Korschenbroich Beim Lesen neue Wege gehen

Korschenbroich · Das Literatur-Festival "Korschenbroich liest" ist längst Bestandteil im Kulturleben der Stadt. Im Foyer der Sparkasse reiste das Duo Sago zum Veranstaltungsauftakt quer durch Europa - und nahm fast jedes Land auf die Schippe.

 Auftakt der Veranstaltung "Korschenbroich liest" mit den beiden Künstlern Ralf Gottesleben und Isabel Sandig sowie Dr. Rita Mielke und Ansgar Heveling (v.l.).

Auftakt der Veranstaltung "Korschenbroich liest" mit den beiden Künstlern Ralf Gottesleben und Isabel Sandig sowie Dr. Rita Mielke und Ansgar Heveling (v.l.).

Foto: Detlef Ilgner

- "Neue Wege" lautet das Motto der neunten Auflage von "Korschenbroich liest". Nachdem das Literatur-Festival 2008 im Rahmen einer Kinderbuchausstellung gestartet war, ist es längst zu einem festen Bestandteil im Korschenbroicher Kulturleben geworden. 2016 zählte es mehr als 2.800 Besucher. Das ist für Ideengeberin und Initiatorin Rita Mielke der Beweis, dass ein Lesefestival nicht nur in einer Großstadt funktionieren kann, sondern auch auf dem Land. Wobei es in Korschenbroich persönlicher zugeht als zum Beispiel in Düsseldorf. Das zeigte sich in der Eröffnungsrede von Sparkassen-Chef Dietmar Mittelstädt, der das Motto "Neue Wege" auch auf sich bezog: Wenn er im Herbst in Pension geht, stünden für ihn auch neue Wege an, sagte er bewegt. Und das bedeute, alte Gewohnheiten abzulegen, Entscheidungen zu treffen und so mutig zu sein, Unbekanntem entgegenzutreten. Bürgermeister Marc Venten bedankte sich bei ihm als Freund und Unterstützer des Lese-Festivals. In seiner Ansprache bezeichnete Venten die Digitalisierung als dritte Revolution, bei der eines wichtig bliebe: das Lesen - und sei es von WhatsApps oder E-Books. Für Ansgar Heveling, Vorsitzender des Innenausschusses und von "Korschenbroich liest", wirft jeder Buchtitel ein Schlaglicht auf neue Wege. Vor rund 150 Zuhörern spannte Rita Mielke dann den Bogen zum Programm des Literatur-Festivals: Auch der erfolgreiche Tropenforscher Wolf Küper habe neue Wege eingeschlagen, als er sich gegen seine Karriere entschied, um lieber mit seiner an einer seltenen Krankheit leidenden Tochter eine Million Minuten zu verbringen. Wolf Küper kommt am 5. Juli nach Korschenbroich.

"Ein 'Weiter so' bedeutet Stillstand. Wir brauchen Träume, Perspektiven und Visionen. Dabei dient die Literatur als Seismograph der Gesellschaft", sagte Rita Mielke. Dass man auch beim Reisen neue Wege beschreitet, machte anschließend das Duo Sago aus Essen humorvoll und feinsinnig deutlich. Die Schauspieler und Sänger Isabel Sandig und Ralf Gottesleben reisten quer durch Europa und nahmen jedes Land auf die Schippe: Die Dänen sprächen, als hätten sie eine heiße Kartoffel im Mund, die Österreicher seien zu langsam, um Schnecken zu fangen, und die Franzosen würden aktuell von einem "Macrönchen" regiert. "Makronen esse ich gerne", stellte Ralf Gottesleben fest, der Isabel Sandig am Klavier begleitete. Klischees bediente das Duo in seinen Chansons aber nicht, sondern hielt den Ländern locker und sympathisch einen Spiegel vor: "Mayday, Mayday", sang Isabel Sandig, als es um England ging. In der Schweiz angekommen, verlangte sie in Schweizerdeutsch nach dem Personalausweis und gab den Zuhörern zu bedenken, dass man Geldanlagen nicht mitnehmen könne, wenn man auf dem Kirchhof gelandet ist. Die Landessprache zu sprechen sei wichtig, sagte die Sängerin, die selber in mindestens fünf Sprachen singen konnte. Einen Tipp hatte das Duo für die Zuhörer noch parat: Neue Sprachen lernen und ins Blaue fahren.

(NGZ)
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