Tragischer Unfall bei Köln Fahrerin auf A3 von Betonplatte erschlagen

Köln · Auf der A3 bei Köln löste sich am Freitagmorgen eine fünf Tonnen schwere Platte aus einer Lärmschutzwand. Ein Auto wird darunter begraben und völlig zerstört, die Fahrerin überlebt das Unglück nicht.

 Ein Betonteil einer Lärmschutzwand liegt auf der Autobahn 3 bei Köln auf einem Pkw.

Ein Betonteil einer Lärmschutzwand liegt auf der Autobahn 3 bei Köln auf einem Pkw.

Foto: dpa/WupperVideo

Es ist etwa 10.15 Uhr am Freitagmorgen, als sich an der Autobahn 3 bei Köln plötzlich eine tonnenschwere Betonplatte aus der Lärmschutzwand löst und auf einen vorbeifahrenden schwarzen VW-Polo fällt. Die Fahrerin kommt dabei ums Leben; sonst befindet sich niemand in dem Wagen, der durch die Betonplatte völlig eingedrückt worden ist.

Die Frau sei vermutlich sofort tot gewesen, sagt die Polizei. Ein Notarzt sei zwar schnell vor Ort gewesen, er habe der Frau aber nicht mehr helfen können. „Wir gehen davon aus, dass eine enorme Energie auf das Auto eingewirkt hat“, erklärte ein Polizeisprecher. Statiker mussten vor der Bergung die Standfestigkeit der betroffenen Lärmschutzwand prüfen. Die Platte wurde mit einem Kran von dem Auto gehoben und auf einen LKW verladen. Erst dann konnte die ums Leben gekommene Frau aus dem völlig zerstörten Auto geborgen und der Unfallort freigeräumt werden.

Der Unfall ereignete sich unterhalb einer Brücke nahe der Ausfahrt Köln-Dellbrück in Fahrtrichtung Oberhausen. Feuerwehr und Polizei sicherten die Unfallstelle ab; die stark befahrene Autobahn wurde in nördlicher Fahrtrichtung zwischen Köln-Ost und der Anschlussstelle Köln-Dellbrück in Richtung Oberhausen komplett gesperrt – und das zunächst für unbestimmte Zeit. Gegen 13.40 Uhr wurde die Sperrung in Teilen wieder aufgehoben; zwei Fahrstreifen blieben aber noch weiter gesperrt. Es bildeten sich kilometerlange Staus; auch die Ausweichstrecken waren voll. Betroffen waren auch Linien der Kölner Verkehrsbetriebe, die in Teilen nur noch unregelmäßig fuhren.

Wieso sich das etwa fünf Tonnen schwere Teil löste, ist noch nicht bekannt. „Die Lärmschutzwand wurde 2007 gebaut“, sagte eine Sprecherin des Landesbetriebs Straßen NRW. Laut Straßen NRW werden auf dem betroffenen Streckenabschnitt in beiden Fahrtrichtungen jeweils zwei Spuren gesperrt, um eine weitere Gefährdung auszuschließen. „Die Stützwände an diesem Streckenabschnitt werden einer Sonderprüfung unterzogen“, heißt es in einer Mitteilung. Demnach wird die A3 zwischen den Anschlussstellen in sogenannter Tieflage geführt. Das heißt laut Straßen NRW, dass für den Bau der Autobahn ein Geländeeinschnitt hergestellt wurde und sich rechts und links der Fahrbahn Betonwände befinden. Oben auf den Betonstützwänden sind die eigentlichen Lärmschutzwände montiert, die Wände selbst sind mit Lärmschutzelementen ausgestattet, erklärt der Landesbetrieb.

Der ADAC fordert eine lückenlose Untersuchung. „Es muss geklärt werden, wieso das passieren konnte. Der Autobahnabschnitt in dem Bereich ist noch relativ jung und meines Wissens nach erst in den vergangenen acht bis zehn Jahren fertiggestellt worden. Normalweise sind solche Bauteile dafür ausgelegt, mindestens 40 bis 50 Jahre zu halten“, sagte ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold unserer Redaktion. Einen solchen Unfall habe er noch nie erlebt. „Denn so etwas kann eigentlich nicht passieren.“

Zwischen 2005 und 2008 fanden vom Autobahnkreuz Köln-Ost bis zur Anschlussstelle Köln-Dellbrück Ausbauarbeiten auf einer Länge von 2,1 Kilometern statt. Weitere Ausbaumaßnahmen folgten von Mitte 2009 bis Juli 2012 zwischen den Anschlussstellen Köln-Dellbrück und Köln-Mülheim auf einer Länge von 2,3 Kilometern.

Nach Angaben von Straßen NRW werden sämtliche Bauwerke an den Autobahnen regelmäßig untersucht. „Alle sechs Jahre wird eine umfassende Hauptprüfung durchgeführt“, sagte eine Sprecherin. Drei Jahre nach der Hauptprüfung folgt demnach dann die sogenannte einfache Prüfung durch eine der Straßen-NRW-Niederlassungen. In den Jahren ohne Prüfung führt die jeweils zuständige Autobahn- oder Straßenmeisterei eine ausführliche Besichtigung durch.

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) hat mit Bestürzung auf den tödlichen Unfall reagiert: „Die Nachricht vom Unfalltod der Autofahrerin hat mich zutiefst erschüttert. Ich bin in Gedanken bei den Angehörigen der Verstorbenen“, sagte Wüst.

Der Verkehrsausschuss des Landtags soll sich am Mittwoch mit dem Unfall beschäftigen; die SPD-Fraktion beantragte dazu eine Aktuelle Viertelstunde.

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