Essay zu Weihnachten Angekommen in Korschenbroich

Korschenbroich · Unser Autor berichtet seit Oktober über eine Stadt, von deren Existenz er vor ein paar Jahren nicht einmal wusste. Das sind seine ersten Eindrücke von Korschenbroich und seinen Einwohnern.

 Unser Autor Marc Latsch kommt am Bahnhof Korschenbroich an. Ein Ort, den er in den vergangenen zwei Monaten oft gesehen hat.   Foto: Jana Bauch

Unser Autor Marc Latsch kommt am Bahnhof Korschenbroich an. Ein Ort, den er in den vergangenen zwei Monaten oft gesehen hat.  Foto: Jana Bauch

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Angekommen in Korschenbroich“ lautet der Titel dieses Textes. Das ist, zugegebenermaßen, eine ziemlich anmaßende Überschrift. Ich bin hier nicht aufgewachsen. Ich wohne nicht hier. Streng genommen arbeite ich nicht einmal hier. Bis ich vor zwei Jahren nach Düsseldorf gezogen bin, wusste ich nicht einmal, dass es diese Stadt gibt.

Es muss in diesem Text also um eine profanere Bedeutung des Ankommens gehen. Um Bahnfahrten. Darum, Namen richtig zu schreiben. Sich einzufinden in die Probleme vor Ort. Ein Gefühl für diese Stadt zu bekommen.

Rund zwei Monate sind auch dafür nicht genug. So lange berichte ich nun über diese Stadt. Ich habe gelernt, dass es eine rege Vereinslandschaft gibt. In der das Schützenwesen eine für mich bislang unbekannte Rolle spielt. Ich habe gelernt, dass Korschenbroich zwar eine über Jahrzehnte zusammengewachsene Stadt ist. Dass aber jeder Stadtteil, jede Ortschaft ihren eigenen Charakter hat. Ich habe gelernt, dass es bei aller CDU-Dominanz eine bunte Parteienlandschaft gibt. Die neuerdings sogar Platz für zwei Grünen-Fraktionen bietet.

Dabei bin ich in der Stadt freundlich aufgenommen worden. Dass ich nicht von hier bin. Dass ich noch recht jung bin. Dass ich auf manche Dinge einen anderen Blick habe. Dass ich die Menschen und die Historie der Region erst noch kennenlernen muss. All das ist mir, so kommt es mir zumindest vor, bislang nicht negativ ausgelegt worden. Ein Anfang.

Das ist nicht nur für mich und meine Arbeit wichtig, sondern auch für die anderen Menschen, die neu in diese Stadt kommen, um hier zu leben. Viele von ihnen sind, wie ich, Pendler. Sind (noch) nicht in Korschenbroich verankert. Sie fahren morgens nach Düsseldorf oder Mönchengladbach zur Arbeit. Während Sie weg sind, komme ich in die Stadt.

Für sie und für mich heißt ankommen auch S8, Auto, Berufsverkehr. Mein erster Eindruck von der Stadt war der Bahnhof in Korschenbroich. Die Strecke von dort zum Rathaus wurde mein häufigster Weg.

Das Angebunden-Sein funktioniert in den Ortszentren von Korschenbroich und Kleinenbroich auch ohne Pkw schon recht gut. Es ist allerdings eine ebenso wichtige Zukunftsfrage für die Randlagen der Stadt. Nicht nur für die Arbeits-Pendler. Auch wenn es darum geht, sich vor Ort zu engagieren, Teil einer Gemeinschaft zu werden. Auch übertragen anzukommen.

Damit das gelingt, ist es wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen. Das gilt für mich als Journalist. Das gilt aber auch für jeden Bürger. Für jene, die in Korschenbroich aufgewachsen sind und hier ihr ganzes Leben verbracht haben. Und für jene, die sich hier ein neues Leben aufbauen möchten. Sie werden nur dann eine Gemeinschaft, wenn sie aufeinander zugehen. Wenn sich die „Neuen“ für die Kultur, für die Vereine, für das Leben in der Stadt interessieren. Wenn die „Alten“ auch dazu bereit sind, Dinge anders anzugehen und neue Ideen zuzulassen.

Auch ich möchte im kommenden Jahr Teil dieses Dialogs sein. Den vielfältigen Stimmen dieser Stadt zuhören, sie zu Wort kommen lassen, sie einordnen. Vieles ist in Korschenbroich möglich, wenn die Menschen nur wollen. Das haben mir die ersten Monate hier gezeigt. Davon möchte ich 2020 berichten. Und dabei selbst ankommen.

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