Angeblich falsche Schulungsbescheinigungen Vorwürfe gegen Flughafen-Sicherheitsfirma in Köln

Köln · An der zentralen Kontrollstelle des Flughafens Köln/Bonn eingesetzte Mitarbeiter der Security-Firma Kötter behaupten, dass ihr Arbeitgeber falsche Schulungsbescheinigungen ausstellt. Kötter weist die Vorwürfe ausdrücklich zurück.

 Der Flughafen in Köln/Bonn ist der zweitgrößte in NRW. (Archivbild)

Der Flughafen in Köln/Bonn ist der zweitgrößte in NRW. (Archivbild)

Foto: dpa, obe fdt tmk

Beschäftigte von Kötter Airport Security an der zentralen Kontrollstelle (Tor A) des Flughafens Köln/Bonn sollen von ihren Vorgesetzten angeblich bewusst falsche Schulungsbescheinigungen ausgestellt bekommen haben, um in dem sensiblen Hochsicherheitsbereich eingesetzt werden zu können. Das geht aus einer Mail angeblich Betroffener Security-Mitarbeiter an das NRW-Verkehrsministerium und den Flughafenbetreiber hervor, die unserer Redaktion vorliegt.

"Es werden uns Ordner von den Objektleitern vorgelegt, in denen sich Blanko-Schulungsbescheinigungen ohne Datum, Name und Schulungsinhalten befinden. Wir werden genötigt, diese dann zu unterschreiben", heißt es in der Mail. "Diverse Schulungsbescheinigungen werden uns dann ausgehändigt für Schulungen, die wir nie gehabt haben. Zertifikate werden ausgehändigt für erfolgreiche Teilnahmen, welche nicht oder nur teilweise stattgefunden haben. Unser Betriebsleiter ist darüber informiert und segnet alles ab", heißt es in dem Schreiben weiter. Man habe zudem nicht alle für das Jahr 2016 vorgegebenen Schulungen erhalten. Betroffen sei rund die Hälfte der rund 170 Luftsicherheitskontrollkräfte an der zentralen Kontrollstelle.

Das Unternehmen Kötter Airport Security, das im Auftrag des Flughafenbetreibers arbeitet, weist die Vorwürfe ausdrücklich zurück. "Der anonyme geäußerte Betrugsvorwurf kann unsererseits nur als Versuch gewertet werden, die jahrelang hervorragende (...) Arbeit unserer Betriebsverantwortlichen vor Ort zu beschädigen", erklärte Kötter-Sprecher Carsten Gronwald.

Alle Schulungsmaßnahmen stünden unter regelmäßiger Aufsicht durch Auftraggeber und Behörden und erfüllten nachweislich die Vorgaben der Luftsicherheitsschulungsverordnung. "Sofern bei einem Beschäftigten nicht alle Fortbildungsstunden in einem Jahr aus betrieblichen Gründen vollständig erreicht werden können, so hat die Nachschulung innerhalb der nächsten zwei Jahre zu erfolgen", sagt Gronwald.

Das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium nimmt den Fall sehr ernst. "Die Vorwürfe sind im Haus bekannt. Sie sind schwerwiegend und müssen schnellstmöglich lückenlos geklärt werden", sagte eine Sprecherin von Verkehrsminister Michael Groschek (SPD). Ähnlich sieht es der Flughafenbetreiber. "Wir erwarten von allen unseren Dienstleistern, dass sie ihre Aufgaben im Rahmen von Gesetz und Vorschriften korrekt wahrnehmen", betonte ein Sprecher des Flughafens. "In diesem Sinne haben wir die Firma Kötter aufgefordert, den Sachverhalt zu überprüfen und Stellung zu beziehen."

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die die Interessen der Security-Mitarbeiter vertritt, spricht offen von Betrug. "Der Arbeitgeber verstößt hierbei im erheblichem Maße gegen die tarifvertraglichen Bestimmungen und gegen die gesetzlich vorgeschrieben Sicherheitsbestimmung am Flughafen Köln/Bonn", sagte Gewerkschaftssekretär Özay Tarim. Kötter täusche und betrüge nicht nur das eigene Personal, sondern auch den Aufraggeber und die für die Luftsicherheit zuständigen Behörden, so Tarim weiter. "Diese Vorgehensweise von Kötter muss endlich ein Ende finden. Der Auftraggeber Flughafen Köln/Bonn und die zuständigen Behörden müssen daraus nun Konsequenzen ziehen."

Unserer Redaktion liegt eine Schulungsbescheinigung eines Mitarbeiters vor über die Anzahl absolvierter Unterrichtsstunden als Luftsicherheitskontrollkraft. Auf dem Dokument, das von Kötter Airport Security abgestempelt und unterschrieben ist, steht dazu: "mit Erfolg teilgenommen". Nach Angaben des betreffenden Mitarbeiters habe er aber nie an diesen Schulungen teilgenommen.

An der zentralen Kontrollstelle am Flughafen Köln/Bonn müssen nach Angaben des Airport-Betreibers jede Person und alle mitgeführten Gegenstände durchsucht werden, ehe überhaupt erst ein Zugang zu dem sensiblen Sicherheitsbereich gestattet werden kann. Auch Fahrzeuge inklusive Ladung müssen nach einem von der Europäischen Union (EU) definierten Verfahren inspiziert werden.

Doch genau dazu seien die meisten dort tätigen Security-Kräfte nach eigenen Angaben gar nicht in der Lage. "Weil wir durch die fehlenden Schulungen die Sicherheitsstandards nicht erfüllen, haben wir Angst, bei den unangekündigten Tests durchzufallen und damit unsere Arbeitsplätze zu verlieren", sagte ein Kötter-Mitarbeiter unserer Redaktion.

Nach Informationen unserer Redaktion wollen Prüfer der Bezirksregierung Köln die Vorwürfe untersuchen und bereits heute am Flughafen Köln/Bonn die entsprechenden Dokumente bei Kötter einsehen.

(csh)
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