Korschenbroich Bürger klagen über Mängel am Bahnhof

Korschenbroich · Der barrierefreie Umbau des Bahnhofes in Kleinenbroich ist fast abgeschlossen. Das Bürgerforum Kleinenbroich sieht aber viele gesetzliche Vorgaben nicht eingehalten. Um das zu beweisen, reiche oft ein einfacher Zollstock.

 Gerd Sack vom Bürgerforum Kleinenbroich zeigt mit der Wasserwaage auf ein Schild mit dem Hinweis auf Barrierefreiheitan dem ein Pfeil in Richtung des Wegs mit der gesetzlich eingehaltenen Steigung von maximal sechs Prozent fehle. Foto: Knappe

Gerd Sack vom Bürgerforum Kleinenbroich zeigt mit der Wasserwaage auf ein Schild mit dem Hinweis auf Barrierefreiheitan dem ein Pfeil in Richtung des Wegs mit der gesetzlich eingehaltenen Steigung von maximal sechs Prozent fehle. Foto: Knappe

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Eigentlich müsste das Bürgerforum Kleinenbroich zufrieden sein, denn wofür es fast 15 Jahre gekämpft hat, ist nun in die Tat umgesetzt worden: Der Bahnhof im Ort wird barrierefrei umgebaut. Doch die Mitglieder schauen ganz genau hin und attestierten der Stadt an vielen Stellen eine schlampige Arbeit. Dafür haben sie das Straßen- und Wegegesetz sowie das Behindertengleichstellungsgesetz penibel studiert. Als Beweis reicht ihnen oft der Zollstock aus.

Im Tunnel der Bahnunterführung zieht ein Großgewachsener schon aus Vorsicht den Kopf ein. Die Decke kommt ihm bedrohlich nahe. "Durch die neue Pflasterung zur Rampe wurde der Boden angehoben", sagt Karl Vill. Statt einer Mindesthöhe von 2,50 Meter messen die Männer hier nur 2,18 Meter. "Eigentlich wollten wir, dass die Höhe im Tunnel mehr wird", so der 71-Jährige weiter. Was das Bürgerforum an der Höhe bemängelt, gilt auch für die Breite des weiteren Fußgängerwegs. Für eine Barrierefreiheit gibt das Behindertengleichstellungsgesetz eine Breite von ebenfalls 2,50 Meter vor. "Sie gilt nicht von Wand zu Wand, sondern zwischen den beiden Handläufen", erklärt Gerd Sack und misst an dieser Stelle somit lediglich 2,10 Meter.

Im Zuge des barrierefreien Umbaus wurde eine zweite Rampe angelegt, weil die bisherige mit einem Gefälle von bis zu 8,5 Prozent zu steil ist. Die Wasserwaage belegt an der neuen die erforderlichen 5,5 bis sechs Prozent Steigung. "Aber für eine Barrierefreiheit fehlen die Podeste, die alle sechs Meter kommen müssen", klagt Gerd Sack. Auf diesen Einebnungen, die 1,50 Meter breit sein müssen, sollen sich Rollstuhlfahrer im Zweifel ausruhen können. Ebenso fehle ein zweiter Handlauf auf einer Höhe von 65 Zentimeter für kleine Leute und auch Rollstuhlfahrer, heißt es weiter.

Weitere Kritik: Am Schild mit dem Hinweis auf Barrierefreiheit vermisst das Bürgerforum einen Pfeil in Richtung des Wegs mit der gesetzlich eingehaltenen Steigung von maximal sechs Prozent. Schließlich ist an der Treppe das Geländer eckig statt rund - für einen besseren Halt. An der Bahnsteigkante hat das Bürgerforum einen Höhenunterschied von 15 Zentimetern zum Eisenbahnwaggon festgestellt. "Das soll mit den neuen Zügen besser werden", sagt Willi Fischer. "Aber dann hätte man in Büttgen das Problem."

Durch den Umbau besitzt der Bahnhof Kleinenbroich jetzt wieder einen Bahnsteig für jede Fahrtrichtung, so wie es vor dem Jahr 1988 und der Einführung des S-Bahnbetriebs zwischen Mönchengladbach und Hagen war. Die Breite ist dem Bürgerforum auch hier ein Dorn im Auge. Durch mehrere Hindernisse würden die erforderlichen 2,50 Meter gar nicht gewährleistet.

Zudem seien lediglich vier Sitzplätze je Bahnsteig zu wenig, für die Unterstände empfehlen die Bürger rückwärtig eine Scheibe zum Schutz vor Regen. "Ohne Verblendung an der Rückseite wird man nass", erklärt Willi Fischer. Seine Mängelliste wird das Bürgerforum Kleinenbroich nun der Stadt Korschenbroich zukommen lassen.

(NGZ)
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