„Schwerster Ausbruch in Europa“ 28 Patienten in Köln an gefährlichem Bakterium erkrankt

Köln · Mehrere Patienten sind offenbar in einer Kölner Radiologiepraxis mit einem gefährlichen Bakterium infiziert worden. Es soll einen Todesfall gegeben haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

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Foto: dapd

Nach dem Fund eines gefährlichen Erregers in einer Kölner Radiologie-Praxis ermittelt die Staatsanwaltschaft. Man prüfe, ob der Tod eines Rentners auf eine Infektion mit dem Bakterium Pseudomonas aeruginosa zurückzuführen sei, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Dienstag. Untersucht werde auch, ob 28 ebenfalls erkrankte Patienten der Praxis mit dem Erreger infiziert sind.

„Im Rahmen von CT-gesteuerten periduralen Infiltrations-Therapien ist es in einem Zeitraum von zirka zweieinhalb Wochen zu Infektionen mit einem pansensiblen Erreger Pseudomonas aeruginosa gekommen“, sagte der ärztliche Geschäftsführer des MVZ, Michael Herbrik. 28 Patienten seien betroffen. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte zuerst darüber berichtet.

Ein 84-jähriger Kölner, der im Januar eine solche Spritze erhielt, war gestorben, nachdem in der Folge der Behandlung schwere Komplikationen aufgetreten waren. „Als eine Querschnittslähmung drohte, musste mein Mann notoperiert werden“, sagt die Ehefrau. 36 Stunden nach der OP starb der Mann. Ob der Tod auf die Keiminfektion zurückzuführen ist, werde jetzt in einem „Todesermittlungsverfahren“ geklärt, teilte die Kölner Staatsanwaltschaft mit. Oberstaatsanwalt Bremer bestätigte, dass der Senior sich Anfang des Jahres wegen Rückenproblemen in der Praxis hatte behandeln lassen. Nachdem er eine Spritze erhalten hatte, sei es wiederholt zu Komplikationen gekommen. Nach der Operation starb er Mitte April an Multiorganversagen.

Die Ermittlungen zu dem Fall stünden noch am Anfang, so Bremer. Das Gesundheitsamt sei unverzüglich nach Bekanntwerden des Falls eingeschaltet worden, sagte eine Sprecherin der Stadt Köln.

Mehrere Patienten des Versorgungszentrums erlitten nach Informationen der Kölner Zeitung infolge der Behandlung eine lebensgefährliche Hirnhautentzündung (Meningitis). Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene spricht vom „schwersten Ausbruch mit diesem Erreger in einer ambulanten medizinischen Einrichtung überhaupt“. In Europa sei „bislang kein schwererer Fall beschrieben worden“, sagte Vorstandssprecher Peter Walger.

Das MVZ, eine radiologische Praxis im Kölner Stadtzentrum, hat nach eigenen Angaben „aufgrund der Vielzahl der betroffenen Patienten“ selbst die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Laut Gesundheitsamt Köln und der betroffenen Praxis ist die Ursache für den Ausbruch bislang nicht gefunden worden.

Im Zeitraum vom 2. Januar bis zum 1. März 2019 sind nach Angaben des Versorgungszentrums 297 Patienten mit der Therapie behandelt worden, einige von ihnen mehrfach. Da der Infektionszeitraum nicht sicher sei, seien die meisten potenziell Betroffenen Ende März schriftlich und mündlich informiert worden. „Wir stehen in engem Kontakt mit den betroffenen Patienten und bedauern sehr, dass sie sich in unserer Praxis infiziert haben“, so MVZ-Geschäftsführer Herbrik. Er kündigte zudem an: „Sofern unseren Patienten durch ein Verschulden der Praxis ein Schaden entstanden ist, werden wir für diesen einstehen.“

(skr/hsr/dpa)
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