Ein Flügel mitten im Chaos auf dem Breslauer Platz: Dort hatten sich rund 4.500 gewaltbereite, teils rechtsextreme Hooligans versammelt. Aus der Menge wurde die Polizei mit Feuerwerkskörpern, Steinen und Flaschen beworfen. Doch Davide Martello hat keine Angst und spielt auf seinen grün schimmernden Tasten verschiedene Versionen von "Atemlos", dem Schlager-Hit von Helene Fischer.

Mit großen Augen bleiben viele Passanten stehen, sogar die Polizisten kommen näher und bewundern den Künstler. Zwar gibt es kleine Unterbrechungen durch randalierende Hooligans, doch Martello lässt sich davon nicht abschrecken und führt seine Vorstellung unbeirrt fort. Denn damit hat der Deutsche mit sizilianischen Wurzeln bereits viel Erfahrung. Mit seinem Flügel reist der Musiker oft in Krisengebiete, um dort zu spielen, zu beruhigen.

Egal ob auf dem Taksim-Platz oder im Kunduz — der Pianist scheut die Gefahr durch Protest und Bürgerkrieg nicht. Eine höhere Macht habe ihn dazu auserkoren, glaubt er. Martello möchte seinem Publikum die Anspannung nehmen, sie für kurze Zeit ablenken. In Köln hat es funktioniert.