"Stromberg" mit Christoph Maria Herbst "Im Alltag bin ich kein Alpha-Tier"

TV-Serien-Antiheld "Stromberg" darf ab Donnerstag im Kino dumme Sprüche klopfen. Gestern feierte der gleichnamige Film in Köln seine Premiere. Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst über eine zwiespältige Figur, und was sie für ihn bedeutet.

Das ist "Stromberg - Der Film"
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Glauben Sie, dass der Kinofilm auch für Leute funktioniert, die die Serie nicht kennen?

Herbst Ich bin in meiner Hybris davon ausgegangen, dass jeder die Serie kennt. Ich fände es aber besonders toll, wenn der Film auch als "Einzelstück" funktioniert. Ich glaube aber, dass diejenigen, die die fünf Staffeln kennen, noch mehr Spaß haben werden. Wir haben diesen Film schon sehr "fangetrieben" gemacht, Stichwort Crowdfunding. Er ist ein Dankeschön an den Fan. Ich glaube, die Episoden haben im Schnitt 1,5 Millionen Leute angeschaut. Wenn die alle ins Kino gehen, kommen wir aus dem Feiern nicht mehr raus. Schon bei einer Million Zuschauer bekommt jeder der etwa 3400 Aktionäre seine Kohle mit einer Rendite zurück. Das erlebt man ja heutzutage nicht mal mehr bei einer Bank.

Glauben Sie, dass Sie immer von den richtigen Leuten gemocht werden?

Herbst Nö. Das kann man nicht wissen. Mir wird aber gespiegelt, dass es so ist. In den Mails, die ich aus der Versicherungswirtschaft bekommen habe, standen Dinge wie: "Sie glauben, Sie machen eine Comedy-Serie? Dann kommen Sie mal zu uns!" Da tun sich wirklich Abgründe auf. Ich dachte ja immer, wir übertreiben. Aber in manchen Fällen scheint die Realität noch schonungsloser zu sein.

Im Film fällt der Satz: "Nicht authentisch, aber ehrlich." Kann man das auch vom "Stromberg"-Film behaupten?

Herbst Vielleicht. Ich glaube, dass wir die Authentizität zumindest schrammen. Und für viele spricht Stromberg das aus, was sie wirklich denken. Das wirkt für sie wie ein Ventil bei einem Schnellkochtopf. Seine Sätze sind ehrlich. Man darf sie aber nicht sagen, weil man sofort Chauvinist oder Fremdenhasser ist. Er sagt es einfach und lacht die Sachen auch gleich wieder weg. Ich glaube, Stromberg wird von vielen "gehassliebt".

Haben Sie perspektivisch die Sahnestücke aus den Seriendrehbüchern aufgespart, um sie für den Film zu verwenden?

Herbst Das ist total nett, dass Sie das so sagen. Das reiche ich direkt an Autor Ralf Husmann weiter. Der Mann ist so genial, wie er natürlich auch krank in der Birne ist. Dass der sich noch kein Ohr abgeschnitten hat . . . Der kann einfach was. Wir können alle was. Ich setze mich jetzt nicht hier hin und kokettiere. Ich spiele den Stromberg gut und Bjarne Mädel spielt den Ernie zum Küssen. Alle machen ihren Job fantastisch, keiner fällt irgendwie heraus. So etwas Homogenes habe ich selten erlebt.

Kommt Ihnen Stromberg manchmal zu nahe?

Herbst Ich kann ihn ganz gut dort lassen, wo er hingehört. Letztendlich ist es eine Rolle wie jede andere, wenn auch eine sehr markante. In meinem Privatleben hat sie keine Präsenz. Ich ertappe mich auch nie dabei, wie ich im Kaufhof an der Kasse irgendjemanden mit so einem Stromberg-Spruch abwatsche. Im Alltag bin ich weder Alpha-Tier noch jemand, der sich ständig in den Vordergrund spielt oder sich stundenlang im Schaufenster spiegelt.

Ist es nach einer so schönen Erfahrung nicht schwierig, wieder ein neues Projekt zu finden, das einen begeistert?

Herbst Ja. Man ist von Husmann echt versaut. Wenn mir seine Drehbücher zugeflattert sind, habe ich mir eine Badewanne eingelassen, ein Fläschchen Rioja aufgemacht, mich zurückgelehnt und genossen. Bei jedem anderen Drehbuch setzt du dich mit gespitztem Bleistift hin und machst ganz viele Fragezeichen an den Rand: "So spricht keiner. Das verstehe ich nicht."

Sie ernähren sich seit einiger Zeit vegan. Darf man fragen, warum?

Herbst Ja. Es ist gesünder, es rettet den Planeten, und ich finde Massentierhaltung Scheiße. All diese Gründe würden einem eigentlich sofort einfallen, wenn man sich damit beschäftigt. Aber ich ziehe es jetzt einfach mal durch. Es fühlt sich gut an. Ich vermisse nichts, ich missioniere aber auch nicht herum.

A. WESCHE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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