Korschenbroich Betrüger geben sich als gehörlos aus

Korschenbroich · Korschenbroicher Ehepaar betrogen. Diebstahlsmasche beschäftigt Ermittler.

Ein Senioren-Ehepaar ist am Wochenende in Korschenbroich Opfer einer Betrugs- und Diebstahlsmasche geworden, wie sie im Rhein-Kreis und darüber hinaus seit langem die Ermittler beschäftigt. Die Frau hatte am Samstagmorgen Geld an der Korschenbroicher Hindenburgstraße abgehoben, wurde kurz darauf von zwei südländisch aussehenden Frauen angesprochen. Sie hielten ihr Klemmbretter vor und baten um eine Unterschrift, eine von ihnen sei angeblich taubstumm. Dabei griff eine der Frauen nach dem Geld in der Manteltasche, das Duo flüchtete. Die Polizei bittet um Hinweise unter 02131 3000.

Taubstumm, Klemmbretter - das sind typische Merkmale einer Masche, wie sie immer wieder auftaucht. Mal bedrängen die Täter mit dieser Masche die Opfer und nutzen dies zum Diebstahl, oder aber sie sammeln einfach "Spenden" für den angeblichen Bau eines Taubstummen-Zentrums - das es aber nicht gibt. Erst in der vergangenen Woche entlarvte der gehörlose Torsten V. am Neusser Markt eine Gruppe junger Frauen, die auf diese Weise angeblich Spenden sammelte. Als er sie auf Gebärdensprache befragte, ergriffen die Frauen die Flucht, berichtete der junge Mann im sozialen Netzwerk Facebook. "Wenn ihr das seht, bitte meldet euch bei der Polizei", schrieb er. Er fühle sich als Gehörloser betrogen.

Auch Guido Kluth vom Gehörlosennetzwerk Neuss ist empört über die Masche. "Ich finde es erschreckend, dass dieses Bild, dass man mit so etwas Geld machen kann, derart missbraucht wird", sagt Kluth. "Es ist auch traurig, weil es Betroffenen nicht gerecht wird: Gehörlose und Taubstumme müssen heute nicht mehr betteln gehen."

Zweimal kam es in den vergangenen Jahren im Rhein-Kreis bereits zu Festnahmen. Im Dezember 2013 nahm die Polizei eine 22-Jährige in Grevenbroich fest, die bundesweit mit der Masche in Erscheinung getreten war. Und im August 2014 verhafteten Beamte ein Trio, das mit der Spenden-Masche in Kaarst aktiv war. Der Haupttäter wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft Düsseldorf zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Die Polizei rät, bei dubiosen Spendensammlern skeptisch zu sein. "Wenn jemand zudringlich wird, sollte man Abstand halten und andere hinzuziehen", sagt eine Polizeisprecherin. "Wer verdächtige Beobachtungen macht, sollte die 110 wählen."

(NGZ)
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