Hilfsbereitschaft ausgenutzt Polizei warnt vor Pannen-Betrügern auf NRW-Autobahnen

Köln · Auf Autobahnen in der Region täuschen Betrüger Pannen vor und zocken die Helfer ab. Die Masche ist nicht neu, doch die Polizei warnt nach einem aktuellen Fall, bei dem ein Mann verprügelt wurde.

Es gibt Maschen, mit denen Täter seit Jahren erfolgreich sind — obwohl die Polizei immer wieder vor ihnen warnt. Dazu gehört etwa der Enkeltrick, bei dem Betrüger sich am Telefon als Verwandte ausgeben, die in Not sind, und Senioren um ihr Erspartes bringen.

Nun scheint eine alte Masche, die die Polizei "Autobahngold" nennt, ein Comeback zu haben: Die Täter postieren sich an Autobahnen und tun so, als hätten sie eine Panne. Wer anhält, um Hilfe anzubieten, wird um Geld gebeten.

Als Pfand bieten die Betrüger angeblich wertvolle Familienschmuckstücke an, die in Wahrheit nur billiger Modeschmuck sind. Sie geben falsche Kontaktdaten an - und der Helfer sieht sein Geld nie wieder. "Die Beträge sind oft gering genug, dass keine Anzeige erstattet wird, die Opfer haken es als schlechte Erfahrung ab", sagt eine Sprecherin der Kölner Polizei.

Nachdem an der A57 bei Worringen vor einer Woche ein 30 Jahre alter Mann mit einer Holzlatte zusammengeschlagen wurde, warnt die Polizei Autofahrer, vorsichtig zu sein. Der Autofahrer wollte zwei Männern helfen, die mit einem 3er-BMW mit Bochumer Kennzeichen offenbar liegen geblieben waren. Als sie ihn ohne größere Umschweife nach Bargeld fragten, wurde er misstrauisch und wollte weiter fahren. Die Männer wurden aggressiv. "Da packte sich einer Holzlatte und schlug auf mich ein", sagte der 30-Jährige später der Polizei. Die Männer schnappten sich seinen Autoschlüssel und sein Mobiltelefon und flüchteten. Zwei Mitarbeiter der Autobahnmeisterei Köln entdeckten den Verletzten und alarmierten einen Notarzt. Die Täter wurden bisher nicht gefasst.

"Uns macht vor allem Sorgen, dass die Täter sich meist in Autobahnauf- oder abfahrten postieren oder auf dem Standstreifen halten, die Unfallgefahr ist da sehr hoch", sagt die Polizeisprecherin. Meist treten die Täter nach Angaben der Polizei als vermeintliche Familie auf, im Wagen sitzen dann Kinder, die Mutter oder die Oma, während ein Mann daneben versucht, jemanden anzuhalten. "Häufig sind sie mit alten Mercedes-Modellen unterwegs."

Die Polizei hat eine osteuropäische Tätergruppe aus dem Raum Duisburg im Visier, die in der Vergangenheit schon öfters mit ähnlichen Betrugsdelikten aufgefallen ist. Belastende Beweise zu finden ist schwierig. "Bei der neuen Variante ist kein Schmuck im Spiel, wir finden dann in den Autos nichts", sagt die Sprecherin. Man müsse die Täter auf frischer Tat ertappen.

Zahlen zu den Fällen gibt es nicht — weil oft keine Anzeige erstattet wird, die Taten also gar nicht erst bekannt werden. Zivilermittler der Autobahnpolizei seien zur Zeit besonders aufmerksam unterwegs.

Die Polizei bittet Autofahrer, besonders auf der A4, der A44, der A57 und der A61 aufzupassen und die 110 zu wählen, wenn ihnen ein verdächtiges Auto auffällt. "Wir raten dazu, nicht anzuhalten und sich dadurch in Gefahr zu bringen." Stattdessen sollen Zeugen sich das Kennzeichen und so viele Details wie möglich zum Auto und dem Standort merken, weiterfahren und dann die Polizei informieren.

Problematisch ist es natürlich, wenn Autofahrer tatsächlich Hilfe brauchen. Dann könnten sich diejenigen wegen unterlassener Hilfeleistung strafbar machen, die einfach weiterfahren. "Wir bitten einfach darum, die Situation gut abzuwägen", sagt die Sprecherin. "Lieber einmal zu oft die 110 anrufen als einmal zu wenig."

(hsr)
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