Lebenslange Haft für Beate Zschäpe Erleichterung bei Opfern und Angehörigen nach NSU-Urteil

Köln · Mit Erleichterung haben Betroffene der türkisch dominierten Kölner Keupstraße auf das Urteil im NSU-Prozess reagiert. „Das ist ein guter Tag“, sagte Friseur Özlan Yildirim. Eine Hinterbliebene aus Dortmund fordert, das es weitere Untersuchungen gibt.

 Der Friseurs Özlan Yildirim steht in seinem Laden. Yildirim ist ein Opfer der Nagelbombe, die der NSU in der Keupstraße explodieren ließ.

Der Friseurs Özlan Yildirim steht in seinem Laden. Yildirim ist ein Opfer der Nagelbombe, die der NSU in der Keupstraße explodieren ließ.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Am Mittwoch ist die Hauptangeklagte Das Oberlandesgericht München sprach die 43-Jährige des zehnfachen Mordes schuldig. Das Gericht stellte auch die besondere Schwere der Schuld fest.

In Köln hat ein Opfer der Anschläge erleichtert auf das Urteil reagiert. „Das Urteil hilft mir. Ich habe psychisch sehr gelitten. Das ist ein guter Tag“, sagte Özlan Yildirim am Mittwoch. Sein Friseurladen war bei einem Nagelbombenanschlag im Juni 2004 in der Keupstraße völlig zerstört worden.

Mit dem historischen Urteilsspruch folgte das Gericht dem Antrag der Bundesanwaltschaft und verurteilte Zschäpe als Mittäterin an den Morden und Anschlägen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU).

Köln: Nagelbombenanschlag lässt Keupstraße nicht los
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Köln: Nagelbombenanschlag lässt Keupstraße nicht los

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In der Keupstraße war am 9. Juni 2004 eine Nagelbombe explodiert, 22 Menschen wurden teils schwer verletzt. Jahrelang hatten Ermittler fälschlicherweise eine Tat im kriminellen Milieu in der sogenannten Türkenstraße vermutet, bis der NSU aufflog.

Es bleibe aber eine Unsicherheit, sagte der türkischstämmige Halil Kaynak. „Zschäpe hatte Beziehungen und vielleicht noch Mittäter, die frei rumlaufen. Da ist noch etwas Angst.“

Die Urteile hält auch die Hinterbliebene des Dortmunder NSU-Mordopfers für einen wichtigen Schritt. Gamze Kubasik, die Tochter des in Dortmund ermordeten Mehmet Kubasik, sieht die Aufarbeitung der Morde des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ aber noch nicht am Ende. „Ich hoffe nun, dass auch alle weiteren Helfer des NSU gefunden und verurteilt werden“, sagte sie am Mittwoch laut einer von ihren Anwälten verbreiteten Mitteilung. „Wenn das Gericht ehrlich ist, wird es auch noch sagen, dass Lücken geblieben sind. Solange diese Lücken bleiben, können meine Familie und ich nicht abschließen.“

(top/ dpa)
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