Alte Feuerwache in Köln Wirbel um Toilette für Muslime

Köln · Das soziokulturelle Zentrum Alte Feuerwache in Köln bekommt neue Toiletten. Ungewöhnlich daran: darunter ist auch ein WC, wie es im asiatischen Raum üblich ist - zum Hocken statt zum Sitzen. Vor allem Muslime sollen sich so in dem Bürgerzentrum wohlfühlen. Das stößt auf Kritik.

 So in etwa wird die neue Toilette in der Alten Feuerwache Köln aussehen. (Symbolbild)

So in etwa wird die neue Toilette in der Alten Feuerwache Köln aussehen. (Symbolbild)

Foto: Shutterstock.com/RIDTHISING

Konrad Müller versteht die Aufregung nicht. Medien hatten berichtet, dass im soziokulturellen Zentrum Alte Feuerwache in Köln eine Hock-Toilette eingebaut werden soll. Nun klingelt bei ihm ständig das Telefon. Müller ist Vorstandsmitglied des Trägervereins des Bürgerzentrums. Das mit der Toilette sei "doch nur eine Nebengeschichte", sagt er.

"Die wollten uns keine Klos gönnen"

Vordergründig ging es ihm und den anderen Vorstandsmitgliedern darum, dass in einer Veranstaltungshalle auf dem Gelände des Bürgervereins überhaupt Toiletten eingebaut werden. Das Gebäude soll derzeit saniert werden. "Die wollten uns keine Klos gönnen", sagt Müller. Mit "die" meint er die Stadt Köln. Die Verwaltung war zunächst der Meinung, Besucher der Halle könnten auch in dem über den Hof gelegenen Restaurant auf die Toilette gehen. "Aber dann hätten sie ja im Winter durch den Matsch gemusst, das ist doch unglaublich", sagt Müller.

Als die Stadt dann schließlich doch neue Toiletten bewilligte, hatte der Verein die Idee mit dem asiatischen WC: Zusätzlich zu zwei europäischen Toiletten sollte auch eine Toilette eingebaut werden, wie sie in vielen asiatischen Ländern üblich ist: ohne Sitz, sondern eingelassen in den Boden, mit einem Wasserschlauch. In muslimisch geprägten Ländern sei es üblich, nach dem Toilettengang kein Papier, sondern Wasser zu benutzen, sagt Müller. "Ich kenne persönlich mehrere Muslime, die sich in ihrem Bad zuhause extra einen Wasserschlauch mit Brause haben einbauen lassen." In der Alten Feuerwache soll ein solches WC nun in der Behindertentoilette eingebaut werden, die vorgeschrieben ist. Dort sei genug Platz. Der "Express" berichtete zuerst über die Pläne.

Die Kosten für den Einbau wie für die gesamte Sanierung der Halle werden aus Geldern für die Integration von Flüchtlingen bezahlt. Einen Teil übernimmt die Stadt Köln, einen Teil das Land NRW. Mehrkosten für die Toilette im Vergleich zu einem europäischen WC: 100 Euro.

Inge Schürmann, Sprecherin der Stadt Köln, betont, dass es sich bei der Toilette nicht um ein Plumpsklo handeln werde: "Die wird ans Kanalnetz angeschlossen wie die anderen Toiletten auch." Schürmann findet es normal, dass es in einem Gebäude verschiedene Toiletten geben soll: "In China haben Sie bei vielen Sehenswürdigkeiten auch zusätzlich zu den für das Land typischen Toiletten noch zwei europäische." Das Angebot orientiere sich eben an den Benutzern.

Und die kommen in der Alten Feuerwache Köln aus aller Welt. "Wir haben schon immer mit Migranten zusammenarbeitet. Aber insbesondere seit dem Sommer 2015, in dem eine große Zahl Flüchtlinge nach Deutschland kam, haben wir viele ausländische Gäste", sagt Müller. Das Bürgerzentrum engagiert sich bei der Integration von Flüchtlingen, hilft ihnen beim Deutsch-Lernen, arbeitet mit Flüchtlingsunterkünften zusammen, organisiert Kulturveranstaltungen. "Die neue Toilette soll eine Geste für diese Gäste sein. Wir finden, das gehört sich für einen guten Gastgeber, dass man sich auf seine Gäste einstellt", sagt Müller.

In den sozialen Medien wird die Toilette, die vor allem auch Muslime ansprechen soll, kontrovers diskutiert. "Dreht Köln jetzt völlig durch?", fragt ein Nutzer auf Facebook. "Unsere Landsleute helfen den Muslimen, Parallel-Gesellschaften entstehen zu lassen", schreibt ein anderer, "Wir machen uns lächerlich", kommentiert ein Dritter. Für die Verantwortlichen der Alten Feuerwache ist das neue WC dagegen "Teil einer interkulturellen Realität", wie Vorstandsmitglied Hans-Georg Lützenkirchen sagt.

Mit dieser Einstellung steht das Bürgerzentrum nicht allein. In der Zentrale der GEM, dem Entsorgungsunternehmen in Mönchengladbach etwa gibt es schon seit über zehn Jahren eine Toilette für muslimische Mitarbeiter. "Wir haben im Zuge des Neubaus am Nordpark im Jahr 2004 direkt eine solche Toilette eingeplant und auch eine Dusche mit einer Einzelkabine", sagt Sprecherin Anne Peters-Dresen. Das sei für die Geschäftsführung und den Betriebsrat selbstverständlich gewesen. "Bei uns arbeiten 18 unterschiedliche Nationen und wir wollen allen unseren Mitarbeitern gerecht werden." So gebe es bei Grillfesten der Firma zum Beispiel auch immer einen Halal-Grill.

Bei den Mitarbeitern komme das gut an. Für die muslimischen Kollegen sei die Toilette sehr wichtig, erzählt Peters-Dresen: Die Kollegen wollten auch im Schichtdienst die Gebetszeiten einhalten. Vor dem Gebet hätten sie ein spezielles Waschritual, für das es wichtig sei, eine Toilette mit Wasserschlauch zu haben.

Die neue Toilette in der Alten Feuerwache Köln soll dem Vorstand zufolge übrigens ausdrücklich nicht nur Muslimen vorbehalten sein.

(lsa)
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