Typisierung in Glehn Riesen-Einsatz für Leukämiekranken
Glehn · Insgesamt 670 Menschen, viel mehr als erwartet, ließen sich bei der Aktion „Hilfe für Rainer“ typisieren. Dazu aufgerufen hatte der Schützenverein Glehn, dessen Schützenbruder Reiner Stappen an Leukämie erkrankt ist.
Mit dieser enormen Resonanz hatte wohl niemand gerechnet: Vor dem Feuerwehrgerätehaus in Glehn standen die Menschen am Samstag Schlange. Insgesamt gaben 670 Personen eine Speichelprobe ab, an Spenden kamen exakt 12.196 Euro zusammen. In den nächsten Wochen werden die Proben untersucht und in die Deutsche Knochenspenderdatei eingestellt. Dann besteht die Chance für die 670 Menschen, Leben retten zu können.
Michael Herfurtner vom Schützenverein Glehn hofft, dass der passende Knochenmarkspender für den Schützenbruder Reiner Stappen gefunden wird – der 56-Jährige ist an Leukämie erkrankt. Der Schützenverein Glehn stellte die Aktion „Hilfe für Reiner“ auf die Beine und rief zur Typisierung auf. Es war alles bestens organisiert, es gab Muffins, Kuchen und Weingummi – und noch etwas ganz Besonderes: Eine achtköpfige Star-Wars-Truppe vom Club „German Garrison“, zu denen etwa Arne Schmitz aus Kapellen als Chewbacca gehörte, sollte Passanten anlocken mit dem Ziel, spontan an der Aktion teilzunehmen.
Hildegard Stappen, die Ehefrau von Reiner Stappen, war „überwältigt von der enormen Hilfsbereitschaft“. Sie meinte damit die Menschen, die eine Speichelprobe abgaben, aber auch Organisatoren wie Christina Biermann. Und sie sprach offen über die Krankheit ihres Mannes: „Er befindet sich derzeit im Mönchengladbacher Franziskus-Krankenhaus, hat seine zweite Chemotherapie hinter sich, muss jetzt zwei Wochen lang isoliert liegen.“ Die Ärzte hätten ihm gesagt, dass die Heilungschance „bei 50 Prozent liegt, weil keine inneren Organe betroffen sind“. Sein Bruder Friedhelm habe sich typisieren lassen, habe sich aber nicht als ein geeigneter Spender erwiesen.
Julia Schriddels und ihre Kolleginnen Janina Schmitz und Nadja Schmidt von der Deutschen Knochenspenderdatei in Köln hatten die 48 Ehrenamtler eingewiesen und standen als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung. „Ausschlusskriterien sind eine Krebserkrankung, aber zum Beispiel auch ein erlittener Herzinfarkt oder ein Schlaganfall“, sagte Julia Schriddels. Das diene dem Schutz des Patienten und des Spenders. Die Auswertung einer Speichelprobe kostet rund 35 Euro.
Franz-Josef Teppen vom Schützenverein Glehn ist selbst mit seinen 75 Jahren genau 20 Jahre zu alt für eine Knochenmarkspende. Er war Anlaufstelle für Menschen, die sich typisieren lassen wollten. „Vor 30 Jahren ist mein Schwager mit 39 Jahren an Leukämie gestorben, da gab es solche Typisierungen noch gar nicht“, sagte Teppen. Er reichte unter anderem Berthold Franken aus Kleinenbroich ein Wattestäbchen. „Man kann ja mal helfen, das ist ja kein Akt hier“, sagte der 52-Jährige. Er war ein Klassenkamerad von Hildegard Stappen und würde garantiert nicht „kneifen“, wenn er mit seiner Knochenmarkspende zum Lebensretter werden könnte.