20.000 Teilnehmer erwartet Polizei rüstet sich für Kurden-Großdemo am Samstag in Köln

Köln · Die Polizei bereitet sich auf einen Großeinsatz in Köln vor. Rund 20.000 kurdische Demonstranten oder mehr werden am Samstag erwartet. Gewaltbereite Demonstranten wollen sich offenbar unter den Zug mischen. Kölns Innenstadthändler machen sich Sorgen.

Pro-kurdische Demonstration am 22. Januar 2018 in Hamburg.

Pro-kurdische Demonstration am 22. Januar 2018 in Hamburg.

Foto: dpa, dbo gfh

Die Polizei erwartet an diesem Samstag in Köln mindestens 20.000 kurdische Demonstranten zu Protesten gegen die türkische Militäroffensive in Nordsyrien. Man rüste sich für einen Großeinsatz und habe zusätzlich zu den zunächst rund 1500 eingeplanten Polizeibeamten weitere Einsatzkräfte nachgefordert, sagte ein Polizeisprecher. Der kurdische Dachverband Nav-Dem habe für Samstagmorgen eine Kundgebung in der Nähe des Hauptbahnhofs angemeldet und wolle dann durch die Innenstadt ziehen.

Der Demoweg führt ab 10 Uhr vom Ebertplatz über die Ringe bis zum Friesenplatz, dann weiter über die Magnussstraße, Burgmauer, Tunisstraße und Turiner Straße zurück zum Ebertplatz, wo um 16 Uhr eine Abschlusskundgebung stattfinden soll.

Kritik kam vom städtischen Handel. "Erneut werden viele tausend Besucher abgehalten, in die Stadt zu kommen, um einen entspannten Köln-Aufenthalt mit Einkauf zu erleben", hieß es in einer Erklärung des Kölner Stadtmarketings.

Die linksautonome Szene habe bundesweit zur Teilnahme aufgerufen. Außerdem mobilisiere die gewaltbereite kurdische Apoistische Jugend für Köln.

Nav-Dem (Demokratisches Gesellschaftzentrum der Kurden in Deutschland) ist laut Bundesverfassungsschutz eng mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden, deren Anführer Abdullah Öcalan in der Türkei inhaftiert ist. Der Polizeisprecher sagte, man halte Wasserwerfer bereit und schreite auch ein, wenn verbotenerweise PKK-Fahnen oder Öcalan-Bilder gezeigt würden. Im September 2017 hatte Nav-Dem in Köln mit Tausenden Teilnehmern ein Kurden-Festival veranstaltet, bei dem Öcalan-Fahnen zu sehen waren. Das hatte für große Verärgerung in Ankara geführt.

Laut Kölner Polizei liegt der Platz der Startkundgebung ausgerechnet in einem Viertel, in dem viele türkischstämmige Menschen leben. In den vergangenen Tagen sei es an einigen Orten in Deutschland zu Rangeleien zwischen Kurden und pro-türkischen Gruppen gekommen. Auch in Köln müsse mit einer "hochemotionalisierten Stimmung" und Provokationen gerechnet werden. Zudem erwarte man zum Spiel des 1. FC Köln gegen Augsburg viele Fußballfans, die ebenfalls im Blick zu halten seien. Die Polizei und die Stadt kündigten Absperrungen und Verkehrsbeeinträchtigungen an.

Laut NRW-Innenministerium hat es seit Beginn der türkischen Militäraktion in Syrien bundesweit zahlreiche Demonstrationen von Kurden in mehreren Städten gegeben. Bisher sei es überwiegend friedlich geblieben. An diesem Samstag hätten Kurden auch etwa für Bonn oder Essen Veranstaltungen angemeldet. Die Union Europäisch Türkischer Demokraten (UETD) - sie steht der Regierungspartei AKP in Ankara nahe - will hingegen in Bonn für die Militäroperation "aufgrund des Rechts auf Selbestverteidigung" werben.

Nav-Dem sieht im Vorgehen gegen die Kurdenmiliz YPG in der kurdischen Enklave Afrin einen "Völkerrechtsbruch". Die türkischen Streitkräfte sollen auch aus deutscher Produktion stammende Kampfpanzer einsetzen. Die Bundesregierung hatte sich am Donnerstag besorgt über den militärischen Konflikt geäußert. Die kurdischen Volksschutzeinheiten YPG sind mit den USA verbündet. Die Türkei sieht die YPG als syrischen Ableger der PKK und damit als Terrororganisation.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker richtete einen Appell an alle Demo-Teilnehmer: "Das Versammlungsrecht ist ein hohes Gut und als Demokratin trete ich aktiv für ein liberales Demonstrationsrecht ein. Es darf aber nicht für gewalttätige Auseinandersetzungen missbraucht werden. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des morgigen Demonstrationszuges rufe ich dazu auf, sich ihre eigene, persönliche Verantwortung bewusst zu machen und ausschließlich friedlich die eigene politische Ansicht zu artikulieren." Sie bittet alle Teilnehmer, sich nicht provozieren zu lassen.

(lsa)
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