Ausschreitungen in der Silvesternacht Kölner Kardinal Woelki: Ich war fassungslos

Köln/Düsseldorf · Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat sich angesichts der Ausschreitungen in der Silvesternacht für eine Verschärfung des Sexualstrafrechts ausgesprochen.

Kardinal Woelki neuer Erzbischof von Köln
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Sein ganzes Mitgefühl gelte den betroffenen Frauen, die durch die Bemerkungen, Berührungen und Attacken in ihrer Würde zutiefst verletzt worden seien, sagte er vor Journalisten in Düsseldorf. Der Rechtsstaat müsse daraus die Konsequenzen ziehen. Jede Form von sexueller Gewalt habe in unserer Gesellschaft keinen Platz. Mit Genugtuung sehe er, dass darüber eine neue politische Debatte in Gang komme. "Ich hoffe, dass die Frauen künftig besser geschützt sind. Bereits ein deutliches Signal, dass jedweder sexueller Kontakt ausgeschlossen sein soll, muss ausreichen", sagte Woelki auch unter Hinweis auf Vergewaltigung in der Ehe. Verstöße gegen solche Signale von Frauen müssten als Übergriffe geahndet werden.

Am Silvesterabend habe er sich gegen 18.30 im Kölner Dom befunden. Während der Messe und bei seiner Predigt seien von draußen Lärm und Böllerschüsse zu hören gewesen. "Mein Gott, was ist das denn?" habe er gedacht, weil er sich nicht daran habe erinnern können, dass der Silvestertrubel schon so früh am Abend losgehe: "Ja, ich habe mich gestört gefühlt." Als er später durch die Presse erfahren habe, was im Bahnhofsbereich passiert sei, sei er fassungslos gewesen. "Das ist für einen Rechtsstaat nicht tragbar", betonte der Erzbischof. Dergleichen dürfe sich nirgendwo in Deutschland, Europa oder in der Welt wiederholen.

Woelki bezeichnete es als erschreckend, wie sehr ein Ereignis wie die Kölner Ausschreitungen die Gesellschaft spalte und destabilisiere. In den vergangenen Tagen habe es in den sozialen Netzwerken "von rechten oder braunen Kreisen" regelrechte Hassattacken gegen ihn gegeben. Der Rechtsstaat sei wegen möglicher Abschiebehindernisse zum Teil in Fäkalsprache attackiert worden: "Das hat mich betroffen gemacht."

Trotz der schrecklichen Vorkommnisse auf dem Kölner Hauptbahnhof dürfe man sich jedoch nicht zu vorschnellen Urteilen hinreißen lasse, mahnte der Kardinal. 1000 randalierende Fußballfans seien zwar 1000 zuviel, aber deshalb dürfe man nicht gleich auch die 50.000 friedlichen Stadionbesucher an den Pranger stellen. Woelki: "Das muss auch für die Flüchtlinge gelten. Nur weil sich 1000 in dieser Weise benommen haben und übergriffig geworden sind, was absolut zu verurteilen ist, darf man jetzt nicht die gesamte Flüchtlingslandschaft unter dieses Vorzeichen stellen."

(hüw)
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