Korschenbroich Als Brückenbauer nach Australien

Korschenbroich/Sidney · Vor zehn Jahren sind Tanja und Peter Boesch nach Sydney gezogen. Inzwischen sind sie zu viert. Australien gefällt ihnen, wenn das Leben dort auch teurer ist. Die Familie hält Kontakte in ihre Heimat - und ist bei Unges Pengste immer dabei.

 Tanja und Peter Boesch mit Tochter Harriet (l.) und Sohn Vincent (r.) vor der Harbour-Bridge, eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Sydney.

Tanja und Peter Boesch mit Tochter Harriet (l.) und Sohn Vincent (r.) vor der Harbour-Bridge, eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Sydney.

Foto: boesch

Auch nach fast zehn Jahren Australien gibt es Dinge, an die sich Tanja und Peter Boesch noch nicht so richtig gewöhnen können. "Es ist komisch, an Weihnachten zu grillen und an den Strand zu gehen, anstatt dick eingepackt über einen Weihnachtsmarkt zu bummeln", nennt Peter Boesch ein Beispiel. Gemeinsam mit seiner Frau ist der 45-Jährige im September 2007 nach Sydney gezogen - in eine Stadt am anderen Ende der Welt, etwa 16.600 Kilometer Luftlinie von Korschenbroich entfernt. Dort ist so einiges anders als in Deutschland. Zu den markanten Unterschieden zählt zweifelsohne der Linksverkehr; außerdem ist dort aktuell Winter. Von Winter mit Schnee und Eis kann keine Rede sein, denn tagsüber ist es in Sydney durchschnittlich noch 20 Grad warm, meistens scheint die Sonne.

Für Tochter Harriet (5) und Sohn Vincent Boesch (3) ist das nichts Außergewöhnliches: Sie kennen es nicht anders, weil sie in Sydney geboren sind. "Es hat uns 2007 beruflich nach Australien verschlagen und wir sahen das als Chance, unsere Kinder bilingual aufzuziehen", sagt Vater Peter Boesch. Er arbeitet in Sydney in einem Ingenieurbüro, das sich dem Brückenbau verschrieben hat und hauptsächlich Bauprojekte in New South Wales betreut. Seine Frau Tanja (44) ist Gemälderestauratorin und kümmert sich zurzeit um die Kinder.

Trotz der großen Unterschiede zu ihrer Heimat fühlt sich die Familie in "Down Under" wohl. "Sydney ist eine tolle Stadt. Wir sind innerhalb von 30 Minuten am Meer. Dort gibt es fantastische Sandstrandbuchten, außerdem gibt es in der Stadt und in den Blue Mountains westlich von Sydney viele herrliche Wanderwege", erzählt Boesch, der allerdings auch berichtet, dass das Leben in Australien im Vergleich zu dem in Deutschland sehr teuer ist. So seien etwa die Mieten und die Hauspreise viermal so hoch wie in Deutschland - und ein Kitaplatz koste umgerechnet 40 bis 50 Euro pro Tag und Kind. "Dafür sind die Menschen hier sehr freundlich und tolerant. Da so gut wie alle Australier, abgesehen von den Indigenen, ,Ausländer' sind, sind fast alle für verschiedene Kulturen aufgeschlossen."

Die junge Familie versucht, im Alltag so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen. "Die Zeit mit meiner Familie ist mir wichtig", sagt Boesch. Die Australier respektierten eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Privatleben. Jedes Jahr verbindet die Familie ihren Urlaub mit einem Besuch in Korschenbroich. "Wir haben Unges Pengste noch kein Jahr verpasst", sagt Boesch, der selbst seit 30 Jahren aktiver Schütze ist und jedes Jahr mit Frau und Kindern die 24-stündige Reise auf sich nimmt, um beim Fest dabei zu sein. Er erzählt: "Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an Korschenbroich denke. Wir vermissen besonders unsere Familie und Freunde." Die Boeschs vermeiden es zu sagen, sie seien ausgewandert. "Wir haben unserer Heimat nie den Rücken gekehrt. Freundschaften, die wir seit Jahren haben, können wir nicht einfach ersetzen." Die Familie will die Zeit in Australien auch nutzen, um ihren Horizont zu erweitern: "Mit Pässen für die EU und Australien haben unsere Kinder eine große Auswahl, um zu entscheiden, wo sie später leben möchten.

(cka)
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