Korschenbroich Ausstellung im Kulturbahnhof: Hut ab!

Korschenbroich · Das Museum des Heimatvereins zeigt Kopfbedeckungen aus vier Jahrzehnten.

 Barbara Romann hat die Hüte-Ausstellung im Kulturbahnhof kurzfristig organisiert.

Barbara Romann hat die Hüte-Ausstellung im Kulturbahnhof kurzfristig organisiert.

Foto: Detlef Ilgner

Morgen, am 23. Juni, wird um 19 Uhr im Kulturbahnhof eine Ausstellung eröffnet, die viel verrät über die Gesellschaft, ihre Werte, Moden und Vorlieben von vier Jahrzehnten. Es ist eine Hüte-Ausstellung. Alle Exponate stellt Benno Jacobs aus Düsseldorf zur Verfügung - seine vor zwei Jahren verstorbene Mutter Marianne Jacobs hatte in dem Ort Speicher in der Südeifel von 1955 bis 2009 ein Hutgeschäft und dort die Kopfbedeckungen nicht nur verkauft, sondern auch selber von Hand hergestellt.

Wie beliebt einst Hüte waren, macht Benno Jacobs an folgendem Beispiel deutlich: "In dem 3000-Seelen-Dorf, in dem wir lebten, gab es zwei Hutgeschäfte. Beide Familien konnten davon leben. Der Hut war ein Symbol für den wirtschaftlichen Erfolg." Der Niedergang der Hutgeschäfte begann wegen zurückgehender Nachfrage Anfang der 1980er Jahre. Und er erinnert sich an noch etwas anderes: Die Mutter war zwar berufstätig, aber den Kindern doch immer nah, weil ihr Arbeitsplatz, das Hutgeschäft, eine Art Heimarbeitsplatz war.

Was ist ein Stumpen? So bezeichnet man das Rohmaterial, aus dem dann später Hüte geformt werden. Es bestand früher hauptsächlich aus Haar- und Wollfilz aus Hasenhaar oder Schafwolle. Mit flüssigen Steifungsmitteln wie Schellack oder Gelatine wurde der Hut "appretiert", also in Form gebracht. Dies geschah, indem der Stumpen auf einen Hutbock aus Holz oder Metall gestülpt wurde. Zum Schluss wurde die Kopfbedeckung beschnitten, abgesäumt, mit Innenfutter, Schweißband und möglicherweise auch mit Ziernähten und Applikationen versehen. Viele der Exponate werden bei den Besuchern der Ausstellung Erinnerungen wecken an längst vergangene Zeiten: Beispielsweise an die Zeiten, als eine Frau mit 60 Jahren schon als alt galt.

Der schwarze, flache Hut ohne jeglichen Pfiff machte nicht jünger - eher das Gegenteil war der Fall. Bis Mitte der 60er Jahre war er trotzdem ein Verkaufsschlager. Der Maler Auguste Rodin trug sie und auch Napoleon liebte sie: die Baskenmütze. Sie ist mit dem Barett verwandt, praktisch die zivile Version. Ihren Ursprung hat die Mütze, wie ihr Name suggeriert, nicht im Baskenland. Vielmehr trug Napoleon sie gerne in dieser Region. Der weiße Damenhut aus den 1980er Jahren bringt Eleganz auf den Kopf der Frau - er wurde vorwiegend zum Sonntagsspaziergang und natürlich auch zum Kirchgang aufgesetzt. Weniger spektakulär: Das "Schiffchen" - ein pfiffiger Hut-Klassiker.

(barni)
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