Korschenbroich Bleibt der Bauhof ein Single?

Korschenbroich · Erst vier Millionen Euro ausgeben, um vielleicht 160 000 im Jahr zu sparen? Ob sich das lohnt, fragte sich gestern der Rat, als ein Gutachten über eine Vermählung der Bauhöfe von Kaarst und Korschenbroich präsentiert wurde.

Begeisterung sieht anders aus als die Reaktionen, mit denen Ratsmitglieder gestern Abend den Vorschlag quittierten, den Bauhof der Stadt Kaarst und den Korschenbroicher Stadtpflegebetrieb in absehbarer Zeit zu fusionieren. Dass dies nach Vorarbeiten in drei bis fünf Jahren sinnvoll sei, meint jedenfalls die Unternehmensberatung Kienbaum. Die hat im Auftrag der beiden Städte die Chancen sowohl einer Zusammenarbeit als auch einer völligen Fusion der Bauhöfe untersucht. Ergebnisse ihres Gutachtens bekamen gestern Abend sowohl die Kaarster als auch die Korschenbroicher Ratsmitglieder präsentiert. Die Reaktion in Korschenbroich: verhalten.

Kein Wunder, denn der Korschenbroicher Stadtpflegebetrieb kommt in der Expertise um einiges besser weg als der Kaarster Bauhof. Dieser ist kein Eigenbetrieb, sondern immer noch klassisch eine Abteilung des Bauamtes. Einige Analysen konnten die Gutachter dort nicht in dem Umfang leisten, wie in Korschenbroich. Die dazu nötigen Daten hatte Kaarst nicht parat.

Wolfgang Houben formulierte seinen Zweifel am deutlichsten: "Die Frage ist, welche der beiden Städte hat den Vorteil von einer Fusion: Die, die schlechter aufgestellt ist, oder die, die gut aufgestellt ist?" Hellhörig wurden die Korschenbroicher Ratsherren auch, als der Kienbaum-Gutachter vorrechnete, durch eine Hochzeit der Betriebe könnten beide Städte insgesamt zwar jährlich bis zu 165 000 Euro an Sach- und Personalkosten sparen. Aber wenn dafür der Bau eines neuen "integrierten Bauhofes" nötig sei, könnten die Städte dafür maximal vier Millionen Euro ausgeben, ohne dass sich ihre finanzielle Belastung dadurch verschlechtere.

"Ab wann rentiert sich die Geschichte denn wirklich? Wann ist der Break Even erreicht", hakte SPD-Mann Albert Richter ein. Kern der Vorschläge sei offenbar ein bis zwei Stellen zu streichen, was im öffentlichen Dienst aber gar nicht so einfach gehe. Wenn zwar der Bauhof diese Personalkosten spare, aber die Bediensteten an anderer Stelle in der Stadt beschäftigt werden müssen, sei da keine Ersparnis zu erwarten. Hans-Jürgen Brieger, FDP, hält einen ganz anderen Weg für aussichtsreich: Er habe den Eindruck, es lasse sich mehr sparen, wenn Leistungsstandards des Betriebs gesenkt würden.

Bürgermeister Heinz Josef Dick zeigte sich auch skeptisch: "Mit einer Fusion werden wir uns auch schwer tun, weil die Einsparpotenziale nicht so groß sind." Weniger weitreichende Lösungen scheinen dem Verwaltungschef aber durchaus sympathisch zu sein. Über einen gemeinsamen und daher vielleicht preiswerteren Einkauf von Material und Fahrzeugen oder über eine intensivere Zusammenarbeit der Führungsspitzen der Bauhöfe könne man nachdenken.

Mit dem Vortrag des Gutachters wurde der Rat gestern zum ersten Mal konfrontiert. Ob sich die Bewertungen ändern, wenn die Fraktionen das gut 80 Seiten starke Papier eingehend studiert haben, wird sich zeigen – entscheiden wird in der Frage allerdings der neue Rat nach der Wahl im August.

(RP)
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