Prozessbeginn in Köln Mann will Regierungsmaschine starten - nur Strom fehlte

Köln · Der vermutlich psychisch kranke Mann, der im vergangenen Sommer in eine Regierungsmaschine auf dem Flughafen Köln/Bonn geklettert ist, ging dabei ausgesprochen zielgerichtet vor. Der 25-Jährige habe die Bremsklötze vor den Reifen weggezogen, ein sogenanntes Erdungskabel ordentlich aufgerollt, die Abdeckung der Triebwerke fachmännisch entfernt und die Tür des Notausstiegs hinter sich geschlossen, sagte Staatsanwältin Angela Flierl am Donnerstag beim Prozessauftakt vor dem Landgericht Köln. "Dafür waren spezielle Kenntnisse erforderlich."

 Der Angeklagte sitzt neben seinem Verteidiger Karl-Christoph Bode im Landgericht Köln.

Der Angeklagte sitzt neben seinem Verteidiger Karl-Christoph Bode im Landgericht Köln.

Foto: dpa, mb wst

Der Mann war auf dem militärischen Teil des Flughafens unbeobachtet in den Airbus der Flugbereitschaft der Bundeswehr geklettert, der auch von Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel genutzt wird. Mit gezieltem Knopfdrücken im Cockpit habe er die Maschine starten wollen. Das gelang ihm laut Staatsanwältin nur deshalb nicht, weil der Airbus von der Stromversorgung abgeklemmt gewesen sei. Durch einen Knopfdruck hatte er die Notrutsche und ein schrilles Notsignal ausgelöst.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann einen gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr vor. Sie geht jedoch davon aus, dass er an Schizophrenie leidet und schuldunfähig ist. Er soll deshalb in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht werden. Bei der Tat soll er unter Drogeneinfluss gestanden haben. Bevor er in den Airbus kletterte, habe er sich bis auf die Unterhose ausgezogen und seine Kleidung mit einer kleineren Menge Cannabis neben der Maschine abgelegt.

Der 25-Jährige selbst konnte sich vor Gericht nicht an den Vorfall erinnern. Er wisse nicht mehr, wie er da hin gekommen sei. Er sei noch nie geflogen, auch nicht in den Urlaub, sagte der sehr freundlich wirkende Mann auf die Frage, ob er etwas vom Fliegen verstehe.

Als Sicherheitskräfte ihn stellten, lag er im Flugzeug mit einem weißen Bademantel auf einer Couch. Dabei habe er gesagt: "Ich bin das nicht, den Sie suchen. Gehen Sie", berichtete ein Hundeführer vor Gericht. Wie er genau in den gesicherten militärischen Bereich des Flughafen gekommen war, blieb zunächst ein Rätsel. Laut Anklage hatte der in Köln geborene Mann von der Wache der benachbarten Kaserne einen Besucherschein bekommen, weil er anscheinend zu einer Hochzeitsgesellschaft gehörte.

(lnw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort