Korschenbroich Aus alten Klassen wird das neue Rathaus

Korschenbroich · Dort, wo Generationen von Gymnasiasten Latein büffelten und Mathe-Formeln einstudierten, weht künftig ein anderer Wind: 60 Rathaus-Mitarbeiter werden im September in die alten Klassen ziehen. Noch aber sind die Handwerker gefragt.

Die geplante Rathaus-Zentralisierung hat die Zielgerade erreicht: Bereits in der ersten September-Woche soll das Stadtarchiv von der Friedrich-Ebert-Straße in den sanierten Keller des früheren A-Gebäudes umziehen. Die neue, rollbare Archiv-Kompaktanlage wartet nur darauf, mit historisch Wertvollem "gefüttert" zu werden. Während im Keller nur noch Feinarbeiten zu erledigen sind, wartet im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss auf die Handwerker noch mächtig viel Arbeit.

Georg Piäechatzel gehört zum Hammerschmidt-Team, das für den kompletten Innen- und Außenanstrich zuständig ist. Während er immer wieder die Walze in den Eimer tunkt und mit gleichmäßiger Bewegung die weiße Farbe auf die Flurwand aufträgt, kümmert sich Oussama Mahi wenige Meter weiter um den Fußbodenbelag in den Büro-Reihen im Obergeschoss. "Spachteln, schleifen und den Belag aufbringen", skizziert der Holschbach-Mitarbeiter in Kurzform seinen Aufgabenbereich.

Für Bürgermeister Heinz Josef Dick ist es wichtig, dass es mit dem Bodenbelag zügig vorangeht. "Vielfach können die anderen Handwerker erst dann durchstarten, wenn der Bodenverleger fertig ist", spricht Dick die einzuhaltende Reihenfolge an. Allerdings ist der Verwaltungschef zuversichtlich: "Wir haben hier eine leistungsstarke Firma unter Vertrag."

Generell hat der Bürgermeister den engmaschigen Zeitplan fest im Blick: "Bis Ende September müssen alle Mitarbeiter umgezogen sein." Für Dick, der jetzt mit Amtsleiter Markus Drohen und Peter Borger, Ingenieur aus dem städtischen Gebäudemanagement, die Baustelle besichtigte, gibt es nur Plan A. Und so versichert er mit Nachdruck: "Wir gehen von einer Punktlandung aus." Dicks Feststellung gilt sowohl für den Zeitplan als auch für die anfallenden Kosten. Für gut 3,2 Millionen Euro gab's seinerzeit von der Politik grünes Licht. Diese Zusage wurde von den Ratsfraktionen als "Deckel" festgeschrieben.

Als sich dann im Juni 2012 der Forum-Umbau wider Erwarten um 23 800 verteuern sollte, erinnerte SPD-Fraktionschef Paul Jahny im Hauptausschuss an die klaren Vorgaben: "Wir sollten allen deutlich machen, dass es weder im Zeitplan noch bei den Kosten eine Toleranz gibt." Noch deutlicher wurde Albert Richter: "Sparen Sie die Summe an anderer Stelle wieder ein, mit der SPD gibt es keine Kostenüberschreitung."

Doch zunächst steckt das frühere Schulgebäude im Umbruch. Wände wurden versetzt, Lichtkuppeln eingebaut und Fensterfronten verändert. Lediglich der Treppenaufgang im früheren Forum erinnert noch an ein Schulgebäude. "Aber auch nicht mehr lange", ist sich Markus Drohen sicher. Das Forum soll künftig multifunktional genutzt werden — unter anderem als Ratssaal. Die erste Sitzung im neuen Rathaus ist für den 10. Oktober terminiert. Das ist für Georg Piäechatzel entscheidend. Der Anstreicher weiß, er muss bereits in den nächsten drei Wochen fertig werden, taucht die Walze in den Farbeimer und macht weiter.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort