Prozess in Köln Kurden schlugen Türken wegen rechtsextremen Aufklebers krankenhausreif

Köln · Dutzende Männer schlugen im April 2016 auf einen Mann in Köln ein und zertrümmerten dessen Sportwagen mit Eisenstangen. Auslöser war ein Aufkleber der „Grauen Wölfe“. Vier der Täter standen nun vor Gericht.

Zwei Jahre ist es her, dass auf der Keupstraße im Kölner Stadtteil Mülheim eine Gruppe von bis zu 50 jungen Männern teils mit Metallstangen und einer Mülltonne auf einen Audi TT einschlugen, den damals 38 Jahre alten Fahrer herauszerrten und ihn verprügelten. Einer stach dem Mann mit einem Messer in den Oberarm. Hintergrund des brutalen Angriffs: Auf der Heckscheibe des Sportwagens klebte ein riesiger Aufkleber der rechtsextremen türkischen Partei „Graue Wölfe“. Die Angreifer waren kurdische Aktivisten.

Vier von ihnen, zwei 24- und zwei 28-Jährige, mussten sich am Mittwoch vor dem Kölner Amtsgericht wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Die Kamera eines Juweliers hatte die Tat damals aufgezeichnet. Auf dem Video sind auch Passanten und Anwohner mit Kindern zu sehen, die das Ganze entweder filmten oder erschrocken weiter gingen. Es war früher Abend damals, die Keupstraße voller Menschen.

Opfer ist noch in Therapie

Der Audi war nach der Tat nahezu schrottreif, der Schaden lag bei 25.000 Euro. Das Opfer, Ercan Y. (Name geändert), erzählte im Zeugenstand von Morddrohungen, die er immer noch bekomme. „Das alles ist extrem belastend“, sagte der heute 41-Jährige. Er habe Schlafstörungen, seine Beziehung sei daran zerbrochen, zweimal in der Woche gehe er zu einer Psychologin. „Ich habe wegen Bedrohung sicher 20 Mal Anzeige erstattet.“

Nach einigem Hin und Her und einem Rechtsgespräch zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigern unter Ausschluss der Öffentlichkeit zeigten sich die Angeklagten geständig. „Es geht nicht, den Krieg nach Deutschland zu tragen“, sagte der Vorsitzende Richter. Vor allem nicht wegen eines Aufklebers auf einem Auto. Er verurteilte einen der Angeklagten wegen Sachbeschädigung zu einer Geldstrafe von 900 Euro. Die drei anderen wurden wegen schweren Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung zu Bewährungsstrafen zwischen einem Jahr und vier Monaten und zwei Jahren verurteilt. Der Fall beschäftigt die Gerichte schon länger, andere Beteiligte sind bereits verurteilt worden.

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