Köln Ralf Richter setzt sich für Obdachlosen-Hotel ein

Köln · Der Sommer ist vorüber und für viele Obdachlose beginnt die härteste Zeit des Jahres. Eine Alternative zu den Notunterkünften für Menschen ohne Dach über dem Kopf will der Schauspieler Ralf Richter in Köln eröffnen.

 Der Schauspieler Ralf Richter ("Das Boot", "Bang Boom Bang") will in Köln ein Hotel für Obdachlose verwirklichen. Das Haus mit dem Namen "7 Sterne Hotel" soll die Ausstattung eines Vier-Sterne-Hauses haben und von den Obdachlosen selbst betrieben werden, sagte Richter.

Der Schauspieler Ralf Richter ("Das Boot", "Bang Boom Bang") will in Köln ein Hotel für Obdachlose verwirklichen. Das Haus mit dem Namen "7 Sterne Hotel" soll die Ausstattung eines Vier-Sterne-Hauses haben und von den Obdachlosen selbst betrieben werden, sagte Richter.

Foto: dpa, Jörg Carstensen

Chris und Till sind obdachlos. Sie schnorren auf der Domplatte in Köln, wo es zugig geworden ist. Der Himmel ist grau, der Sommer ist vorüber und damit auch die Zeit, in der Menschen ohne feste Bleibe im Freien übernachten können, ohne damit ihr Leben zu riskieren. Das wird im Winter wieder anders - und damit werden die Obdachlosenunterkünfte wieder voller. Chris und Till mögen diese Häuser nicht, doch Alternativen gibt es nicht. Noch nicht.

Der Schauspieler Ralf Richter ("Das Boot", "Bang Boom Bang") will in Köln ein Obdachlosenhotel verwirklichen. Das Haus mit dem Namen "7 Sterne Hotel" solle nach dem Vorbild ähnlicher Häuser in Moskau, New York und Berlin entstehen und Vier-Sterne-Niveau haben, sagt Richter.

Die Bewohner sollen merken "dass sie was wert sind." Obdachlose hätten dann die Möglichkeit, sich bei Bedarf eine Alternative zu den herkömmlichen Unterkünften zu leisten. Das "7 Sterne" soll Einzelzimmer bieten, möglichst mit eigenem Bad, statt der sonst üblichen Gemeinschaftszimmer.

Gemeinsam mit dem Kölner Pfarrer Hans Mörtter, dem Künstler Cornel Wächter und einer Reihe von Sponsoren will Richter das Projekt bis zum Winter realisieren. "Wir sind da seit zwei Jahren dran, aber jetzt sieht es so aus, als könnten wir ein Haus für das Projekt bekommen. Und wenn wir das haben, können wir auch konkret anfangen, Spenden zu sammeln."

Eine Reihe von Unterstützern habe sich bereits gefunden: Ein Ärzteteam bietet kostenlose Untersuchungen an, eine Jobvermittlung soll Gästen beim Wiedereinstieg ins Berufsleben helfen und diverse Firmen von Maklerbüros bis zum IT-Unternehmen wollen sich an der Ausstattung der Immobilie beteiligen.

Chris, der schon seit Jahren auf der Straße lebt, ist skeptisch. "Die Idee ist ja schön, aber wie finanziert sich das?", fragt er. "Die Mietpreise in Köln sind doch viel zu krass, und Leute wie wir können ja nicht viel zahlen für eine Nacht." Tatsächlich ist die Finanzierung des Projektes noch nicht abschließend geklärt. "Wir brauchen eine Basis von etwa drei Millionen Euro, das wäre realistisch", schätzt Pfarrer Mörtter. Sponsoren, die mit größeren Beträgen an den Start gehen, seien dringend gefragt.

Die laufenden Kosten bereiten Mörtter hingegen kaum Sorgen. Den Grundstock bietet der Zuschuss des Sozialamts, den es für andere Einrichtungen auch zahlt. Darüber hinaus müssten die Gäste einen Preis von maximal 15 Euro pro Übernachtung zahlen. Alle weiteren laufenden Kosten sollen über einen Förderverein gedeckt werden.

Eine Künstlerin, Miriam Kilali, brachte Mörtter auf die Idee. Sie hat in Moskau und Berlin Obdachlosenhotels aufgebaut, ein weiteres plant sie zur Zeit in New York. Bei ihrem ersten Projekt, dem Hotel Mafino in Moskau habe sie bezüglich der Spendenbereitschaft sehr gute Erfahrungen gemacht, sagt sie. Auch für die Einrichtung in Berlin hätten sich zahlreiche große und kleine Stifter gefunden.

Das "7 Sterne Hotel" soll viel mehr sein als eine Notunterkunft: "Das soll ein Wohnen sein, das signalisiert: 'Du bist was wert'", betont Mörtter. "Die Menschen sollen sehen, dass jemand etwas für sie tut und ihnen nicht nur den Sperrmüll schenkt", ergänzt Ralf Richter.

Till findet die Hotel-Vorstellung gut. "Ich kann mir vorstellen, dass man da auf ganz andere Ideen kommt", sagt er. Aber die 15 Euro pro Nacht seien viel. "Man kriegt das schon zusammen, aber das fehlt ja dann woanders", sagt er.

Nicht ohne Skepsis sieht man das Vorhaben bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG) in Bielefeld. "Das ist sicherlich nicht falsch", sagt die Sprecherin Werena Rosenke, "aber es bleibt eine Unterkunft". Sie sieht das Risiko, dass eine komfortable Ausstattung davon ablenken könne, was eigentlich das Ziel sein sollte: "Möglichst schnell wieder in einer eigenen Wohnung zu leben". Doch Rosenke sieht grundsätzlich auch das Problem, "dass viele Städte sehr schlechte Unterkünfte für Obdachlose haben".

(lnw)
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