Prozess um Fahrraddiebstahl in Köln Drei Männer, ein Lkw und ein Bolzenschneider

Köln · Drei Männer fahren nachts mit einem Lkw durch Köln, einer wird dabei erwischt, wie er an einem Fahrrad herumzerrt. Nun mussten sie sich vor Gericht verantworten.

 Eingang zum Kölner Justizgebäude

Eingang zum Kölner Justizgebäude

Foto: hsr

Um die Frage, was drei Männer mit einem Bolzenschneider und einem 7,5-Tonner mitten in der Nacht in Köln vorhatten, ging es am Mittwoch im Kölner Amtsgericht. Die drei Angeklagten, Peter W., Joachim S. und Mick K. (Namen geändert), wurden des versuchten gemeinschaftlichen Diebstahls angeklagt, weil sie in einer Novembernacht im vergangenen Jahr im großen Stil versucht haben sollen, Fahrräder zu stehlen.

Es war nachts um 2.30 Uhr, als ein Zeuge das Trio im Kölner Stadtteil Niehl bemerkte. "Zwei saßen in einem Lastwagen, einer zerrte mit Gewalt am Schloss eines Fahrrads", erzählt der 32-Jährige. Er sei dann hingegangen und habe gefragt: "Kann ich helfen?" Der Mann am Rad habe das verneint und gesagt: "Mach halt", als der Zeuge damit gedroht habe, die Polizei zu rufen. Im Gerichtssaal wird es unruhig. Der Angeklagte Peter W. ruft dem Zeugen zu: "Hast du Hallus?"

Seine Version der Geschichte ist eine andere. "Ich musste pinkeln und bin deshalb ausgestiegen." Mit seinen Kumpels sei er auf dem Weg nach Hürth gewesen. "Wir wollten dort ein Sofa bei einem Freund abholen — deshalb der Lkw." Nachts um halb drei? Der Vorsitzende will das genauer wissen: "Der Zeuge hat Sie in einer hockenden Haltung angetroffen. Ich persönlich stell mich hin, wenn ich mal muss, um meine Hose nicht nass zu machen — eine andere Technik habe ich noch nicht entwickelt."

Doch der 34-Jährige bleibt bei seiner Version, die die Mitangeklagten bestätigen. Die alarmierte Polizei stoppte den Lastwagen damals und stellte einen Bolzenschneider unter dem Beifahrersitz sicher. "Das finde ich alles ein bisschen seltsam", sagt der Amtsrichter. Den Polizisten hatte Peter W. allerdings damals nicht davon erzählt, dass er angeblich dringend auf die Toilette musste. Er habe an den Rädern gestanden, um mit seiner Freundin zu telefonieren, hieß es damals. Im Lastwagen sei es zu laut gewesen.

Staatsanwältin und Richter nehmen den Dreien die Story nicht ab. Auch wenn die Ladefläche des Lastwagens leer war. "Was Sie erzählen, wirkt konstruiert und abgesprochen", sagt die Staatsanwältin. Die Angeklagten haben bis zu 14 Vorstrafen, wurden unter anderem bereits wegen Betrugs, Drogendelikten, Körperverletzung und Diebstahls verurteilt.

Der Vorsitzende verurteilt Peter W. zu einer Geldstrafe in Höhe von 800 Euro. W. will den Bolzenschneider wiederhaben, den die Polizei sichergestellt hat, doch das Gericht lehnt das ab. Er behauptet, ihn unter dem Sitz gehabt zu haben, weil er damit eine Tür des Lastwagens öffnen musste, die immer klemmt. Joachim S. (28) muss 300 bezahlen und Mick K. (41) 400 Euro. "Wir haben doch gar nichts gemacht", sagt Mick K. noch in seinem letzten Wort.

Das allerletzte Wort hat der Richter: "Ich kann ihnen nur raten, das nächste Mal vor Gericht nicht ganz so dilettantisch vorzugehen."

(hsr)
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