Hentschel vermisst.

Vor allem Supermarktprodukte sind es, die ihr fehlen: "So etwas Einfaches wie Quark gibt es hier nicht. Mama hat ihn deswegen extra für mich eingefroren und bei einem Besuch mitgebracht," erzählt die Musikerin lachend. Denn neben ihrem intensiven Studium liebt es die Korschenbroicherin zu backen. "Und dafür brauche ich ab und zu Quark. Und deutsches Brot gibt es hier leider auch nicht. Aber das backe ich manchmal zu Hause." Eigentlich wäre ihr London-Aufenthalt mit dem Ablauf des "Erasmus-Jahres" im August beendet gewesen. Nun hat sich überraschenderweise eine neue Perspektive ergeben. Das Londoner Konservatorium möchte die begabte Musikerin weiterhin unterstützen.

"Das ist natürlich eine unglaubliche Sache, und ich möchte das Angebot gerne annehmen", sagt die 26-Jährige. Kann denn ihre Heimat Korschenbroich überhaupt noch mit London mithalten oder wird Kultur im Rhein-Kreis eher uninteressant bei so viel Erfolg? "Das kulturelle Angebot in unserer Umgebung ist sehr vielfältig! Es gibt tolle Veranstaltungen, beispielsweise im Bereich Jazz oder Klassik."

Ein großer Wunsch der Musikerin ist es, nicht nur im Ausland, sondern auch in ihrer Heimat auftreten zu dürfen. Sie hat in London mit einem jungen Pianisten das "Duo Asteria" gegründet. Mit diesem würde sie sehr gerne in den Rhein-Kreis kommen, um Konzerte zu geben. Sie könnte sich dafür den Liedberger Sandbauernhof, das Neusser Zeughaus oder auch Kirchen vorstellen.

Bevor sich Corinna Hentschel an die Umsetzung ihrer Konzertpläne begibt, macht sie aber erst einmal Urlaub - und das im heimischen Korschenbroich. "Dann werde ich meine Familie in Glehn besuchen, das deutsche Essen genießen und einfach nur entspannen."

(NGZ)
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