Prozess in Köln Hat ein Familienvater eine Frau auf dem Summerjam-Festival vergewaltigt?

Köln · Ein 33 Jahre alter Mann soll eine Frau auf dem Summerjam-Festival in Köln in deren Zelt vergewaltigt haben. Im Prozess streitet er die Tat ab.

 Der Angeklagte (rechts) mit seinem Verteidiger Lukas Pieplow.

Der Angeklagte (rechts) mit seinem Verteidiger Lukas Pieplow.

Foto: RPO/Hauser

Louis K. (Name geändert) war schon oft auf dem Kölner Summerjam, einem der größten Reggae-Festivals Europas. Im Sommer 2016 war er fünf Tage dort und hatte sein Zelt am Fühlinger See aufgeschlagen. Monate später standen zwei Polizeibeamte bei dem vierfachen Vater vor der Tür und nahmen ihn fest, der Vorwurf: Sexueller Missbrauch Widerstandsunfähiger.

Der 33-Jährige soll auf dem Festival eine junge Frau aus Berlin in deren Zelt vergewaltigt haben. Louis K. bestreitet das. Seit Dienstag muss er sich nun vor dem Kölner Landgericht verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft K. vor, am frühen Morgen des 4. Juli 2016 in das Zelt der Frau gestiegen zu sein und die Schlafende vergewaltigt zu haben. Sie wachte laut Anklage auf und forderte K. lautstark auf, zu gehen. „Ich gehe ja schon“, soll der geantwortet und das Zelt verlassen haben. K.s Verteidiger Lukas Pieplow sagt: „Mein Mandant hatte freiwilligen, einvernehmlichen und harmonischen Geschlechtsverkehr mit der Zeugin.“ Nicht am Tag der Tat, sondern drei Tage vorher. K. stellt sich den Fragen des Gerichts und erzählt von der Begegnung mit der Berlinerin. „Ich habe sie schon am ersten Abend kennengelernt, sie war mit ihrer Schwester und deren Freundin dort.“ Sie sei angetrunken gewesen, habe ihn aufgefordert, sich zu ihr ans Zelt zu setzen. „Dann hat sie mich angefasst und geküsst“, sagt der Angeklagte.

Bevor es zum Sex gekommen sei, habe er verschiedene Leute angesprochen und nach einem Kondom gefragt, weil weder er noch die Frau eins gehabt hätten. Nach dem Sex hätten sie im Zelt geredet und Handynummern ausgetauscht. Sowohl die Schwester der Frau als auch die Freundin hätten mitbekommen, dass sie - freiwilligen - Sex gehabt hätten. In den nächsten Tagen habe sie aber dann nicht auf seine Nachrichten reagiert. „Ich habe sie noch einmal an einem Kiosk gesehen, aber nicht mehr mit ihr gesprochen“, sagt K. Er sei das ganze restliche Festival über nicht mehr an ihrem Zelt gewesen.

„Es gab manchmal andere Frauen“

Der Vorsitzende Richter sagt: „Es spricht ja das eine oder andere gegen Sie, sonst würden wir nicht hier sitzen.“ Unter anderem haben die Ermittler K.s DNA-Spuren am Slip der Frau gefunden, den sie in der Nacht des 4. Juli trug.

Der Angeklagte stammt aus dem Kongo und ist nach dem Tod seiner Eltern als 19-Jähriger nach Deutschland gekommen. Er lernte seine Lebensgefährtin kennen und zog nach Köln, die beiden haben vier Kinder zwischen zwei und 13 Jahren und sind noch zusammen. Auf Nachfrage des Vorsitzenden sagt K.: „Es gab manchmal andere Frauen.“ Das sei ihm aber unangenehm. Nach dem Summerjam-Festival habe seine Freundin seine Chats mit anderen Frauen gelesen und sein Handy vor Wut „kaputt gemacht“. Das Thema rund um den Prozess sei tabu zwischen ihnen.

Am Mittwoch hört die Strafkammer das Opfer als Zeugin. Ein Urteil wird für den 27. Februar erwartet.

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