BKA-Bericht zu Silvester 2015/16 in Köln Täter verkauften Beute in Asylunterkünften weiter

Köln · Die Geschehnisse der Kölner Silvesternacht 2015/16 sind noch immer nicht vollständig aufgeklärt. Ein Bericht des Bundeskriminalamtes bringt neue Erkenntnisse über Opfer und Täter.

Chronik der Übergriffe in Köln: Die Ereignisse rund um die Silvesternacht
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Die Ereignisse rund um die Silvesternacht in Köln

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Foto: dpa/Markus Boehm

Die Polizei hat in der Silvesternacht 2015/2016 in Stuttgart, Frankfurt am Main, Hamburg, Düsseldorf und Köln insgesamt 121 Tatverdächtige wegen Sexualdelikten und sogenannten Kombinationsstraftaten ermittelt, davon allein 52 in Köln. Das geht aus dem Abschlussbericht der Bund-Länderprojektgruppe "Silvester" des Bundeskriminalamtes (BKA) hervor, der unserer Redaktion vorliegt. Demnach gab es in den fünf Städten 658 reine Sexualdelikte und 239 "Kombinationsstraftaten".

"Die Opfer wurden — unter Ausnutzung des Gedränges — umringt und separiert. Anschließend wurde den Opfern (auch grob) insbesondere an Gesäß, Brüste und/oder in den Intimbereich gefasst. In Einzelfällen kam es zu vollendeten Vergewaltigungshandlungen", heißt es in dem Abschlussbericht. In knapp der Hälfte der Fälle wurden die Opfer im Intimbereich, an Gesäß oder Brüsten berührt. Dabei wurden sie zum Teil vorher von den Tätern umringt und separiert. Die Opfer wurden dabei gewürgt, geschlagen, getreten, bedroht und beleidigt. Insgesamt zählte die Polizei 42 Fälle, in denen "ein tatsächliches Eindringen in den Körper" stattfand, also eine Vergewaltigung.

Die Zahl der "Kombinationsstraftaten", bei denen unter anderem Handys gestohlen wurden, sei dem Bericht zufolge aber geringer als die Zahl der reinen Sexualdelikte. Ihre Beute verkauften die Täter zum Teil in Asylunterkünften oder benutzten die gestohlenen Mobiltelefone selbst weiter.

Die Tatverdächtigen sind fast ausschließlich männlich. Über 90 Prozent sind volljährig. Bei den "Kombinationsstraftaten" waren die Täter jünger als bei den Sexualstraftaten. Von den insgesamt 121 ermittelten Tatverdächtigen waren 55 bereits vorher polizeilich in Erscheinung getreten. Die Tatverdächtigen gehören mindestens 14 verschiedenen Nationalitäten an. Die meisten sind Algerier (33 Prozent), Marokkaner (26 Prozent) und Iraker (14 Prozent).

Die überwiegende Mehrzahl der Taten (78 Prozent) fand auf öffentlichen Plätzen wie etwa in Parkanlagen statt. In Köln gab es 144 Übergriffe in diesen Bereichen, darunter 80 an Bahnhöfen. Die meisten Delikte ereigneten sich in der Altstadt (Düsseldorf), in der "Großen Freiheit" (St. Pauli) sowie im Bahnhofsbereich, dem Breslauer Platz und dem Domkloster (Köln).

In Düsseldorf gab es dem Bericht zufolge 118 Fälle, davon 101 sexuelle Nötigungen/ Vergewaltigungen und 17 Beleidigungen auf sexueller Grundlage. In Köln wurden 280 Fälle erfasst. Davon waren 143 Delikte sexuelle Nötigungen und Vergewaltigungen sowie 139 Fälle sexuelle Beleidigungen.

Die Opfer waren in der überwiegenden Mehrzahl weiblich, deutsche Staatsbürger und zwischen 18 und 24 Jahre alt. Die Taten wurden laut Bericht fast immer im Gedränge verübt. Das habe dazu geführt, dass die Opfer laut Polizei oftmals keine genauen Angaben zur Gruppengröße der Tatverdächtigen machen konnten. Darüber hinaus war es für die Opfer nur bedingt möglich, aus der Masse heraus die Gruppe in "Täter" und "Zuschauer" zu unterscheiden.

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