Autodiebstähle So arbeitet die Oldtimer-Mafia in NRW

Köln · Immer häufiger werden in der Region Oldtimer gestohlen. Für Diebe sind die Autos ein lukratives Geschäft, weil der Wert der Fahrzeuge schnell steigt.

 Dieser Wagen wurde im September in Köln gestohlen.

Dieser Wagen wurde im September in Köln gestohlen.

Foto: Polizei Köln

Eine Nachbarin hörte noch den Motor des Ford Mustang und sah in der Nacht auf den 19. September einen Mann, der jemanden aus der Tiefgarage gegenüber herauswinkte. Kurz danach fuhren die beiden Männer mit dem schwarzen Ford, Baujahr 1966, im Kölner Stadtteil Sürth davon. Acht Tage später wurde aus einer Tiefgarage in Köln-Junkersdorf ein roter, fast 40 Jahre alter Ferrari, gestohlen — obwohl der Besitzer des 100.000-Euro-Wagens ihn mit einer Radklaue, einem Stromkreisunterbrecher und einem Lenkradschloss in Form einer abschließbaren Stange gesichert hatte.

Die Polizei geht davon aus, dass die Täter den seltenen Ferrari Dino 246 mit einem zweiten Auto aus der Tiefgarage geschleppt und auf einen Transporter verladen haben. In Grevenbroich verschwand aus einer Tiefgarage zwischen dem 16. und dem 26. September ein schwarzer Chevrolet Camaro Berlinetta, dem sein Besitzer eine auffällige Flammen-Lackierung verpasst hatte. Auch von dem amerikanischen Sportwagen, Erstzulassung 1979, fehlt seitdem jede Spur.

Die Zahl der Diebstähle von Autos, die älter als 30 Jahre sind, hat in den vergangenen Jahren zugenommen. In den Stadtgebieten Köln und Leverkusen wurden im Jahr 2009 11 Autos gestohlen, zweimal wurde ein Versuch zur Anzeige gebracht. 2014 waren es 20 (davon vier Versuche), 2016 wurden 28 Oldtimer als gestohlen gemeldet, in zwölf Fällen blieb es beim Versuch. In diesem Jahr gab es bis Ende September 24 entsprechende Delikte.

Wert der Autos steigt schnell

"Oldtimer werden fast ausschließlich aus Tiefgaragen entwendet", sagt ein Sprecher der Kölner Polizei. Dort stellen die Besitzer sie unter — auch, weil sie davon ausgehen, dass ihre wertvollen Fahrzeuge dort sicher sind. Am häufigsten werden gestohlen: Porsche 911, Mercedes S-Klasse und Pagode sowie Ford Mustang.

Die alten Autos sind lukrative Wertanlagen — vor allem der 911er von Porsche wird häufig gestohlen. Innerhalb von sieben Jahren könne der Wert eines Porsche Oldtimers von 20.000 Euro auf mehr als 170.000 Euro steigen, sagt ein Sprecher der Kölner Polizei.

Dazu kommt, dass ältere Sportwagen relativ leicht überwindbare Sicherheitsstandards haben. Die Diebe brauchen nicht wie bei modernen Autos jede Menge technisches Know-how, einfaches Werkzeug reicht oft. Oldtimer sind eher selten mit GPS-Sendern ausgestattet — das würde ihre Ortung nach einem Diebstahl ermöglichen.

Gestohlen, dann in die Niederlande

Ein Ermittler des Kölner Kriminalkommissariats 73, zuständig für Autodiebstähle, sagt: "Oldtimer, deren Wert zwischen 40.000 und 150.000 Euro liegt, gehen nahezu ausschließlich in die Niederlande." Vor zwei Jahren entdeckten Ermittler in Scheunen in den Niederlanden etliche gestohlene Autos. "Dort standen Oldtimer, die vor mehr als zehn Jahren als gestohlen gemeldet worden waren — mit Schutzhauben verhüllt, fein säuberlich aufgereiht", sagt der Kommissar. Je älter die Autos sind, desto teurer können sie weiterverkauft werden. Ein Zerlegen der Wagen, um die begehrten Ersatzteile verkaufen zu können, sei daher eher die Ausnahme.

Die Fahnder stellten damals auch "Beschaffungslisten" sicher, die deutlich machten, dass viele der alten Sportwagen auf Bestellung gestohlen wurden.

Die Ermittler überwachen entsprechende Verkaufsportale im Internet, sie schreiben die Autos außerdem mit Fahrgestellnummern auch international zur Fahndung aus. Die Chancen, sie wiederzufinden, sind verschwindend klein.

(hsr)
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