Jüchen Alt-Otzenrath weltweit bei großen Filmfestivals
Jüchen · Der junge, niederländische Filmemacher Martijn Smits hat mit dem Film "Otzenrath" seine Abschlussarbeit an der Filmhochschule in Amsterdam vorgelegt. Gedreht wurde an Originalschauplätzen im alten Ort. Dabei musste er heimlich vorgehen, denn RWE Power befürchtete eine zu einseitige Darstellung und gab keine Drehgenehmigung. Smits setzte sich einfach darüber hinweg und filmte trotzdem mit seinem fünfköpfigen Team. So entstand die 26-minütige, halb-dokumentarische Geschichte einer Jugendliebe, die ähnlich wie die leeren Häuser wegbröckelt.
Liebesbrief war Auslöser
Mehr zufällig ist das Projekt entstanden. "Ich habe mich schon immer für die Industrie und Maschinen interessiert", sagte Smits gestern im Gespräch mit der RP. "Im Internet wurde ich dann auf den Tagebau in Garzweiler aufmerksam." Das Interesse war geweckt. Einige Tage später bestieg er einen Zug in Richtung Deutschland und fand sich im fast verlassenen Otzenrath wieder. Die leeren Häuser und die geisterhafte Stimmung hinterließen einen bleibenden Eindruck. Bei einem Streifzug entdeckte Smits zufällig den Liebesbrief einer jungen Otzenratherin, die darin ihrem Freund schildert, wie traurig sie über die Umsiedlung sei. Die Geschichte nahm automatisch Gestalt in Smits Kopf an.
Am liebsten würde Smits das Ergebnis den Otzenrathern persönlich vorführen, "auch wenn die eigentliche Umsiedlung und RWE Power nicht im Mittelpunkt stehen." Zwar hat er etwas Sorgen, dass einige der unfreiwillig gefilmten Einwohner mit ihrem Auftauchen unzufrieden sind. Dennoch ist er sicher, dass der Großteil mit seinem Film einverstanden ist.
Der Zuspruch, den er mittlerweile für seinen Film bekommen hat, hat ihn beflügelt, einen abendfüllenden Spielfilm zu drehen. Das neue Projekt entsteht derzeit in Frankreich.
Da "Otzenrath" nur ein Kurzfilm ist, werden wohl nur wenige Cineasten in den Genuss kommen, ihn zu sehen. Allerdings kann der Film per E-Mail bestellt werden (framejun@hotmail.com).