Korschenbroich B 230 ohne Seitenstreifen für mehr Sicherheit

Korschenbroich · Die neue Straße ist für viele Autofahrer ein Ärgernis. Straßen.NRW-Niederrhein-Chef Christoph Jansen äußert sich jetzt dazu.

 Der Umbau der Bundesstraße 230 sorgte immer wieder für Ärger.

Der Umbau der Bundesstraße 230 sorgte immer wieder für Ärger.

Foto: Theo Titz

Viele Pendler ärgern sich über den Wegfall der Seitenstreifen und sprechen von einem "Rückbau der Infrastruktur". Warum gibt es keine Seitenstreifen mehr?

Christoph Jansen Der überbreite Querschnitt mit befestigtem Seitenstreifen wurde bewusst von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen aus dem Richtlinienwerk herausgenommen, gerade weil er an vielen Stellen zu überhöhten, der Straßenkategorie nicht angepassten Geschwindigkeiten und schweren Unfällen bei Überholmanövern geführt hat. Daher haben wir uns bei der notwendigen Sanierung der Straße dazu entschieden, den Querschnitt an die Richtlinien anzupassen.

Ist der Wegfall der Seitenstreifen aus Ihrer Sicht sinnvoll? Wenn ja: warum?

Jansen Ja, in jedem Fall. Auf der einen Seite können wir eine richtlinienkonforme Gestaltung der Straße herstellen. Gleichzeitig ermöglicht diese Maßnahme aber auch, dass wir in Teilbereichen für die Fahrradfahrer und Fußgänger eine sichere Führung entlang der Straße gewährleisten können.

Immer wieder kommt es jetzt auf der B 230 zu gefährlichen Fahrmanövern, weil es keine Gelegenheit mehr gibt, entgegenkommend überholenden Autos notfalls auszuweichen. Viele Fahrer mussten bereits mehrfach Vollbremsungen hinlegen. Langsame Fahrzeuge haben zudem keine Möglichkeit mehr, schnelleren Platz zu machen. Autokolonnen richten sich nach dem langsamsten Fahrer ganz vorne. Haben Sie Verständnis für diejenigen, die überholen möchten?

Jansen Grundsätzlich hat sich jeder Verkehrsteilnehmer gemäß der Straßenverkehrsordnung so zu verhalten, dass kein anderer geschädigt oder gefährdet wird. Dies beinhaltet natürlich auch, dass man die gefahrene Geschwindigkeit an die örtlichen Gegebenheiten anpasst und nur dort überholt, wo es der Verkehr auch tatsächlich sicher hergibt. Der angesprochene neue Querschnitt der B 230 stellt ja den Regelfall dar, den Verkehrsteilnehmer auch an anderer Stelle vorfinden. Er ist also keine Besonderheit. Befestigte Seitenstreifen dürften nach der Straßenverkehrsordnung ohnehin nur durch langsam fahrenden landwirtschaftlichen Verkehr bis 25 km/h oder Mofas genutzt werden.

Sind Sie die Strecke selbst schon einmal im Berufsverkehr gefahren? Viele Fahrer werfen Straßen.NRW vor, keine Ahnung von der Verkehrssituation vor Ort zu haben.

Jansen Grundsätzlich kennen unsere Mitarbeiter das Straßennetz in unserem Zuständigkeitsbereich sehr gut. Darüber hinaus arbeiten wir sehr eng mit der Polizei und der örtlich zuständigen Verkehrsbehörde zusammen.

Wie planen Sie, die Straße künftig sicherer zu machen? Es sind bereits Tempolimits gefordert worden.

Jansen Wir behalten die Situation vor Ort genau im Auge. Sollte sich herausstellen, dass wir tatsächlich ein auffälliges Unfallgeschehen haben, so werden wir gemeinsam mit der Polizei und der Verkehrsbehörde über verkehrssichernde Maßnahmen beraten. Die Anordnung von Tempolimits müssten in dem Fall jedoch von der Verkehrsbehörde ausgesprochen werden.

Die B 230 ist vor allem in Stoßzeiten stark befahren. Ist bei der Planung der Baumaßnahme auch ein dreistreifiger Ausbau der Straße in Betracht gezogen worden? So hätten Fahrer in jede Richtung abwechselnd einen beziehungsweise zwei Fahrstreifen nutzen können.

Jansen Im Vorfeld ist auch die Anlage eines dreistreifigen, alternierenden Querschnitts geprüft worden. In Abstimmung mit dem Landesverkehrsministerium ist jedoch diese Lösung verworfen worden, weil die insgesamt zu geringe Gesamtstreckenlänge dafür nicht geeignet erschien.

Sind die Arbeiten an der B 230 inzwischen vollständig beendet oder stehen noch Arbeiten aus? Wenn ja: welche?

JAnsen Die Bundesstraße 230 wurde Anfang Dezember für den Verkehr freigegeben. Aufgrund der Wetterlage konnten jedoch die Mittelinseln nicht verklebt werden. Gleichzeitig müssen noch vereinzelt Schutzplanken gesetzt werden. Aus diesem Grund wurde für dieses Teilstück noch eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 Kilometer pro Stunde und ein Überholverbot angeordnet. In Abhängigkeit von der Witterung sollen die fehlenden Mittelinseln jetzt hergestellt werden. Ebenfalls sollen die noch fehlenden Schutzplanken auf der L 32 fertig gesetzt werden, so dass dann die Baustelle weitestgehend fertiggestellt ist. Im Anschluss kann es noch durch kleinere Restarbeiten zu vereinzelten Tagesbaustellen kommen, die allerdings keine größeren Verkehrsbehinderungen mehr mit sich bringen.

CHRISTIAN KANDZORRA STELLTE DIE FRAGEN.

(NGZ)
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