Tausende Gegner stören Islamkritiker Nur 150 "Kögida"-Anhänger bei Demo in Köln

Köln · Nachdem ihr Marsch doch erlaubt wurde, zogen am Mittwochabend rund 150 "Kögida"-Teilnehmer durch die Kölner Innenstadt. Gleichzeitig kamen Tausende Menschen zur einer Trauerkundgebung für "Charlie Hebdo".

"Kögida": 150 Anhänger ziehen durch Köln
9 Bilder

150 "Kögida"-Anhänger ziehen durch Köln

9 Bilder

Zunächst hatten sich die Islamkritiker des Kölner "Pegida"-Ablegers am Hauptbahnhof in Köln versammelt. Der Haupteingang des Bahnhofs war geschlossen, Bahnreisende kamen nur umständlich zu ihren Zügen. Die Polizei sprach von rund 150 "Kögida"-Aktivisten, darunter offenbar auch mehrere "Hogesa"-Anhänger. Mehrere Tausend Gegendemonstranten stellten sich den Islamkritikern in den Weg. Ein großes Polizeiaufgebot trennte die beiden Gruppen. Gegen 19 Uhr hatte sich der "Kögida"-Marsch durch die Innenstadt in Gang gesetzt. Die Route führte vom Bahnhofsvorplatz über die Domprobst-Ketzer-Straße, An den Dominikanern bis zur Straße "Kattenbug". Auf gleichem Weg bewegte sich der Demonstrationszug zurück zum Bahnhofsvorplatz und schloss dort mit einer Kundgebung. Auf Twitter posteten Teilnehmer Fotos von der aufgeheizten Stimmung am Bahnhof.

Der Seiteneingang wird von der Polizei für den Abzug der #koegida-Teilnehmer frei gehalten. #nokoegida pic.twitter.com/Ze4HUrxORa

Anders als vor zehn Tagen blieb der Dom beleuchtet. Am 5. Januar hatten in Köln einige hundert "Pegida"-Anhänger demonstriert, während mehrere tausend Menschen dem Aufruf von "Köln stellt sich quer" folgten und vor rechtem Gedankengut warnten. Als Zeichen des Protests gegen Islam- und Ausländerfeindlichkeit war das Licht am Dom abgeschaltet worden. Das bleibe aber ein einmaliges Signal, teilte das Domkapitel in dieser Woche mit, "Kögida" solle nicht durch Wiederholung aufgewertet werden. Stattdessen wurde jedoch über dem Nordportal der weltbekannten Kathedrale und in Sichtweite der am benachbarten Hauptbahnhof demonstrierenden Kögida-Anhänger ein großes Transparent angebracht. Die Aufschrift lautete: "Die Kirche verwirft jede Diskriminierung eines Menschen und jeden Gewaltakt gegen ihn um seiner Rasse und Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht."

Nur wenige Hundert Meter weiter versammelte sich das Bündnis "Köln stellt sich quer" eine Woche nach dem Terroranschlag auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" zu einer Trauerkundgebung am Appellhofplatz. Unter dem Motto "Wir sind Charlie - Für Freiheit und Vielfalt" kamen etwa 6500 Menschen in der Kölner Innenstadt zusammen.

Der Schriftsteller Navid Kermani (47) hielt eine Rede. Er sagte, Freiheit und Gleichheit seien nicht das ganze Erbe der französischen Revolution. "Die letzten Tage haben uns daran erinnert, dass wir bei allen politischen Rechten und gesetzlichen Regeln immer auch das Moment der Brüderlichkeit im Blick haben müssen, der Empathie, des Einstehens für den Schwächeren, der Gastfreundschaft gegenüber dem Fremden, der Solidarität mit dem Verfolgten."

Dem Kögida-Aufzug war eine juristische Auseinandersetzung vorausgegangen. Der Kölner Polizeipräsident hatte zunächst den angemeldeten Marsch durch die Innenstadt verboten und zugleich den Kundgebungsort vom Bahnhofsvorplatz einige hundert Meter in Richtung Innenstadt verlegt. Das Kölner Verwaltungsgericht bestätigte das Verbot des Aufzugs, erlaubte jedoch die Kundgebung am ursprünglich geplante Ort auf dem Bahnhofsvorplatz. Kurz vor der Demonstration am Mittwoch hob dann das Oberverwaltungsgericht Münster das Marsch-Verbot für die Kögida-Aktivisten auf.

(lnw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort