Korschenbroich/Jüchen Ärzten geht der Impfstoff aus

Korschenbroich/Jüchen · Der Impfstoff gegen die Schweinegrippe wird knapp. Einige Korschenbroicher Ärzte müssen Impfwillige wieder nach Hause schicken, weil die Vorräte verbraucht sind. Im gesamten Kreis Neuss fehlen derzeit 6000 Dosen.

Die häufigsten Fragen zur Schweinegrippe-Impfung
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Foto: AP

29.000 Dosen des Impfstoffs gegen die Schweinegrippe wurden bisher an die 540 niedergelassenen Ärzte im Rhein-Kreis Neuss ausgeliefert. Doch das ist nicht genug.

"Uns liegen Bestellungen für 35 000 Impfungen vor", sagt Amtsarzt Dr. Michael Dörr vom Kreisgesundheitsamt. Am kommenden Donnerstag würden 8500 Impfdosen für den Rhein-Kreis Neuss nachgeliefert. Doch auch das reiche noch nicht.

"Es bleibt ein Defizit von rund 3900 Impfdosen für die kommende Woche", so Dörr. Bislang habe man sich bei der Verteilung des Impfstoffes an der Einwohnerzahl des Kreises orientiert. "Mittlerweile richtet sich die Verteilung der Impf-Dosen aber nach der Zahl der im Kreis niedergelassenen Ärzte", erzählt Dörr.

580 Fälle registriert

Derzeit gibt es im Kreis 580 bestätigte Schweinegrippe-Fälle und 862 Verdachtsfälle. In Korschenbroichhaben sich 44 Menschen mit dem H1N1-Virus infiziert. Es gibt 90 Verdachtsfälle. In der Gemeinde Jüchen gibt es zehn bestätigte Schweinegrippe-Fälle und 59 Verdachtsfälle. Die Dunkelziffer sei jedoch höher.

"Nicht alle Menschen gehen zum Arzt. Außerdem gibt es seit vergangenem Samstag keine Meldepflicht für Ärzte mehr." Die meisten Schweinegrippe-Fälle im Rhein-Kreis-Neuss traten bei 15 bis 19-Jährigen und 40-bis 49-Jährigen auf. Der Grund dafür sein unbekannt. Der Engpass beim Impfstoff ist ein bundesweiter und trifft nicht nur den Kreis Neuss.

Auch Dr. Lothar Schmitz, Arzt für Innere Medizin in Korschenbroich, gehen die Impf-Vorräte aus: "Seit Ende vergangener Woche gibt es den Engpass", berichtet Schmitz. Der Mediziner hat in seiner Gemeinschaftspraxis seit Beginn der Impfaktion rund 300 Patienten gegen das Schweinegrippe-Virus geimpft. "500 Patienten stehen auf der Warteliste", erzählt Schmitz.

Er habe für diese Woche aber nur 80 Impfdosen geliefert bekommen. Wie viel er in der kommenden Woche bekomme, sei unklar. "Die Risikogruppen wie medizinisches Personal, Pflegepersonal, Bedienstete von Polizei und Feuerwehr sowie Menschen mit geschwächtem Immunsystem haben angesichts des Engpasses Vorrang", sagt Schmitz. Er ist der Meinung, man solle die Impfstoff-Verteilung an der Patientenanzahl festmachen.

Impf-Fahrplan

In der Praxis des Jüchener Allgemeinmediziners Dr. Franz-Josef Kox gibt es noch keinen Impfstoff-Engpass. 200 bis 300 Patienten hat er bislang geimpft. Rund 300 Patienten stehen auf der Warteliste.

"Ein Impfstoff-Engpass wäre katastrophal", sagt Kox. Den Verwaltungsaufwand könne sein vierköpfiges Team nicht leisten: "Wir Ärzte bräuchten so etwas wie einen Impf-Fahrplan, in dem geschrieben steht, was im Fall der Fälle zu tun ist. Den gibt es jedoch nicht."

(RP)
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