Sicher feiern im Karneval So werden Sie kein Opfer von K.o.-Tropfen

Köln/Düsseldorf · Polizei und Drogenberatungen mahnen, beim ausgelassenen Feiern an Karneval auf die eigene Sicherheit zu achten. K.o.-Tropfen sind seit Jahren im Umlauf, die Dunkelziffer möglicher Opfer ist hoch. Wir haben mit einem Experten gesprochen.

K.o.-Tropfen - Was sie bewirken, wie man sich schützt!
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K.o.-Tropfen - Was sie bewirken, wie man sich schützt!

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Foto: dpa/Nicolas Armer

Während die einen noch über ihr Karnevalskostüm nachdenken, warnen die anderen schon vor zu enthemmter Feierei, wie jüngst die Kölner Polizei. Denn wo viele Menschen Alkohol trinken und einfach Spaß haben wollen, sind meist auch die nicht weit, die das ausnutzen. K.o.-Tropfen kommen immer dann zum Einsatz, wenn Täter ihre Opfer gefügig machen wollen, entweder um sie sexuell zu belästigen oder um sie auszurauben. Wir erklären, was K.o.-Tropfen sind, worauf man achten muss und wo man Hilfe bekommt.

  • Werden die Fälle mehr, in denen Opfer mit K.o.-Tropfen gefügig gemacht wurden?

Das kann man nicht genau sagen. Denn K.o.-Tropfen sind oft schon nach wenigen Stunden nicht mehr im Körper nachzuweisen, und viele Betroffene wenden sich gar nicht an die Polizei oder an Drogenberatungsstellen. Die Dunkelziffer solcher Fälle ist sehr hoch. Deswegen kann die Polizei nicht sagen, wie häufig solche Fälle vorkommen. Ralf Wischnewski vom "Arbeitkreis K.o.-Tropfen" in Köln sagt: "K.o.-Tropfen sind ein stetiges Thema. Den Arbeitskreis gibt es seit 2010 in Köln und unser Eindruck ist, dass sie ein konstantes Phänomen sind."

Wischnewski ist Sozialpädagoge und arbeitet für die Drogenhilfe Köln in der Suchtprävention. Er geht häufig in Schulen und klärt Schüler über die Folgen von Drogenkonsum auf. Dabei sind auch K.o.-Tropfen ein Thema. Eigentlich sei bei jeder Veranstaltung jemand dabei, in dessen Umfeld schon einmal jemand zum Opfer geworden ist. Das bestätigen auch Anfragen bei Frauenberatungsstellen in NRW.

  1. Wie wirken K.o.-Tropfen?

Es gibt mehrere Substanzen, die im Volksmund als K.o.-Tropfen bezeichnet werden. Der Begriff beschreibt schon die Wirkung, die die unterschiedlichen Medikamente haben. Je nach Dosierung machen die Substanzen schläfrig, verlangsamen die Reflexe, vernebeln den Geist. Sie machen das Oper willenlos, hilflos bishin zur Bewusstlosigkeit. Viele Opfer klagen anschließend über Gedächtnislücken. Eine Überdosis kann zum Atemstillstand und damit zum Tod führen. Die Substanz GBL wirkt als Rauschmittel, führt aber auch dazu, dass Konsumenten oft nicht mehr wissen, was sie tun.

  1. Welche Substanzen sind im Umlauf?

Die Substanzen, die gemeinhin als K.o.-Tropfen bezeichnet werden, heißen GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure) und GBL (Gamma-Butyrolacton). Dazu kommen andere Substanzen wie Barbiturate, Opiate und Ketamin. Barbiturate und Ketamin sind Schlaf- und Betäubungsmittel. Ketamin wird häufig in der Tiermedizin eingesetzt. Bei höheren Dosierungen ist der Körper ruhig gestellt, der Geist bekommt aber mit, was passiert. Zusätzlich können starke Halluzinationen auftreten, erklärt Ralf Wischnewski von der Drogenberatung.

GHB ist ein Medikament, das bei Narkolepsie oder für den Alkoholentzug eingesetzt wird. Es unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz, darf aber medizinisch verordnet werden. GBL wird im Körper in GHB umgewandelt. GBL ist eine chemische Substanz, die unter anderem in Reinigungsmitteln vorkommt, die Chemiekonzerne in großen Mengen herstellen und verkaufen. GBL fällt weder unter das Arzneimittel- noch unter das Betäubungsmittelgesetz, das heißt, es ist sehr leicht im Internet zu kaufen. "Viele Drogenkonsumenten nehmen GBL auch als Rauschmittel ein", sagt Wischnewki.

  1. Wer ist betroffen?

"K.o.-Tropfen kommen oft dann zum Einsatz, wenn es um Sexualität geht. Das heißt beim Ausgehen, Dating oder auch beim Betriebsausflug. Und jetzt im Karneval ist mit mehr Opfern zu rechnen, weil viel mehr Leute unterwegs sind", sagt der Drogen-Experte. "Täter verwenden K.o.-Tropfen aber auch, wenn sie ihr Opfer ungestört ausrauben wollen." Das passierte zum Beispiel vor einigen Jahren Freiern im Düsseldorfer Luxus-Bordell an der Rethelstraße. Einem Freier wurden K.o.-Tropfen verabreicht und seine Kreditkarte anschließend mit tausenden Euro belastet. Der Fall landete vor Gericht. Es sind also nicht nur Mädchen und junge Frauen, die Opfer werden.

  1. Wie verhält man sich?

Polizei und der K.o.-Tropfen-Arbeitskreis raten allen gleichermaßen, in Gruppen loszuziehen, nie sein Glas unbeobachtet stehen zu lassen, keine Getränke von Fremden anzunehmen. Wenn man doch den Verdacht hat, Opfer von K.o.-Tropfen geworden zu sein, die Polizei verständigen und einen Arzt aufsuchen. "Viele der Substanzen sind nur acht bis zwölf Stunden im Körper nachzuweisen, deswegen sollte man schnell handeln", sagt der Drogen-Experte.

  1. Wo bekommt man Hilfe?

Wer sofort Hilfe braucht, ruft die 110 und 112 an. In vielen Städten helfen Drogenberatungsstellen und Frauen-Notrufe weiter. Viele Institutionen sind in der Prävention aktiv wie der "Arbeitskreis K.o.-Tropfen" in Köln, in dem sich der Frauen-Notruf, "Lobby für Mädchen", der Verein "Frauenleben", die Landeskoordinationsstelle Anti-Gewalt-Arbeit für Lesben und Schwule in NRW, die Drogenhilfe Köln und der Landschaftsverband Rheinland zusammengeschlossen haben.

In Münster und demnächst auch in anderen Städten in NRW gibt es seit kurzem ein neues Angebot für Frauen. Der Frauen-Notruf Münster hat das Konzept "Ist Luisa hier?" entwickelt. In 40 kooperierenden Bars, Kneipen und Diskotheken können Frauen an der Bar Hilfe bekommen, in dem sie einfach das Codewort "Ist Luisa hier?" nennen. Das Personal weiß dann sofort Bescheid und hilft den Frauen, egal ob sie ein Taxi brauchen oder ein unangenehmes Date hinauskomplimentiert werden soll.

(heif)