Feuer in Kölner Raffinerie Kritik an Shell nach Explosion

Köln · Nach dem Brand eines Chemikalientanks in einer Kölner Raffinerie haben Experten am Freitag die Suche nach der Ursache begonnen. Das verantwortliche Unternehmen Shell will dazu einen externen Gutachter beauftragen, wie eine Unternehmenssprecherin am Freitag erklärte. Auch die Kriminalpolizei ermittelt. Vor kommenden Montag sei aber mit keinem Ergebnis zu rechnen, sagte ein Sprecher.

Shell: Explosion und Rauchwolke über Köln
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Ein Tank mit 4000 Kubikmeter des giftige Stoffs Toluol war am Donnerstagnachmittag auf dem Werksgelände von Shell in Köln-Godorf in Brand geraten und explodiert. Eine riesige schwarze Rauchwolke stieg in den Himmel auf und war kilometerweit zu sehen. Neben der Werksfeuerwehr von Shell waren mehr als 300 Einsatzkräfte der städtischen Feuerwehr vor Ort. Die Polizei hatte Straßen rund um die Raffinerie weiträumig abgesperrt.

Die Feuerwehr hatte die gesamte Nacht und am Freitagvormittag mit Messwagen nach Schadstoffen in der Luft geforscht, aber keine Belastung festgestellt. Eine Gefährdung für die Bevölkerung könne absolut ausgeschlossen werden, sagte ein Sprecher. Aufgrund der Thermik und des starken Windes sei der Ruß sehr weit verteilt worden.
Es seien keine Ablagerungen zu finden.

Kerosin-See unter Wesseling
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Die Staatsanwaltschaft Köln prüfte am Freitag dennoch die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens unter dem Gesichtspunkt der Luftverunreinigung, wie ein Sprecher erklärte. Das Lösungsmittel Toluol ist nach Angaben von Shell gesundheitsgefährdend, aber nicht krebserregend.

Der Naturschutzverband BUND übte Kritik am Krisenmanagement von Shell. Ein Experte vom Landesverband NRW warf dem Unternehmen in einer Mitteilung "unerhörte Verharmlosung" vor. Shell gab zudem zu, dass wichtige Notrufnummern der Rheinland Raffinerie am Donnerstag während des Einsatzes nicht zu erreichen waren. Dies hatten mehrere Medien berichtet.

Nach Angaben von Shell ist die Rheinland Raffinerie die größte Raffinerie Deutschlands. Sie besteht aus zwei Teilen, dem Werk Nord in Köln-Godorf und dem Werk Süd in Wesseling sechs Kilometer südlich.
In einer Erdölraffinerie wird mit Hilfe verschiedener Verfahren Erdöl weiterverarbeitet etwa zu Benzin, Kerosin oder Heizöl.

Der Brand am Freitag war nicht das erste Unglück an den beiden Standorten: Anfang November hatte es einen Zwischenfall in Godorf gegeben, bei dem zwei Mitarbeiter bei einer Verpuffung schwer verletzt wurden. 2012 wurde bekannt, dass in Wesseling über vier Wochen mehr als eine Million Liter Kerosin unbemerkt ins Erdreich ausgelaufen waren. Die Vorfälle bedauere das Unternehmen sehr, sagte Sprecherin Cornelia Wolber. "Die Anlagen werden gemäß gesetzlicher Vorlagen permanent kontrolliert."

(lnw)
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