Mehr als 4000 Teilnehmer Kölns OB Reker sagt Karnevalstermine ab und demonstriert gegen rechts

Köln · Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat alle Karnevalstermine für Freitag abgesagt. Sie nahm an einer Demo von „Köln gegen Rechts“ auf dem Roncalliplatz teil. Der Anschlag in Hanau wird auch Thema im Rosenmontagszug sein.

 Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos)

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos)

Foto: dpa/Marius Becker

„Nach dem furchtbaren rassistischen Mordanschlag in Hanau mit zehn Toten, vielen Verletzten und dem unfassbaren Leid, das über Familien und Freunde der Opfer und die ganze Stadt Hanau gebracht wurde, ist es mir wichtig, als Oberbürgermeisterin der Stadt Köln ein Zeichen zu setzen“, begründet Henriette Reker ihre Absage. „Ich werde deshalb am Freitagabend um 18 Uhr auf dem Roncalliplatz an der Demo von ‚Köln gegen Rechts‘ teilnehmen. Wir müssen gemeinsam gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf die Straße gehen.“

Bei der Veranstaltung während der Karnevalstage seien „deutlich mehr“ Teilnehmer als die angemeldeten 300 gekommen, sagte ein Sprecher der Polizei. Eine konkrete Schätzung wollte er aber zunächst nicht abgeben. Der Roncalliplatz am Kölner Dom sei voll, berichteten die Organisatoren der Trauermahnwache vom Bündnis „Köln gegen Rechts“ via Twitter, bei Facebook schrieben sie am Abend von mehr als 4000 Teilnehmern. Laut Polizei verlief die Veranstaltung zunächst friedlich.

Reker bezeichnet die Tat von Hanau als „Anschlag auf unsere offene und vielfältige Gesellschaft“. Hanau sei kein Alarmzeichen mehr. „Schon der Terrorakt von Halle war mehr. Ebenso der Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Und die Morde des NSU. Die Gewalt von rechts ist real“, sagte sie. „Ich habe selbst erfahren, welche Folgen es haben kann, wenn man sich für eine offene Gesellschaft einsetzt. Aber in Köln weichen wir keinen Millimeter vor rechter Hetze zurück.“

Reker hatte am Morgen gefordert, die AfD vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen. Die Partei müsse sich von der Tat in Hanau unmissverständlich distanzieren. „Die Äußerungen von Herrn Gauland sind völlig ungenügend“, sagte Reker. „Es ist doch klar: Wer Hass sät, ist mitverantwortlich für solche Taten. Aus Worten werden Taten, das sollte auch der AfD klar sein.“ AfD-Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland hatte auf die Frage, ob es einen Zusammenhang etwa von Äußerungen aus der AfD-Bundestagsfraktion mit der Tat in Hanau gebe, geantwortet: „Ich glaube nicht, dass die Bundestagsdebatten in irgendeiner Weise etwas zu tun haben mit der Tat eines völlig geistig Verwirrten.“

Mottowagen thematisiert Hanau im Rosenmontagszug

Auch das Festkomitee Kölner Karneval reagiert auf den Anschlag in Hanau und plant einen Wagen zu Hanau im Rosenmontagszug. „Das wird in jedem Fall Thema sein“, sagt Sprecherin Tanja Holthaus.

Die Kölner Polizei teilte mit, dass die Sicherheitslage in Köln „stetig neu bewertet wird“, um auch über die Karnevalstage ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten. Der Staatsschutz der Kölner Polizei stehe dazu im Austausch mit allen Sicherheitsbehörden der Länder und des Bundes. An Rosenmontag werden 1000 Polizeibeamte in Köln im Einsatz sein. „Nach bisherigen Erkenntnissen gibt es derzeit keinerlei Hinweise auf erkennbare Verbindungen nach Köln“, teilte die Behörde nach dem Anschlag in Hanau mit. Die Kölner Polizei habe aber ihre Aufklärungsmaßnahmen verstärkt und stehe in engem Kontakt mit der Stadt, dem türkischen Generalkonsulat, dem DITIB-Vorstand, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde und dem Festkomitee Kölner Karneval.

(hsr)
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