Keine Einsicht für die Verfehlungen Opfervertreter ruft zu Widerstand gegen Kölner Bistumsleitung auf

Köln · Opfervertreter Karl Haucke hat alle Kölner Bistumsgremien zu einer Art Generalstreik aufgerufen. Er wirft Woelki vor, im Missbrauchsskandal nur mit dem Betroffenenbeirat gespielt zu haben. Auch die Erklärung von Generalvikar Assmann kommt nicht gut weg.

 Karl Haucke will bessere Aufarbeitung des Skandals im Kölner Bistum.

Karl Haucke will bessere Aufarbeitung des Skandals im Kölner Bistum.

Foto: dpa/Oliver Berg

Nach der jüngsten Erklärung des Erzbistums Köln zur PR-Strategie im Missbrauchsskandal hat der Opfervertreter Karl Haucke die Gläubigen sowie die Gremien und die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden im Erzbistum zu einer Art Generalstreik aufgerufen. „Sollten nicht alle Kölner Bistumsgremien ihr Amt ruhen lassen?“, schrieb der frühere Co-Sprecher des Kölner Betroffenenbeirats in einem Beitrag für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ (online). „Sollten nicht alle, ob Geweihte oder Laien, ob Hauptberufliche oder Ehrenamtliche, gemeinsam den Beweis erbringen, dass das Bistum zusammenbricht, wenn den Chefklerikern niemand mehr folgen mag?“

Haucke warf Erzbischof Rainer Maria Woelki vor, mit dem Betroffenenbeirat gespielt zu haben. Er erneuerte seine Forderung nach einer staatlichen Aufarbeitung des Missbrauchsskandals auf gesetzlicher Grundlage, „damit Wahrheitsmanager wie Kardinal Woelki nicht weiter machen können, was sie wollen“. Die am Mittwoch veröffentlichte Erklärung von Generalvikar Guido Assmann beweise, dass es auch bei ihm „keine Einsicht für die Verfehlungen der Bistumsleitung“ gebe. „Die nachgeschobenen Verteidigungslinien über den handlungsleitenden Charakter der 'Bedürfnisse des Betroffenenbeirats' triefen für mich vor Hohn“, schrieb Haucke.

Nach einem Bericht des „Kölner Stadt-Anzeigers“ soll Woelki im Herbst 2020 auf Anraten seiner PR-Berater die Strategie verfolgt haben, den Betroffenenbeirat auf seine Seite zu ziehen, um anstelle eines missliebigen Missbrauchsgutachtens ein neues Gutachten in Auftrag zu geben. Assmann räumte in seiner Erklärung ein, zwar habe man sich der Dienste einer Kommunikationsagentur bedient. Es sei aber niemals das Ziel gewesen, auf Mitglieder des Betroffenenbeirats Druck auszuüben oder sie „zu einem bestimmten Stimmverhalten zu animieren“.

Der Beirat hatte damals dem Gutachter-Wechsel zugestimmt. Einige Mitglieder traten danach zurück, weil sie sich überrumpelt und instrumentalisiert fühlten. Haucke erklärte, der Plan, den Betroffenenbeirat für Woelkis Vorgehen beim Aus eines Missbrauchsgutachtens und der Beauftragung einer Ersatzstudie zu gewinnen, lasse sich den vertraulichen Dokumenten der PR-Agentur eindeutig entnehmen. „Dieses Ziel und den verschwörerischen Charakter der Sitzungsvorbereitung kann nun auch ein Generalvikar nicht abstreiten“, schrieb er.

(boot/epd)
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