Zoll-Bilanz in Köln Schmuggler-Tricks: Falscher WM-Pokal und Koks im Pumps

Köln · Sich einmal als Champions-League-Sieger oder Weltmeister fühlen - diese Fußballerträume treiben teils seltsame Blüten: Dem Kölner Zoll sind im vergangenen Jahr drei nachgemachte Uefa-Pokale und eine Fifa-Trophäe ins Netz gegangen. Sie wurden am Dienstag bei der Jahresbilanz des Hauptzollamts mit allerlei weiteren illegalen Repliken und Schmuggelware präsentiert.

Zoll in Köln: Das wurde alles geschmuggelt
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"Nur die Uefa oder die Fifa dürfen als Rechteinhaber Repliken herstellen. Das machen sie auch, aber eben nicht in Originalgröße", sagt Franz Suchy, Leiter des Zollamts am Flughafen Köln Bonn. Die etwa 70 bis 80 Euro teuren Pokale kommen aus China - aus welcher Stadt der Besteller kam, ließ sich spontan nicht herausfinden und spornte Zöllner und Journalisten zu Spekulationen an: Aus Düsseldorf, Gladbach oder vielleicht doch aus Köln?

Neben dem optisch auffälligen Fund, haben die Zöllner erneut Tausende unechte Turnschuhe sichergestellt - darunter viele von Nike. "Hochpreisige Turnschuhe stehen hoch im Kurs", sagt Suchy. Dabei werden die Fälschungen nicht mehr auffallend billig für 15 oder 20 Euro angeboten, sondern auf angeblichen Outlet-Homepages für etwa 70 Prozent des Originalpreises. "Dass die Schuhe aus China kommen, ist so kaum ersichtlich." Rund zwei Millionen Zollabfertigungen führte der Kölner Flughafen-Zoll 2013 durch. 1,66 Milliarden Euro wurden eingenommen.

Unter den Fundstücken waren neben nachgemachten Handtaschen und Accessoires von Louis Vuitton auch zwei Paar Schuhe - aus echtem Schlangenleder, eins davon sehr hochwertig verarbeitet. Die 13.000 Euro teuren Männerschuhe musste der Käufer bei der Einreise dennoch abgeben. Gleiches gilt für die geschnitzten Elfenbeinfiguren, einen Krokodilkopf und auch Frauenschuhe: Die nachgemachten Louboutins mit der typischen roten Sohle.

Gut versteckt wurden die gefälschten Kopfhörer "Beats by Dr. Dre", die in Verpackungen von Billig-Radios steckten - und natürlich waren auch Drogenschmuggler wieder kreativ: Kokain in einer Bremstrommel, im Plateau-Absatz eines Pumps, in Tarotkarten oder zu Kaffeebohnen gepresst und gefärbt. Mit auf dem Tisch stehen nachgemachte Medikamente von Aspirin bis Viagra, Nahrungsergänzungsmittel und ein großer Plastiksack Testosteron.

In 2013 wurden Produktfälschungen im Wert von 3,1 Millionen Euro beschlagnahmt. Fast ein Drittel waren Uhren, Schmuck, Computer und Teile davon. In rund 85 Prozent der Fälle stammen die gefälschten Markenartikel aus China oder Hongkong.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 26,5 Kilogramm Kokain und rund 9 kg Heroin, etwas mehr als 13 kg Haschisch und gut 227 kg Marihuana, gut 38 kg Amphetamine und 1885 kg Khat, Spice und andere Drogen beschlagnahmt. "Das sind 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Drogen haben einen Straßenverkaufswert von 5,3 Millionen Euro", sagt Kai Wilkens vom Kölner Zoll.

Sehr erfolgreich waren die Kontrolleure auch bei der Bekämpfung der Schwarzarbeit: Rund 13.300 Personen wurden befragt und etwa 1600 Arbeitgeber geprüft. Insgesamt wurden 2888 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Schadenssumme liegt bei 36,2 Millionen Euro, insgesamt wurden 30,2 Jahre Haft verhängt.

Insgesamt hat das Hauptzollamt Köln im vergangenen Jahr 3,6 Milliarden Euro eingenommen. "Das ist immer ein Prozent des Bundeshaushalts", sagt die Leiterin Monika Lucht-Kirchner. Die größten Einnahmequellen waren die Einfuhrumsatzsteuer mit 2,2 Mrd. Euro und die Verbrauchsteuern mit fast 1,4 Mrd.

(irz)
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